Filmplakat Train to Busan

6,5/10

"Väter werden immer nur kritisiert. Keiner lobt sie mal, weißt du." — Train to Busan, 2016

Train to Busan

Besprechung

Seok-woo (Gong Yoo) ist ein hart arbeitender Fondsmanager. Er arbeitet so viel, so dass er seine kleine Tochter Soo-an (Su-an Kim) kaum sieht. Die will zu ihrem elften Geburtstag deshalb alleine nach Busan fahren, wo ihre Mutter lebt. Das kann Seok-woo nicht zulassen. Auch wenn er verdammt viel zu arbeiten hat, begleitet der Vater die Tochter. So fahren sie im Schnellzug von Seoul nach Busan.

Was keiner der Passagiere zunächst ahnt: Im letzten Moment ist noch eine junge Frau an Bord gesprungen. In einem Biolabor gab es „ein kleines Leck“, was einen ungesunden Nebeneffekt hat: Totes bleibt nicht tot. Die Frau wurde von einem Infizierten gebissen und nun breitet sich das Zombie-Virus in dem Zug aus.

Seok-woo legt sich schnell mit dem massigen Sang-hwa (Ma Dong-seok) an, der mit seiner schwangeren Frau Seong-kyeong (Jung Yu-mi) ebenfalls im Zug fährt. Die Männer müssen sich jedoch irgendwie arrangieren, haben sie doch das gleiche Ziel: Ihre Lieben – und sich selbst – in Sicherheit zu bringen. Die Zombies sind eine Sache, dann ist da aber auch noch der Geschäftsmann Yon-suk (Eui-sung Kim), der nur eines im Sinn hat: seine eigene Haut retten. Wenn dafür Nicht-Infizierte über die Klinge springen müssen, ist ihm das egal.

So rast ein Zug voll mit Zombies durch ein Südkorea, in dem sich das Virus rasend ausbreitet. Nur noch Busan soll sicher sein.

Meinung von

Man kann nicht immer nur Filme aus den etablierten US-Studios schauen. Manchmal darf es auch etwas exotischer Kost sein. Südkorea ist hierzulande nicht gerade in der Top-Liste der Länder, die großes (internationales) Kino produzieren. Regisseur Sang-ho Yeon hat laut eigenen Angaben auch gar nicht nach dem Weltmarkt geschielt. Er wollte einen spannenden Film für seine Landsleute schaffen. Das hat er geschafft und nebenbei doch die Aufmerksamkeit der anderen Länder auf seinen Film ziehen können. Train to Busan ist ein hoch gelobter Zombie-Streifen.

Wie immer hat es die Menschheit geschafft, sich sein Grab selber zu schaufeln. Der Laborunfall wird kurz eingeführt. Ein Landwirt beschwert sich, dass er an einem Kontrollpunkt auf der Straße schon wieder angehalten wird. Und wehe, er muss schon wieder seine Tiere schlachten, nur weil irgendwelche Leute in irgendeinem Labor Scheiße gebaut haben. Das nächste Mal, dass wir von dem Zombie-Virus erfahren, ist wenn die junge Frau, die eigentlich nur um ihr Leben gerannt ist, mitten im Zug mutiert.

Zombiefilme sind aus einem mir nicht weiter bekanntem Grund extrem beliebt. Davon gibt es viele auf dem Markt. Dem Genre eine neue, frische Note abzugewinnen ist schwer. Für mich hat das zuletzt The Girl with all the Gifts geschafft. Train to Busan hat da eher einen "traditionellen" Ansatz: Laborunfall, Virus lässt Menschen mutieren, die beißen um sich und infizieren so weitere Menschen. Seit Danny Boyles 28 Days Later ... sind die Untoten auch nicht mehr träge, sondern sehr agil und lauffreudig. Die Zombies in Train to Busan haben diese Evolutionsstufe ebenfalls erleben dürfen. Laufen können sie. Zudem sind sie ein bisschen wie Fledermäuse, wenn es darum geht ihre Beute zu finden.

Die Zombies – das Wort fällt nur ein einziges Mal im gesamten Film – sind alle beißsüchtig, aggressiv und teilweise extrem biegsam. Das muss man ihnen lassen. Der Film hat neben dem Vater-Tochter-Motiv noch ein anderes Thema: Angst. Das Paradebeispiel dafür ist der arschige Geschäftsmann Yon-suk. Den möchte man am liebsten immerzu in die Fresse hauen, so ein Sack ist das.

Der Regisseur meinte noch, das Verhalten von Yon-suk sei ganz natürlich. Wir alle würden mit hoher Wahrscheinlichkeit so handeln wie er. Das will man selbstredend nicht hören. Aber Angst ist ein mächtiges Etwas, dem wir alle nur schwer entkommen können. Dennoch – am Wunsch dem Typen eine reinzuhauen ändert das nichts.

Die Sehgewohnheiten müssen manchmal aufgebrochen werden. Die Schauspielschule in Südkorea – und allgemein dem asiatischen Raum – ist eine Andere als die aus den Staaten. Auch anders als die in Deutschland. Fun Fact: In Deutschland wird hauptsächlich gelehrt wie man sich auf der Bühne verhält, nicht aber vor der Kamera. Deshalb sind so viele deutsche Produktionen hölzern und zugleich übertrieben. Auf alle Fälle nicht natürlich. Doch zurück nach Südkorea. Das Spiel der Akteuere wirkt befremdlich. Daran muss man sich gewöhnen. Ich habe es bis zum Ende nicht geschafft.

Der Film hat im Grunde nicht viel Neues zu bieten. Er ist nur deswegen so besonders, weil er a) in einem sehr beengten Raum spielt, was die Gefahr direkter und gefährlicher macht. Und b) er hat ein doch sehr ungewöhnliches Ende. Happy Ends sehen anders aus. Ich sage nicht, dass das schlecht ist. Es ist ein unerwartetes Ende.

Train to Busan läuft beinahe zwei Stunden. Die vergehen recht schnell, so flüssig ist der Streifen erzählt. Man muss aber schon Fan von Zombie-Streifen sein. Wenn man dann noch asiatische Filme mag, wird man bestens bedient und kann glücklich aus dem Film rausgehen. Er hat spannende Momente, auch starke – aber er hat mich auch nicht zum Zombie-Fan werden lassen.