Besprechung
Mitten in der Pandemie bekommt Monique (Gabby Beans) einen Anruf ihrer alten College-Freundin Mavis (Emily Davis). Mavis braucht ihre Hilfe. Moniques Bruder Ronald (Raymond Anthony Thomas) und ihr Vater Lyle (Myles Walker) sind nicht begeistert. Die Drei haben sich eine Corona-freie Blase in einem Vorort von New York geschaffen. Und nun will Monique nach „Ground Zero“, wie Ronald die Stadt nennt? Monique hat Marvis vor vielen Jahren versprochen, dass sie kommen wird, wenn Mavis um Hilfe bittet.
Das Wiedersehen ist zögerlich. Die Angst vor Corona steckt allen in den Knochen. Das soziale Verhalten ist gestört. Mavis vertraut sich Monique an. Mavis kann nicht mehr aufwachen. Einschlafen ist kein Problem. Doch seit einiger Zeit hat sie extrem böse Albträume und wenn sie früher einfach damit hat umgehen können, fällt es ihr jetzt schwer aus den Träumen überhaupt aufzuwachen.
Es dauert nicht lange, dann hat auch Monique solche Träume. In denen kommt, wie bei Mavis auch, eine Gestalt mit einer Pestmaske vor. Dieses Wesen hat Mavis eingeflüstert, dass sie vergessen wird. Niemand wird sich mehr an sie erinnern. Monique muss eine gleiche Erfahrung machen.
Meinung von Nils
Mein letzter Film auf dem Fantasy Filmfest im Savoy. Vor dem Film gab es noch eine kleine Videobotschaft von Autor, Produzent, Komponist, Schnitt-Mann und Regisseur Andy Mitton. Er bedankte sich bei den Anwesenden und bei den Veranstaltern. Solche Festivals und die Horrorgemeinde (Ich zähle mich nicht dazu, aber okay, ich lasse es mal durchgehen ...) sind es, die kleine Independent-Filme wie The Harbinger möglich machen. Gerne geschehen, Mr. Mitton.
Die Geschichte zu The Harbinger kann nur mitten in der Corona-Pandemie entstanden sein. Das Kack-Virus bestimmt die Handlung. Isolation, eingeschränkte soziale Kontakte – wenn überhaupt welche noch vorhanden waren –, die Angst sich bei jedem Kontakt zu infizieren, das muss die Idee zum Film hervorgebracht haben. Was herausgekommen ist, ist durchaus ansehnlich.
Keine großen Effekte, keine großen Stars, keine großen Kulissen, kein Gesplatter. Man merkt dem Film sein schmales Budget an, doch Mitton hat mit seiner Mannschaft und vor allem mit seinen Schauspielern alles rausgeholt. Das namenlose Wesen ist wie "eine schlechte Idee". Es setzt sich fest und verbreitet sich. Es infiziert die Menschen durch das pure Anerkennen, dass es das Wesen gibt. Irgendwer erzählt irgendwem von diesem Wesen und es breitet sich aus.
Seine "Kraft": Neben den schrecklichen Albträumen, aus denen man nicht mehr aufwachen kann, ist die finale Reaktion auf das Wesen, dass man ausgelöscht wird. Niemand wird sich mehr an Dich erinnern. Alle Spuren von Dir, alles, was Du gemacht hast, alles, was die Welt besser gemacht hat — futsch. Niemals da gewesen. Und nun hat aber die vergessene Person unter Umständen von dem Wesen jemand anderem erzählt ... doch diese Person erinnert sich nicht daran.
Mitton hat auch an die eine unlogische Sache gedacht, an die wir alle gedacht haben. Er klärt diese Frage sogar zufriedenstellend auf.
Die Idee ist gut und Mitton wirft seine Hauptfigur Monique in eine undurchsichtige Landschaft aus Wachsein und Träumen. Der Zuschauer weiß im Verlauf des Films auch nicht mehr, ob Monique nun wach ist oder doch noch schläft. Leider kommt der Film gen Ende etwas ins Stolpern. Der Schluss ist dann ... unerwartet und gemein. Ein Film, der wohl keinen großen Erfolg haben wird, aber der beim Zuschauer bestimmt nachwirken wird. Und sei es, dass wir alle noch einmal an diese beschissene Corona-Zeit erinnert werden.