Filmplakat Verdacht

6,5/10

"Ich habe dich geheiratet. War das etwa kein Intelligenz-Beweis?" — Verdacht, 1941

Verdacht

Besprechung

Die junge Lina (Joan Fontaine) lernt den Filou Johnnie (Cary Grant) kennen. Der macht auch schnell Annäherungsversuche an die Frau aus reichem Elternhause. Mehr aus Trotz geht sie eine Beziehung zu Johnnie ein. Entgegen dem Willen ihres Vaters, General McLaidlaw (Cedric Hardwicke), heiraten die beiden. Das Frischvermählte Paar macht nicht nur eine ausschweifende Reise, sondern zeiht danach auch gleich in ein herrschaftliches Haus ein.

Lina erfährt, dass Johnnie nicht arbeitet. Also wie soll man sich all die schicken Dinge leisten können? Johnnie wettet zudem viel. Das wusste Lina nicht, doch Johnnie weiß sich immer aus jeder noch so brenzligen Situation herauszureden. Eines Tages kommt noch ein alter Kumpel von Johnnie ins Haus. Beaky (Nigel Bruce) öffnet Lina die Augen über ihren Ehemann.

Irgendwann kommt Lina der Gedanke, dass Johnnie nur hinter ihrem Geld her ist. Als Beaky ums Leben kommt, hat sie ihren Mann unter Verdacht. Ist sie die Nächste, die dran glauben muss? Ist sie in ihrem Hause noch sicher? Wieso hat Johnnie so ein reges Interesse an Kriminalromanen und an der besten Art, jemanden unerkannt umzubringen?

Meinung von

Wie für einen Film aus der Ära geht es recht schnell mit der Liebe. Ein paar lose Treffen, ein Kuss und schon gestehen sich Lina und Johnnie gegenseitig ihre Liebe. Das ist … seltsam aus heutiger Sicht und nicht wirklich realistisch. Regisseur Alfred Hitchcock wollte die Handlung wohl schnell voranbringen, auf dass wir die Situation der in der Ehe gefangenen Lina erleben können. Noch nie war Cary Grant so aalglatt und eklig wie in Verdacht. Er lügt von der ersten Minute an und der Eindruck er sei ein Schwindler, Lügner und Spieler wird schnell bestätigt. Dennoch kommt er immer wieder damit durch. Das weiß Beaky und das muss Lina am eigenen Leibe feststellen. Warum die nicht mal die Handbremse zieht und ihren Mann in seine Schranken weißt? 1941, oder 1936, in dem Jahr spielt die Geschichte, war es wohl noch nicht weit her mit der Emanzipation. Also wird Lina nur zur Mitläuferin und zum Opfer degradiert.

Cary Grant spielt hölzern, man hat den Eindruck, ihm gefällt die Rolle selber nicht, die er da spielen muss. Joan Fontaine wirkt, wie oben beschrieben, ein wenig wie eine dumme Nuss, dass sie Johnnie nicht von Anfang an durchschaut hat. Johnnie gibt Geld aus, das er nicht hat, mogelt, flunkert, borgt, schiebt Schulden hin und eher. Sein Kumpel Beaky weiß das doch auch.

Mit Beaky, einem alten Freund von Johnnie, der aber auch für Lina zum Freund wird, kommt Schwung in die Geschichte. Nicht nur, dass er Dinge aufdeckt, auf die Lina wohl in zwanzig Jahren nie gekommen wäre. Er dient auch dem Zuschauer als erstes Opfer, um den Verdacht auf Johnnie als Mörder zu lenken. Das muss man Hitchcock lassen, das hat er gut gemacht. Alles deutet darauf hin, dass Johnnie für Geld über Leichen gehen würde. Das wird geschickt mit einem Scrabble-Spiel eingeläutet und endet mit den Polizisten, die Lina aufsuchen, bzw. der Tatsache, dass Johnnie sich einen ganz bestimmten Band von der Kriminalautorin Isobel Sedbusk (Auriol Lee) ausleiht.

Was dann allerdings sehr enttäuscht, das ist das Ende von Verdacht. Eben wähnt man sich noch in einer für Lina höchst brenzligen Situation, schon wird alles unter Tränen aufgeklärt. Fertig. Alles gut. Man fährt in den Sonnenuntergang. Film ist fertig. Was?

Verdacht fängt also recht schnell an ("Hey, ich habe mich nach einem Blick in die verliebt."), hat einen langgezogenen Mittelteil und endet mit einer Holterdipolta-Begründung.

Obwohl Verdacht gute Momente hat und vor allem den Zuschauer gezielt auf eine Denkweise einlullt und dann den großen Twist kommen lässt, ist der Film doch eher Mittelmaß. Wer alte Schwarzweiß-Filme, Cary Grant, Alfred Hitchcock oder die guten alten "Suspense"-Filme mag, der ist gut aufgehoben.