Filmplakat Robin Hood

7/10

"Vernachlässigte Menschen sind gefährliche Menschen." — Robin Hood, 2010

Robin Hood

Besprechung

Ende des 12. Jahrhunderts wütet König Löwenherz (Danny Huston) in Frankreich. Noch eine Burg, dann können seine Mannen zurück nach England. Darunter auch der Bogenschütze Robin Longstride (Russel Crowe). Während sich Löwenherz in Frankreich „vergnügt“, schimpft und wettert sein Bruder John (Oscar Isaac) zuhause über seinen Bruder — und nimmt sich eine Französin zur Gemahlin, was damals ein Affront war, waren Frankreich und England doch nicht gerade die besten Freunde.

Johns Vertrauter Godfrey (Mark Strong) plant im Geheimen eine Invasion Englands mit Hilfe besagter Franzosen. Er macht gemeinsame Sachen mit Frankreichs König Philip (Abraham Belaga).

Als Löwenherz in einer Schlacht ums Leben kommt, nehmen Robin und eine Handvoll Freunde die Beine unter den Arm und fliehen — immerhin waren sie zuletzt am Pranger gefangen. Sie wollen nach England und endlich Frieden finden. Auf dem Weg in die alte Heimat stolpern sie über Godfrey, der den Ritter Sir Robert Loxley (Douglas Hodge) überfallen hat. Eigentlich wollte Godfrey den König umbringen, aber Loxley eskortierte nur dessen Krone nach England.

Robin nimmt dem sterbenden Ritter das Versprechen ab, Loxleys Vater Walter (Max von Sydow) sein Schwert zurückzubringen. Walter ist alt und blind. Der Hof wird von der emanzipierten Lady Marion (Cate Blanchett) geführt. Robin wird von Sir Walter als sein verstorbener Sohn „adoptiert“, damit endlich wieder Hoffnung auf seinen Ländereien einkehre.

John, mittlerweile König, schickt seine rechte Hand Godfrey ins Land, um Steuern einzutreiben, doch dieser plant mit seinen französischen Freunden etwas ganz anderes.

Meinung von

Schon wieder ein Robin Hood-Film? Wirklich? Muss das sein? Das war die erste Frage, die aufkam, als ich von dem Film hörte. Das Thema ist doch schon totgedreht. Wieso will Regisseur Ridley Scott erneut den "Rächer der Enterbten" verfilmen?

Aber da ich Ridley Scotts Filme mag, musste natürlich auch dieser Film im Kino angeschaut werden.

Er ist lang, hat aber keine Längen. Der Film fließt dahin und irgendwann wird es einem bewusst, dass so richtig viel noch nicht passiert ist. Das mag der eine oder andere Kinogänger nicht mögen — gerade die jungen Zuschauer werden wohl nervös, wenn nicht alle fünf Minuten etwas explodiert oder ein Kopf rollt. Aber, alt wie ich nun einmal bin, dachte ich mir, dass es durchaus in Ordnung ist, wenn der Film sich Zeit nimmt, die Geschichte langsam aufzubauen. Warum auch nicht?

Der Film ist nicht schlecht, er hat mich aber auch nicht vom Stuhl gerissen. Andererseits fand ich Gladiator beim ersten Mal Anschauen auch schlecht. Mittlerweile schaue ich ihn mir regelmäßig und gerne an. Eventuell muss man diesen Robin Hood auch erst noch mal sehen, damit man sich "dran gewöhnt"?

Denn eines sei gesagt: Die Geschichte ist gut. Ich hing in meinem Sessel und dachte, dass Scott eine völlig andere Geschichte erzählt. Man erkannte einige Gemeinsamkeiten mit den "klassischen" Vorlagen. Aber vom Grundwesen her weicht dieser Film doch stark von den alten Strumpfhosen-Filmen ab. Okay. Finde ich gut. Erst am Ende wurde mir bewusst — weil ich nichts im Vorfeld zu diesem Film las —, dass Scotts Robin Hood eine Vorgeschichte zu dem ist, was wir alle kennen. Ahhh ....

Die Geschichte ist also gut. Russel Crowe gefiel mir aber nicht. Sein meisterhafter Bogenschütze bleibt irgendwie farb- und emotionslos. Er hat keine Ecken, keine Kanten, keinen Witz, keinen Charme. War Crowe müde? Oder Scott? Hier hätte ich mir einen größeren Sympathieträger gewünscht. Oder einfach mehr Charakter! Der Bösewicht Godfrey ist da sogar noch markanter.

Die gute Marion war übrigens auch sehr ungewohnt. In den alten Filmen war sie eher "Beiwerk" und sehr weiblich. Cate Blanchett hingegen gibt eine harte, sehr emanzipierte Marion, die später sogar mit ihrem "Mann" in den Krieg gegen die Franzosen zieht. Im ersten Moment dachte ich Scheiße, was geht jetzt ab? Was macht Johanna von Orléans hier auf einmal? Und was sollten diese kleinen "Outlaws", die Kinder, die im Wald leben und das Gehöft der Loxleys von Zeit zu Zeit ausrauben? Sind wir hier bei Peter Pan?

Interessant im Zusammenhang mit der Vorgeschichte, ist der Aspekt der Demokratisierung. Nett, aber wieso Robin plötzlich Feuer und Flamme für die Idee seines verstorbenen Vaters ist, den er kaum kannte — bleibt etwas unklar. Und so wirklich leidenschaftlich ist Crowes Robin dann auch nicht bei der Sache.

Also man sieht. Einige ungewohnte Einfälle, die uns Ridley Scott da präsentiert. Aber nicht alle sind schlecht. Ich hoffe einmal, dass der Film beim wiederholten Anschauen, später dann auf DVD, besser wird. So blieb Robin Hood etwas schwach. Es fehlte ein bisschen die Liebe zur Figur. Leider.