Filmplakat Vice – Der zweite Mann

8,5/10

"Scheiß auf den Kongress! Außer man sitzt drin. Dann ist er das tollste, demokratische Organ der Welt." — Vice – Der zweite Mann, 2018

Vice – Der zweite Mann

Besprechung

Dick Cheney (Christian Bale) ist Anfang der 60ern nur mit Hilfe seiner Freundin und späteren Frau Lynne (Amy Adams) an die Uni gekommen. Blöd, dass er weniger das Studieren im Auge hat, dafür aber mehr den Alkohol. Am Ende wird er rausgeworfen. Als Strippenzieher verdient er sich dann seinen Unterhalt, versäuft den aber auch gerne. Mit so einem Verlierer will Lynne nicht zusammen sein. Sie setzt Dick ein Ultimatum.

Wenig später findet er sich als Stipendiat in Washington wieder. Hier hängt er sich an den Rockzipfel von Donald Rumsfeld (Steve Carell). Der Republikaner hat was, das Cheney anzieht. Von ihm lernt Dick viel und wird sogar unter Ford zum jüngsten Stabschef im Weißen Haus ernannt. Der Politik-Karriere steht nichts mehr im Weg. Als Carter an die Macht kommt, ist Cheney jedoch seinen Job los.

Erst Jahre später kommt George W. Bush (Sam Rockwell) auf ihn zu und bittet ihn, sein Vizepräsident zu werden. Bush hat selber wenig Erfahrung im Politikzirkus. Lynne ist gegen den neuen Job. Vizepräsident zu sein ist nur eine minderwertiger Aufgabe. Der steht doch nur stumm in der Ecke. Cheney nimmt dennoch an. Er hat nämlich eine genaue Vorstellung davon, wie er „aus der zweiten Reihe“ das Land lenken kann.

Meinung von

Wer hätte gedacht, dass ein Film über "die Nummer Zwei" so gut sein kann? Ich denke, niemand wird einen Film über die Blassbacke Mike Pence drehen. Dick Cheney aber hat durchaus eine interessante Geschichte. Früher ein Nichtsnutz und Alkoholiker hat er doch noch die Kurve bekommen. Alles, weil er eine starke Frau hinter sich hatte. Das Leben von Cheney ist durchaus spannend zu erleben, was aber vor allem dem genialen Spiel von Christian Bale zu verdanken ist.

Bale ist bekannt dafür, dass er sich vollkommen in eine Rolle versteift und dafür auch gerne an körperliche Extreme geht. Für Der Maschinist hat er sich in sehr ungesunde Regionen herunter­gehungert. Für Batman Begins hat er sich dann mit Muskeln aufgepumpt und bei Vice hat sich der britische Schauspieler massig Pfunde angefressen. Viele Kuchen später hatte Bale fast 22 Kilo mehr auf die Waage gebracht. Dieser Einsatz lohnt sich.

Regisseur Adam McKay (u.a. Die etwas anderen Cops, Anchorman) hat angeblich einen sehr freien Stil am Leibe. Er improvisiert viel. Das hat für Bale bedeutet, dass er sich noch mehr in die Rolle des Dick Cheney hat hineinversetzen müssen. Um auf spontane Einfälle reagieren zu können, musste Bale Cheney in- und auswendig kennen.

George W. Bush war bekanntlich ein schwacher Präsident ohne jegliches Profil. Sam Rockwell spielt den jungen Bush auch sehr gut. Cheney erkennt, dass er es nicht zum Präsidenten schaffen wird, sieht aber in Bush die Chance, aus den Schatten heraus zu agieren. Und das tat er dann auch.

Ein Film über einen manipulativen "zweiten Mann" kann man sich anstrengend vorstellen. McKay, der auch das Drehbuch schrieb, schafft es jedoch, der Geschichte nicht nur Spannung, sondern vor allem eine stark ironische Note zu verpassen. Vice ist echt lustig und bissig. Es gab sogar eine sehr satirische Musical-Nummer in dem Film, die jedoch rausgeschnitten wurde. In dem Zusammen­hang sei auch Steve Carell erwähnt, der in seiner Maske wirklich sehr an Donald Rumsfeld erinnert. Schließlich Amy Adams: Ihre Lynne Cheney ist eine starke Frau, die ihren Mann zu unterstützen und zu führen weiß. Sie will nicht mit einem Verlierer zusammen sein, also muss Cheney zu einem Gewinner wedren. Das bedeutet aber einen harten Kampf nach oben.

Absolute Anschauempfehlung.