Besprechung
Eigentlich könnte alles so schön sein. Nach einer längeren Haftstrafe wegen Insiderhandels kommt Martin Taylor (Channing Tatum) wieder auf freien Fuß. Seine junge Frau Emily (Rooney Mara) sollte glücklich sein. Ist sie auch. Kurzfristig. Dann setzen die Depressionen ein.
Emily landet nach einem Selbstmordversuch in einem Krankenhaus, wo sie an den Psychiater Dr. Jonathan Banks (Jude Law) gerät. Hier fühlt sie sich nach anfänglichem Widerwillen doch gut aufgehoben. Dr. Banks verschreibt ihr ein Antidepressivum nach dem anderen. Keines will wirken, oder Emily verträgt es nicht.
Dr. Banks wendet sich an Emilys frühere Ärztin, Dr. Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones). Die klärt den besorgten Kollegen nicht nur über die Vorgeschichte Emilys auf, sondern schlägt ihm auch ein neues Mittel vor.
Emily geht es nach Verabreichung der neuen Droge gut – bis sie ein fürchterliches Verbrechen unter Drogeneinfluss unternimmt, an das sie sich danach nicht mehr erinnern kann. Dr. Banks sitzt zwischen den Stühlen, hat er ihr doch das Medikament verschrieben.
Meinung von Nils
Steven Soderbergh weiß, wie man gute Geschichten erzählt - und darauf kommt es ja im Kino an. Sein Film, der sehr ruhig erzählt ist, aber nicht lahm, führt den Zuschauer in die Welt der Depressionen ein und der wunderbaren Medikamenten-Welt ein. Emily nimmt eine Pille nach der anderen, bis dieses neue Mittel auf den Rezeptblock kommt. Was wir sehen ist eine Geschichte über die Pharma-Industrie. Als die junge Frau dann das Verbrechen unter Drogeneinfluss verübt, kippt die Geschichte.
Plötzlich haben wir ein Drama vor uns. Ein bisschen Justizdrama als Garnitur oben drauf. Jude Laws Charakter steckt in argen Schwierigkeiten. Sein Leben scheint langsam aber sicher den Bach runterzugehen. Der Fokus wird von Emily auf den behandelden Arzt gesetzt, der, wie es scheint, eine Art Kunstfehler gemacht hat. Man fiebert mit Dr. Banks mit.
Doch Soderbergh wäre nicht Soderbergh, wenn er nicht noch einen drauflegen könnte. Im dritten Akt entpuppt sich Side Effects als noch einmal eine andere Art von Genre.
Die Besetzung ist klasse gewählt. Rooney Mara ist zart und zerbrechlich, gestört und später zeigt sie ihre kalte, berechnende Natur. Jude Law ist der Sonnyboy, wie immer. Allerdings merkt man ihm seine Verzweiflung auf der einen Seite und seine Versessenheit für die Wahrheit auf der anderen, sehr gut an. Bleibt Catherine Zeta-Jones als Gegenspielerin zu Jude Law. Erst scheint sie ihm zu helfen, doch dann zeigt sie ihr wahres Gesicht. Die Frau konnte schon immer eine kalte Ziege darstellen.
Während des Filmes musste ich daran denken, dass Zeta-Jones laut Pressebereichten selber an einer bipolaren Störung leidet. Also im Grunde dem, woran ihre frühere Patientin Emily auch leidet. Man kann nur hoffen, dass so ein Film nicht die Krankheit verstärkt. Auf alle Fälle hat sie auch ihren Job gut gemacht.
Ich war sehr angetan von dem Film. Eigentlich erwartete ich nach dem Trailer eine Geschichte a la "böse Pharmaindustrie hat böses Medikament in Umlauif gebracht, das nun Nebeneffekte zeigt und irgendjemanden - Patient oder Arzt - in Schwierigkeiten bringt". Das ist aber nur ein Teil der gesamten Geschichte. Der Streifen lief nicht großartig in den hiesigen Filmsälen, was schade ist. Es ist eine spannende, gut erzählte Geschichte mit bestens besetzten Schauspielern. Einzig der Gelbstich in dem Film - den konnte ich mir nicht erklären. Was wollte Soderbergh damit erreichen?
Side Effects kann man sich sehr gut anschauen, wenn man auf eine ausgeklügelte und überraschende Geschichtserzählung steht. So ein bisschen erinnert mich Side Effects an einen guten, alten Hitchcock-Film.