Besprechung
Die nächste Tankstelle ist in 100 Meilen. Ein reisender Handelsmann (Jim Cummings), der Messer verkauft, muss mit seinem schäbigen Toyota eine Zwangspause irgendwo in Yuma County, Arizona, einlegen. Eben wurde Charlotte (Jocelin Donahue) von ihrem Mann Charlie (Michael Abbott Jr.), Sheriff von Yuma County, am angrenzenden Diner abgeliefert. Charlotte öffnet das Diner, der Vertreter nimmt im Inneren Platz. Nicht viel später erscheinen zwei zwielichte Gestalten im Diner. Beau (Richard Brake) und Travis (Nicholas Logan) sind Bankräuber. Im Kofferraum ihres grünen Pintos die Beute – aber im Tank kein Benzin. Der Tankwart Vernon (Faizon Love) versichert, dass der Tankwagen jeden Moment erscheinen müsste, doch das wird er nicht mehr.
Der Vertreter erkennt den Wagen von dem im Radio erzählt wurde. Die beiden Ganoven nehmen Charlotte und den Vertreter als Geiseln. Es soll sich noch ein älteres Pärchen dazugesellen, die aber von der Geiselsituation nichts mitbekommen. Deputy Gavin (Connor Paolo), der Kaffee rausholen will, bekommt auch nichts mit und zieht wieder davon.
Irgendwo in der Wüste ballert der junge Taugenichts Miles (Ryan Masson) auf Büchsen. Er ist mit Freundin Sybil (Sierra McCormick) auf einem Roadtrip. Es kommt, wie es kommen muss: Auch die beiden suchen Benzin. Das Diner wird voll, die Stimmung immer mehr angespannt.
Meinung von Nils
Mein zweiter Film auf den Fantasy Filmfest White Nights. Diesmal war das Savoy nicht so voll. The Last Stop in Yuma County hat keine großen Namen an Bord. Die braucht es aber auch nicht immer, wenn die Geschichte gut ist und die Schauspieler ihr Handwerk verstehen.
Regisseur, Autor, Produzent und Schneidemann Francis Galluppi sprach in einer kurzen Videobotschaft vor dem Film zum Publikum. Angeblich hat einer der ausführenden Produzenten sein Haus verkauft, um diesen Film wahr werden zu lassen. Der Film ist der große Traum von Galluppi. Man merkt ihm auch das Herzblut an, das hineingeflossen ist.
Das Setting ist einsam, öde, verlassen. Der Messervertreter ist schüchtern, scheu, duckmäuserig. Das macht Cummings gut. Da ist Charlotte schon resoluter. Sie ist aber auch keine Sarah Conner oder Ripley. Den Walisen Richard Brake hat man bestimmt schon in einem der vielen Filme gesehen, in denen er mitgespielt hat. Nicht unbedingt die großen Rollen, aber das Gesicht kennt man. Sein Beau ist böse. Nicht verrückt, dafür aber leicht brodelnd böse. Es kommt nur zu einem Wutausbruch, sonst bleibt er ruhig. Man merkt ihm aber an, dass er nicht zögern würde die Geiseln auszuschalten. Kein Problem für ihn.
Nun könnte The Last Stop in Yuma County ein durch und durch bedrückender Film sein, so drückend, wie die Hitze in Arizona. Galluppi würzt seine Geschichte mit viel Witz, was den Film so angenehm macht. Das sind keine Schenkelklopfer, sondern dezent eingesetzter Humor. Die Figuren und die Handlung bleiben im Vordergrund.
Die Geschichte entfaltet sich recht schnell. Das Böse sitzt in einer Ecke des Diners. Angst schwebt im Raum umher, wie die Fliegen über dem Kuchen. Es werden immer mehr potenzielle Geiseln - oder gar Mordopfer, die ins Diner purzeln. Der Streifen ist gute, alte 90 Minuten lang. Die eineinhalb Stunden vergehen ohne Längen. Das Ende ist überraschend. Damit hätte ich so nicht gerechnet. Aber auch der Schluss von The Last Stop in Yuma County macht ihn zu einem kleinen, feinen Film, den man gerne weiterempfiehlt.