Filmplakat Tone-Deaf

3,5/10

"Go, fuck a landmine!" — Tone-Deaf, 2019

Tone-Deaf

Besprechung

Olive (Amanda Crew) hat sich von ihrem blöden Freund getrennt und dann wird sie auch noch entlassen. Ihre Freundin Lenore (Hayley Marie Norman) rät ihr, doch Los Angeles hinter sich zu lassen und einfach einmal rauszufahren. Olive ist nicht sonderlich angetan von dem Gedanken, aber irgendwie steht sie doch ganz schön unter Stress und könnte die Abwechslung gebrauchen.

So mietet sie online ein kleines, altertümliches Häuschen im Nirgendwo. Der Vermieter Harvey (Robert Patrick) mutet etwas seltsam an, aber mit dem wollte sie ja auch nicht das Wochenende verbringen. Harvey erklärt, das sei das Haus in dem er mit seiner nun verstorbenen Frau gewohnt hätte. Olive könne ihn, wenn etwas sei, am Ende der Straße finden.

Hier wohnt Harvey in einem kleinen Steinhaus. Er hatte alles, nun nichts mehr. Seine Frau hat sich vor dreißig Jahren das Leben genommen. Sein Sohn David (Ronnie Gene Blevins) ist schwul und diese verschissenen Millennials kotzen ihn an. Alles hat Harvey bis heute gemacht, nur eines nicht: einen Menschen getötet. Nach einigen „Übungsobjekten“ soll Olive dran glauben.

Meinung von

Na, da hatte ich mir irgendwie mehr versprochen gehabt. Tone-Deaf ist wie eine Suppe, die interessante Zutaten hat, aber in der Kombination und der Menge wirken die nicht richtig. Heraus kommt eine schale, nicht mundende Plürre.

Die Hauptfigur Olive geht, sobald im Häuschen angekommen, ziemlich unter. Plötzlich wird Harvey in den Mittelpunkt gerückt. Der hat gewisse mentale Probleme. Das wird schnell deutlich. Schöne Zutat: Wenn Harvey direkt mit dem Publikum spricht. Die Annahme ist, dass dort viele Millennials sitzen. Die spricht er direkt an und bringt sehr gut zur Sprache, was alles an dieser Generation zu hassen ist. Autor und Regisseur Richard Bates Jr. Lässt dann die Hintergrundgeräusche alle plötzlich verstummen – wir sind in Harveys Kopf.

Harvey hat hin und wieder Träume, die echt schräg sind. Allerdings reichen die noch nicht aus, ihn als so richtig irre darzustellen. Hier wurde zu wenig gewürzt.

Der Showdown misst die gewünschte Intensität. Spätestens hier sollte Olive eigentlich wieder in den Mittelpunkt rücken, das Gleichgewicht bleibt jedoch zu Gunsten von Harvey. Sympathieträger ist er nicht, identifizieren wollte man sich (hoffentlich) auch nicht mit ihm. Das Bild bleibt irgendwie schief. Außerdem gibt es Ungereimtheiten. "Die Sache mit der Spinne" war ein guter Ansatz, wird dann aber ins Absurde getrieben. Welche Spinne würde sowas mit sich machen lassen?

Zwischendrin dachte ich noch, der Film ginge in eine andere Richtung. Harvey verfolgt Olive, die sich mit einem Typen trifft, den sie über eine Dating-App "kennengelernt" hat. Der will ihr Böses. Harvey "übt" an dem Typen. Sollte Harvey Widerwillen der Schutzengel von Olive werden? Nö ...

Einzige gute Szene ist die, wenn Olive auf einem LSD-Trip ist und sich mit ihrem toten Vater aussöhnt. Ansonsten hat der Film durchaus einige Lacher, aber das Gesamtbild ist einfach lahm. Ich ging jedenfalls enttäuscht aus dem Kino. Die Retourkutsche an die "scheiß Baby-Boomer" war dann auch überflüssig ...