Filmplakat Reine Chefsache

8,5/10

"Die suchen keine Leute wie sie, die anständig bezahlt werden wollen." — Reine Chefsache, 2004

Reine Chefsache

Besprechung

Dan Foreman (Dennis Quaid) ist Anzeigenverkäufer bei „American Sports“ — und das schon viele, viele Jahre. Er verlässt seine Familie morgens im Dunklen und kommt zurück, wenn schon alle schlafen. Dan liebt seine Frau (Marg Helgenberger) und seine beiden Töchter über alles.

Eines Tages heißt es jedoch: Guten Tag, ihre Firma wurde gerade von einem Großkonzern geschluckt und wir müssen Kürzungen vornehmen. Dan ist seinen Job als Chef-Verkäufer los. Dafür sitzt jetzt der 26-jährige Carter Duryea (Topher Grace) auf dem Chefsessel. Dan wird seine „zweite Hand“. Zu allem Unglück will seine älteste Tochter Alex (Scarlett Johansson) auf die NYU und seine Frau ist schwanger. Es kommt doch immer alles auf einmal.

Dan muss sich also damit abfinden, als 51-Jähriger einem 26-Jährigen zuzuarbeiten. Einem 26-Jährigen, der gerade geschieden ist und sich nun in seine Alex verliebt.

Meinung von

Oh Gott, danke! Es gibt noch schöne, intelligente Filme. Reine Chefsache wurde u.a. als "Drama" gehandelt. Dabei ist der Film eine wunderschöne, ruhige Komödie. Klar, die Tatsache, dass ein Älterer auf einmal einen Jungspund, der von nichts 'ne Ahnung hat, als Vorgesetzten hat, das ist schon Stoff für ein Drama. Aber Dennis Quaid und Topher Grace reißen das Runder immer wieder herum und wir schippern in seichtere, heiterere Gewässer.

Dennis Quaid, den wir noch aus Komödien wie Die Reise ins Ich kennen, wird, wie wir alle, auch nicht jünger. Nun scheint er in der Liga der Altschauspieler angekommen zu sein. Er hat in diesem Film so herrlich verdutzte Gesichtsausdrücke und so viel Verzweiflung in seinem faltigen Gesicht — großartig besetzt. Topher Grace, den man aus der Serie Die wilden Siebziger kennt, ist ebenfalls sehr gut besetzt. Er ist jung, dynamisch, etwas schlaksig und unbeholfen, spielt aber einen aufsteigenden Stern in einem immer jünger werdenden Geschäft. Von beiden Schauspielern kann man gerne mehr im Kino sehen. Übrigens: Für die Rolle des Carter Duryea war erst Ashton Kutcher vorgesehen. Zum Glück konnte er nicht. Topher macht die Sache sehr gut. Kutcher hätte den Film vermutlich nur wieder auf die Klamauk-Schiene gezogen ...

Sehr angenehm ist auch das Ende, das hier nicht verraten wird. Nur soviel: Es ist überhaupt nicht typisch Hollywood. Und gerade das macht diese ruhige Komödie mit der angenehmen Hintergrund-Musik so sympathisch. Ein Film, den man sich sehr gut anschauen kann, wenn man auf intelligenten Humor (was immer das genau sein mag ...) steht. Wir haben uns jedenfalls königlich amüsiert. Was vielleicht dadurch kam, weil man mittlerweile auch schon die 30 überschritten hat und sich in die Situation des Dan Forman hineindenken kann. Die Jungen drängen auf den Markt, nehmen Arbeitsplätze weg und haben doch keinen blassen Schimmer, was sie da überhaupt machen. Wie auch immer: In "unserem" Alter ist der leise Humor, der feine Spitzen setzt, einfach erholsam und sehenswert. (Randbemerkung: Die Mädels hinter uns haben trotz ihrer wenigen Lenze ebenfalls lauthals gelacht!) Empfehlenswerter Film.