Filmplakat Westworld

4,5/10

"Sir, wir haben über die Roboter jede Kontrolle verloren." — Westworld, 1973

Westworld

Besprechung

Für 1000 Dollar am Tag kann man in der Ferienanlage Delos machen, was man will. Man kann im Wilden Westen Menschen erschießen, den Sheriff spielen, mit Huren verkehren. Oder man erlebt ausschweifende Orgien im alten Rom. Wer möchte, kann aber auch im Mittelalter gegen Ritter kämpfen, bzw. holde Jungfrauen retten. Das wird alles ermöglicht durch Roboter, täuschend echte Roboter, die den Menschen jeden Wunsch erfüllen.

Die beiden Freunde Peter Martin (Richard Benjamin) und John Blane (James Brolin) gönnen sich eine Auszeit im Amerika von 1880. Sie werden eingekleidet und in eine Westernstadt gebracht. Für John ist es der zweite Besuch, Peter kann sich zunächst nicht richtig einfinden in dieser künstlichen Welt. Als ein schwarz gekleideter Cowboy (Yul Brynner) Peter anrempelt und dazu noch beleidigt, lässt Peter das über sich ergehen – bis er den Angreifer doch noch erschießt.

Des Nachts werden die Roboter, so auch der schwarze Cowboy, repariert, damit sie am folgenden Tag erneut für die zahlenden Gäste bereitstehen. Doch was niemand weiß: In letzter Zeit haben die Fehlfunktionen bei den Robotern aus unerklärlichen Gründen zugenommen. Während die Mechaniker im Hintergrund der Sache auf den Grund gehen, werden Peter und John zu Desperados.

Eines Tages fordert der schwarz gekleidete Revolverheld erneut die beiden Stadtmenschen heraus und läuft dabei Amok. In Delos bricht die Hölle los.

Meinung von

Autor Michael Crichton hatte also auch schon vor Jurassic Park die Idee eines unkontrollierbaren Amüsierparks. Waren es in den 1990ern Dinosaurier, die dank Gentechnik wieder zum Leben erweckt wurden, waren es in den 70ern die mechanischen Menschen, die Angst und Schrecken verbreiteten. Das Rezept ist jedoch unverändert. Die Menschen wollen unterhalten werden und schaffen etwas, das sie nicht beherrschen können. Mit dem Unterschied, dass Westworld um Längen ruhiger ist.

Westworld ist ein typischer Film der 70er – allerdings mit einem sehr schmalen Budget und einem unerfahrenen Regisseur, nämlich Crichton selber. Zwei Jahre vor Westworld stand Crichton noch in einer sehr kleinen Nebenrolle bei Andromeda — Tödlicher Staub aus dem All vor der Kamera, nun nahm er also bei seinem ersten großen Blockbuster im Regiestuhl platz. Westworld ist dabei noch recht ungelenkig. Die Filme von damals waren – im Vergleich zu modernen Filmen – sehr viel ruhiger. Aber Westworld ist doch etwas zu ruhig, man möchte sagen lahm. Spannung kommt hier nicht wirklich auf.

Richard Benjamins und James Brolins Charaktere sind nicht gerade die, die man unbedingt ins Herz schließt und mit denen man mitfiebern würde. Und Superstar Yul Brynner hat eine sehr kleine Rolle mit sehr wenig Text. Im Grunde geht er nur steif umher und zieht hin und wieder seine Knarre. Verschwendung eines Talents.

Im Erscheinungsjahr 1973 mag Westworld toll gewesen sein. Computer kamen auf, die Angst vor den Maschinen wuchs allmählich (fünf Jahre zuvor hatte Stanley Kubrick seinen HAL in 2001 auf die Menschheit losgelassen). Da kommt ein Amok-laufender Roboter doch gerade richtig, um den Menschen von damals einen Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Heute holt man mit dem Streifen keinen Hund hinterm Ofen mehr hervor. So wird zum Beispiel die Unberechenbarkeit der Maschinen nicht deutlich hervorgehoben. Da sind ein paar Leute im weißen Kittel – warum die einen Kittel tragen weiß ich nicht – und erwähnen nebenbei die Fehlfunktionen. Erst später kommt ein Gedanke auf von einer "Krankheit" unter den Robotern. Aber so einen Gedanken wolle man nicht haben und schon wird er wieder fortgewischt. Dass die Kittelträger beim Ausbruch der Katastrophe alle im Kontrollraum hocken, der aus unerklärlichen Gründen luftdicht abgeschlossen ist … wird auch nicht richtig beleuchtet. Schade.

Westworld ist eine Zukunftsangstfantasie, die fest in ihrer Zeit verankert ist. Damals war der Film auch vielleicht in irgendeiner Weise wichtig, weshalb man ihn auch einmal gesehen haben sollte. Viel öfter muss man ihn jedoch nicht anschauen.