Filmplakat Tron

8,5/10

"Du, gibt es eigentlich noch User?" — Tron, 1982

Tron

Besprechung

Es ist die Hochzeit der Arcade-Videospiele. Während die „User“ sich in Spielhöhlen vergnügen, wie z.B. in der von Flynn (Jeff Bridges), herrschen raue Sitten in der Welt der Bits und Bytes. Was für uns Spiel ist, ist für die Programme Todernst.

Das Master Control Program (MCP) herrscht über diese Welt und hat sich mittlerweile verselbstständigt. Es stiehlt harmlose Programme und verleibt sie sich ein. Im Grunde genau so, wie sein Schöpfer Ed Dillinger (David Warner). Der hat äußerst erfolgreiche Computerspiele von Flynn gestohlen und als seine Ideen ausgegeben. Das brachte ihm den Posten des Chefs bei Encom ein.

Flynn will an Daten herankommen, die den Diebstahl beweisen, doch das MCP will dies verhindern. Bei Encom werden auch Versuche mit Digitalisierung von Materie gemacht. Bei einem nächtlichen Einbruch wird Flynn digitalisiert und ins System eingespeist. Hier muss er um sein Leben kämpfen.

An seiner Seite steht das Monitor-Programm Tron (Bruce Boxleitner), das von seinem User Alan Bradley (Boxleitner) ins System eingeschleust wurde, um das MCP zu Fall zu bringen.

Meinung von

Der Klassiker in Sachen Computer-Film schlechthin. In einer Zeit, als Computer noch nicht so mächtig und schnell waren wie heute und die Menschen sich noch mehr Gedanken über diese Schöne neue Welt gemacht haben, wird ein Mensch in einen Rechner "gebeamt". Die Maschine, in diesem Fall das MCP, kann alles und schreckt nicht davor zurück, das Pentagon oder den Kreml anzuzapfen, um die Weltherrschaft an sich zu reißen.

Neben den halbwegs philosophischen Ansichten bietet TRON noch den überaus spannenden Blick in die Welt der Computer. Hier sind die Programme menschlich dargestellt und sie werden versklavt, um wie Gladiatoren in der Arena zu sterben. Dieses Kanonenfutter besteht eigentlich nur aus "religiösen Fanatikern", also Programmen, die noch an ihren User glauben. Das MCP hat diese "Religion" verboten und bestraft die Gläubigen entsprechend hart. In TRON steckt also eine ganze Menge Stoff zum Diskutieren und Nachdenken. Wobei ... — das mit dem Denken, das haben die Menschen "damals" in den 1980ern noch gemacht, nicht mehr heute.

Die Kiddies von heute, die mit weitaus ausgefeilteren Computerspielen und 3D-Grafiken großgeworden sind, für die der Umgang mit und die Existenz von Computern selbstverständlich sind, die mögen ob der "lahmen" Computergrafiken in TRON die Augenbrauen lüpfen. Wenn sie das denn noch können. Aber wir, die wir die Anfänge des PCs miterlebt haben, die wir am C64 gedaddelt haben — für uns war (und ist) TRON ein ganz großer Film!

Zugegeben, die Grafiken sind verglichen mit dem, was man heute geboten bekommt, "kindlich naiv", mancher mag "lächerlich" sagen, aber damals war das der reine Wahnsinn! Und sogar heute hat der Film nicht nur sentimentalen Wert, sondern durchaus Stil, Klasse und Charme. Den Film muss man als Filmliebhaber kennen!

Übrigens habe ich nicht schlecht gestaunt — und mich darüber amüsiert —, als Flynn, Tron und Yori (Cindy Morgan) auf dem Weg zum Zentralspeicher sind und ihr "Segelgleiter" über eine digitale Wolke in Form eines Micky Maus-Kopfes schwebt. Sieht man nicht lange, ist aber lustig — stammt der Film doch aus dem Hause Disney.