Filmplakat 96 Hours – Taken 2

7/10

"Die Typen, die uns folgen, haben bald ein Problem." — 96 Hours – Taken 2, 2012

96 Hours – Taken 2

Besprechung

Bryan Mills (Liam Neeson) ist immer noch übervorsichtige Vater, an seine Tochter Kim (Maggie Grace) lässt er niemanden ran. Der Schrecken ihrer Entführung sitzt auch noch zu tief. Da es bei seiner Ex-Frau Lenore (Famke Janssen) in ihrem Mann krieselt, bietet Bryan den beiden an, ihn in Istanbul zu besuchen. Er hat dort einen Drei-Tage-Auftrag, danach könne man sich ja zu dritt entspannen und ein wenig Spaß haben.

Da hat Bryan die Freizeitplanung ohne den Albaner Murad Krasniqi (Rade Serbedzija) gemacht. Der ist nämlich der Vater gewesen von einem der Entführer Kims, die Bryan seinerzeit umgebracht hat. Murad und Co. schwören Blutrache an dem ehemaligen CIA-Agenten. Sie reisen nach Istanbul um Bryan, Lenore und Kim zu entführen und anschließen zu töten.

Kim kann entkommen. Mit der telefonischen Hilfe von Papa geht die Rettungsaktion los.

Meinung von

Der erste Teil war knallhart und für mich überraschend gut. Liam Neeson rauschte damals durch die Reihen der Schurken auf der Suche nach seiner entführten Tochter. Simpel, klare Ansage. Wow. Wie sollte man das toppen?

Sie konnten es nicht besser machen, aber durchaus gut. Die Geschichte ist logisch, wenn man bedenkt, dass Bryan Mills diverse Bösewichte kaltblütig umgebracht hat. Ja, diese Männer hatten auch Familie, waren Söhne, Brüder und Väter. So grässlich ihr Betätigungsfeld auch war, es gab jemanden, der auf sie wartete. Die Figur des Murad ist so ein zurückgebliebener, trauernder Vater. Ein Vater, der aus einer Kultur kommt, wo man Vergeltung übt. Daher rührt die Grundidee von Taken 2. Wieder simpel und verständlich. Nichts, was "aus dem Hut gezaubert" wird.

Taken 2 ist spannend, temporeich und hat wieder diese "Oh mein Gott, was für eine harte Sau!"-Momente. Action-Freunde kommen auf ihre Kosten. Selbst die Verfolgungsjagd durch Istanbul fördert die Adrenalin-Produktion. Was total daneben ist, ist - wie sollte es anders sein - der deutsche Titel. 96 Hours - Taken 2? Wirklich? Beim ersten Teil machte das mit der Stundenzahl ja noch Sinn. Soviel Zeit hatte der Vater, um seine entführte Tochter wieder zu finden. Danach wäre sie verloren. Aber im zweiten Teil gibt es diesen Zeitdruck nicht. Also was soll der Zusatztitel, liebe Universal Film?

Dass der Zeitfaktor fehlt, ist auch ein Schwachpunkt an Taken 2, der hat dem Ganzen mehr Würze gegeben. Ansonsten kommt Liam Neeson wieder voll zur Geltung. Sein Bryan ist ein exzellenter (Ex-)Agent, der in schwierigen Situationen die Nerven behält, seine Umgebung trotz Sack über dem Kopf "im Auge behält" und im richtigen Moment kräftig zuschlagen kann. Dennoch fehlt ein wenig von der Geradlinigkeit, die man im ersten Teil zu sehen bekam.

Das Geschmalze ist auf einem Minimum, dafür Danke. Das Ende ist gut, wenn es auch Freiraum für einen dritten Teil lässt, der hoffentlich nicht kommt. Bryan meinte am Schluss zu Murad bereits, er habe keine Lust mehr auf das alles. Da der zweite Teil, so gut er auch ist, nicht an den ersten ranreicht, wollen wir es mal beim zweiten Teil belassen, ne!?

Nett auch der Gedanke, der schließlich transportiert wird, dass all dieses Blutrache-Gedöns völliger Schwachsinn ist. Musste mal gesagt werden.

Also noch einmal: Action-Freunde sind bestens aufgehoben. Wilde Explosionen gibt es nicht, dumme Sprüche ebenfalls nicht. An manchen Stellen ist er doch recht hart, kommt aber in seiner Brutalität nicht an seinen Vorgänger heran.