Besprechung
Er ist ein 22-jähriger „Zwischen den Jobs-Seier“ und hat eine 17-jährige Freundin. Irgendwie hat Scott Pilgrim (Michael Cera) immer irgendeine Freundin gehabt, nun also Knives Chau (Ellen Wong). Seine Band ist davon nicht so angetan. Zumal Knives auch noch ein absoluter und nerviger Groupie von Scotts Band Sex Bob-omb ist.
Eines Nachts träumt Scott von einer jungen Frau — und siehe da, kurz darauf begegnet er ihr. Ramona Flowers (Mary Elizabeth Winstead) ist Amerikanerin und treibt sich nun im kanadischen Toronto herum. Scott setzt alles daran, mit ihr zusammenzukommen. Man nähert sich an, Scott schießt Knives ab und sie lebten glücklich bis an ihr Ende. Naja, nicht ganz.
Damit Scott mit seiner Ramona zusammen sein kann, muss er zuvor ihre sieben üblen, gemeinen, gefährlichen Ex-Lover ausschalten. So kommt ein Ex nach dem anderen und fordert Scott heraus.
Die Kämpfe sind alle wie 90er-Jahre-Computerspiele aufgezogen. Besiegt er einen Ex, zerfällt dieser zu Münzen und wir sehen die gewonnene Punktzahl erscheinen. So kämpft also unser junger Held, der doch so unsicher ist, was seine Frisur anbelangt, für die Liebe seiner Ramona. Dabei muss er sich nebenbei auch mit den Eifersüchteleien von Knives, dem Auftritt seiner ehemaligen großen Liebe (der einzigen Frau, die ihn hat sitzen lassen), den mürrischen Anfeindungen seiner Band-Mitglieder und der Tatsache auseinander setzen, dass sein Mitbewohner Wallace (Kieran Culkin) ihn langsam mal aus dem gemeinsamen Rattenloch, das sie Wohnung nennen, raus haben will. Also ein ganz normales Jungerwachsenen-Leben …
Meinung von Nils
Scott Pilgrim ist ein Comic aus dem Hirnschmalz und der Feder des Kanadiers Bryan Lee O'Malley. Die Comics sind auf sechs Bände ausgelegt und in einer — für mich absolut unerträglichen — mangaähnlichen Art gezeichnet. Grauenhaft. Die Geschichte hingegen, die wir von Regisseur Edgar Wrights präsentiert bekommen, ist beste Unterhaltung. So hat Scott Pilgrim auch alles, was ein mittdreißiger Comic-Nerd braucht: Süße Mädels, Schrammel-Mucke, Comic-Stil, 90er-Jahre Computerspiele, Anspielungen an Dinge "von damals". Gibt es bessere Zutaten für einen Film? Nein.
Wirklich, ich habe mich bestens amüsiert. Der Streifen ist schräg wie der Waseberg. Michael Cera, der mit der genialen TV-Serie Arrested Development einem ... öh ... breiten Publikum ans Herz gewachsen ist, passt durch seine unbeholfene, verträumte Art wunderbar in die Rolle des Scott Pilgrim. Wobei er diese Figur nicht unbeholfen gibt. Scott ist eine Art Frauenheld — hey, er ist in einer Rockband. Da muss er Frauen anziehen.
Scott hat nur einmal einen Korb bekommen, sonst hat er stets die Frauen verlassen, so auch bei seiner letzten Flamme, Knives. Im Grunde ist er ein unreifer Junge, der jedoch durch den Kampf um seine wahre Liebe Ramona reifer wird. Auch wenn der Weg ein völlig alberner und übertriebener Kampf nach dem anderen ist. Das macht den Spaß des Films aus. Die Optik passt, die Figuren sind klasse, bis runter zu den "Evil Exes": Brandon Routh als eingefleischter Hardcore-Veganer, der dadurch Superkräfte bekommt, oder der Filmstar Lucas Lee, dargestellt von Chris Evans, der sein Stuntman-Team kämpfen lässt. Und schließlich der Oberbösewicht Gideon Graves (Jason Schwartzman). Ja sogar Michaels religiös versponnene Liebe aus Arrested Development, Mae Whitman, spielt mit und Scott übel zu.
Die Kampfszenen sind überdreht, ganz im Comic-Stil, aber durchaus sehenswert choreographiert. Wir haben Farbreduzierungen, Rasterungen und Panels als Stilmittel, wie im Comic. Da fühlt man sich doch gleich heimisch. Für mich ein Highlight des Kinojahres.
Und mein "persönlicher Moment": Wenn Gideon Graves mit Ramona posiert und dabei einen Ring am Finger zeigt. In dem Moment war das "Pling"-Geräusch von Mings Ring aus Flash Gordon zu hören. Ich war der einzige im Saal, der laut johlte angesichts der Anspielung. Schön.
Anschauen. Ein Film für Comic-Fans, für Computerspiel-Fans, für Typen mit Herzschmerz, für Schrammel-Mucke-Liebhaber und für Mützen-Lover.