Filmplakat The Professor and the Madman

9,5/10

"I can because of you." — The Professor and the Madman, 2019

The Professor and the Madman

Besprechung

Die Herren Gelehrten in Oxford wollten Ende des 19. Jahrhunderts ein Buch mit allen englischen Wörtern und ihrer jeweiligen Bedeutung herausbringen. Weil sie sich dabei aber seit Jahren verfranzt haben, kommt Frederick James Furnivall (Steve Coogan) auf die glorreiche Idee, dem schottischen Professor James Murray (Mel Gibson) das Projekt zu übergeben. Der hat eine außergewöhnliche Idee. Murray lässt in allen englisch-sprachigen Ländern, nicht nur in Großbritannien, Büchern kleine Beizettel mitgeben. Hier fordert er alle Leser auf, ihm zu helfen. Die Gelehrten sind empört. Ein Lexikon, das vom Pöbel geschrieben wird, quasi demokratisch. Widerlich.

Eine der größten Hilfen ist Dr. William Chester Minor (Sean Penn). Der Amerikaner hat im Krieg gekämpft, in England hat er im Wahn einen unschuldigen Mann erschossen. Zurück bleibt dessen Witwe Eliza Merrett (Natalie Dormer) und sechs Kinder. Das Gericht spricht Minor nicht schuldig – dafür wird er aber für geisteskrank erklärt. Der Doktor wird in in die Psychiatrische Anstalt Broadmoor Asylum for the Criminally Insane in Crowthorne, Berkshire verfrachtet. Hier findet er die Zeit Bücher zu lesen und Murray bei der Erstellung des Lexikons zu helfen.

Murray ist glücklich. Endlich kommt sein Traum voran. Er besucht den Doktor und muss feststellen, dass Großteile des Lexikons mit Hilfe eines geisteskranken Mörders umgesetzt wurde. Murray schließt Freundschaft mit diesem Mann, verheimlicht aber den Zustand seiner Quelle gegenüber den Gelehrten in Oxford.

Meinung von

Ich habe bei dem diesjährigen Fantasy Filmfest viel Glück mit meiner Auswahl. Der Großteil waren echt gute Filme. The Professor and the Madman ist da keine Ausnahme. Der Film hat mich tief bewegt. Echt gutes Kino! Die besten Geschichten schreibt das Leben, so heißt es doch. Der Film basiert auf dem Buch "The Surgeon of Crowthorne" von Simon Winchester. Der hat sich die Leben von Murray und Minor angeschaut und mit ein wenig künstlerischer Freiheit die Geschichte der Entstehung des Oxford English Dictionary geschildert.

Was hier der Regisseur Farhad Safinia mit seinem ersten abendfüllenden Film abliefert ist grandios. Die Hauptaufgabe liegt bei Sean Penn, der eine herausragende Performance abliefert. Sein Minor ist hoch intelligent, leidet aber unter einer Geisteskrankheit. Zunächst dachte ich noch an ein Posttraumatisches Stresssyndrom, weil er bei der "Battle of the Wilderness" schreckliche Dinge hat ansehen müssen. Außerdem ließ er einen irischen Deserteur brandmarken. Von Schuldgefühlen getrieben, glaubt er, sein Peiniger würde nachts durch die Dielen kommen.

Der Anstaltsvorsitzende Dr. Richard Brayn (Stephen Dillane) findet diesen Fall äußerst interessant. Er versucht einige Dinge mit Minor, eine davon ist Freiheit. Minor bekommt eine größere Zelle, Zugang zu Büchern und Schreibutensilien. Minor lebt auf bei dieser Arbeit. Vermutlich, weil sie ihn ablenkt.

Der Amerikaner ist neben seinen Wahnvorstellungen noch von Schuldgefühlen gegenüber Mrs. Merrett geplagt. Er möchte ihr und ihren Kindern Geld aus seiner Pension zukommen lassen, doch die will nichts vom Mörder ihres Mannes wissen oder annehmen. Der Wärter Mr. Muncie (Eddie Marsan) hilft hier und stellt sich auf die Seite von Minor.

Die Geschichte ist sehr dicht erzählt und facettenreich. Wir haben die Freundschaft zwischen Murray und Minor. Dann ist da noch die Beziehung zwischen dem Mörder und der Frau des Opfers. Der Anstaltsarzt, der ein spannendes Versuchsobjekt vor sich hat. Dann ist da die Beziehung zwischen Murray und seiner überaus verständnisvollen und aufopferungsbereiten Ehefrau Ada (Jennifer Ehle). Schließlich muss sich Murray auch noch gegen die alten Säcke an der Uni wehren, die diesen autodidaktischen Schotten loswerden wollen.

The Professor and the Madman ist eine bemerkenswerte Geschichte, die einen feinen Witz hat und vor allem von Sean Penns Schauspiel nach vorne getragen wird. Ich kann diesen Film absolut empfehlen. Etwas über zwei Stunden beste Unterhaltung.

Ich empfehle den Film im Original zu schauen, würde ihn mir jetzt aber auch noch einmal auf deutsch ansehen. Es war schwer den schottischen Akzent von Murray immer zu verstehen. Auch hat man damals anders gesprochen. Die Melodie des Englischen ist etwas anders. Soll heißen ... ich habe nicht immer alles verstanden.