Filmplakat Rapunzel – Neu verföhnt

8,5/10

"Zerstöre niemals den gefälschten Ruf eines Mannes." — Rapunzel – Neu verföhnt, 2010

Rapunzel – Neu verföhnt

Besprechung

Rapunzel (Mandy Moore) ist jung, hübsch, hat langes blondes Haar und lebt seit sie denken kann in einem Turm. Ihre Mutter (Donna Murphy) – die gar nicht ihre Mutter ist, sondern eine fiese, alte Frau – hält sie in dem Turm vor der „bösen Welt“ versteckt — angeblich. Tatsächlich ist Rapunzel eine entführte Prinzessin mit magischem Haar, das die Kraft eines heilenden und die Jugend schenkenden Sonnenstrahls hat, der einst auf die Erde fiel. Rapunzels „Mutter“ macht sich den Jungbrunnen zu eigen.

Eines Tages steht ein Dieb bei Rapunzel im Turm. Flynn Rider (Zachary Levi) hat gerade die Krone der verschwundenen Prinzessin gestohlen und ist vor seinen Komplizen, den Stabbington Brüdern (Ron Perlman) auf der Flucht. Doch Rapunzel weiß sich trotz ihrer Unerfahrenheit zur Wehr zu setzen. Ein Hoch auf die Bratpfanne!

Flynn bekommt die Krone wieder, wenn er Rapunzel zu den „aufsteigenden Lichtern“ führt. Am nächsten Tag ist ihr 18. Geburtstag und an jedem ihrer Geburtstage sieht sie in der Ferne hunderte, wenn nicht gar tausende von Lichtern gen Himmel steigen. Das möchte sie aus nächster Nähe sehen. Was sie nicht weiß: das sind Licht-Ballons, die für die verschwundene Prinzessin steigen gelassen werden, auf das sie ihren Weg zurückfinden möge.

Rapunzel, ihr Chamäleon Pascal und Flynn machen sich auf den Weg zum Schloss. Ihnen auf den Fersen: die Stabbington Brüder, die Hexe und das Schloss-Pferd Maximus.

Meinung von

Drei Dinge vorweg: Ich denke, jetzt hat Disney alle Prinzessinnen durch. Oder ist da noch eine aus der Märchenwelt ohne Fahrschein? Dann sei erwähnt, dass gesungen wird. Ja, sie singen wieder! Hatte sich Disney in Verwünscht noch über sich selber lustig gemacht und das Singen "verboten", werden hier wieder Töne angestimmt. Nicht viele — zum Glück — aber immerhin. Der einzige Nachteil, so empfand ich es, war, dass die deutsche Gesangstimme von Rapunzel nicht singen kann. Das klang doch einige Male sehr schräg. Was unterstützt wurde von den holprigen Texten. Schade. Und schließlich fiel auf, dass Rapunzel ziemlich wenig mit dem Originalmärchen zu tun hat. Was wiederum gut ist!

Drehbuchautor Dan Fogelman hat eine Menge vom Grimm'schen Rapunzel weggeworfen. Im Grunde haben wir nur die langen Haare, die olle Hexe, den Turm und die heilende Träne übrig behalten. Der Dieb, der bei der holden Maid im Wohnzimmer steht ist neu, die Entführungsgeschichte der Prinzessin und die magischen Haare ebenso. Wie es sich für einen echten Disney-Film gehört, hat Rapunzel natürlich Tiere. Dem jungen Mädchen steht ein Chamäleon zur Seite. Wieso ein Chamäleon? Keine Ahnung. Macht aber nichts, denn der stumme Pascal ist eine Bereicherung für den Film. Eine noch größerer Pluspunkt ist das Schlossgarden-Pferd Maximus. Zum Schreien komisch, was sie dort für einen Gaul ins Rennen geschickt haben! Jeder im Saal war wohl verwirrt und amüsiert zugleich und fragte sich dabei Ist das nun ein Hund oder ein Pferd?. Köstlich.

Es gibt keinen Kitsch und wenn doch, dann ist er ganz klar gewollt. So mussten selbstredend kleine Vögel über die Silberwand flattern. Ganz großer Klassiker in Disney-Filmen. Wohingegen eine Szene, wenn Flynn seine Lebensgeschichte erzählt und sich Rapunzel wie ein kleines Teenie-Gör an ihn ranrobbt, bewusst mit dem Bild von überzeichneten Mädchen arbeitet.

Nicht ganz so lebensfern ist die Szene, wenn sie das erste Mal in ihrem Leben außerhalb des Turmes ist und eigentlich mit Flynn zu den Himmelslaternen reisen will. Da überkommen die junge Dame plötzlich Zweifel, ob sie die Reise wirklich antreten und damit womöglich ihre "Mutter" verletzen soll. Gefolgt von Euphorie über die gewonnene Freiheit. Gefolgt von Zweifeln, gefolgt von Euphorie ... Kommt einem bekannt vor?

Von den Gesangseinlagen, die wohl nur im Deutschen so gruselig sind, einmal abgesehen, ist Rapunzel allerbeste Unterhaltung. Ich habe Tränen gelacht, mir tat an einer Stelle der Bauch weh, so viel musste ich lachen. Die Geschichte ist temporeich, hat keine Längen, spielt mit dem Stereotyp des kleinen Mädchens, was Rapunzel allerdings gar nicht ist. Glaubt man, nun sei alles in Ordnung, gibt es noch einen kleinen Twist, um die Geschichte noch einmal spannend zu machen. Wirklich sehenswert. Auch für "die Großen". :-)

Wie bereits erwähnt, habe ich sehr viel gelacht, es gibt keine Peinlichkeiten.

Okay, der Zusatztitel Neu verföhnt, der ist schon peinlich. Aber so sind sie nun mal die deutschen Filmverleiher: Für keine Dummheit zu schade.

Ebenfalls nicht wirklich passend fand ich die Synchronstimmen. Also wenn sie singen. Dachte ich zunächst noch, da wäre wieder einmal eine "ach so bekannte deutsche Stimme" (die mir nicht wirklich viel sagt, nämlich Alexandra Neldel) gecastet worden, nur um erneut ausschließlich mit einem Namen werben zu können, musste ich feststellen, dass der Gesang wohl von einer anderen Person übernommen wurde. Im Original sprechen und singen die Synchronstimmen selber. In Deutschland reicht es nicht dafür. Moritz Bleibtreu (wieder ein Name, mit dem man Werbung machen kann) spricht den Flyyn, singt ihn aber nicht. Anders im Original, wo Zachary "Chuck" Levi beide Aufgaben übernommen hat.

Doch von diesem kleinen Manko abgesehen: Ansehen!