Filmplakat Red River

8/10

"Ich hasse Leute die aufgeben." — Red River, 1948

Red River

Besprechung

Thomas Dunson (John Wayne) hat schon immer klare Ziele vor Augen gehabt. Für diese würde er alles machen, auch eine Liebe zurücklassen. Sein Traum: eine Ranch mit der größten Rinderherde Amerikas zu haben. Dafür arbeitet er beinahe 15 Jahre lang hart und entbehrungsreich. Als er es endlich geschafft hat, ist in Texas ein Rind nur noch wenige Cents wert. Dunson ist bankrott. Seine einzige Chance ist es, mit beinahe 10.000 Rindern bis Missouri zu reiten. Das ist ein unglaublich großer Treck, so groß war noch keiner. Die Aktion scheint verrückt zu sein.

Dunson macht sich mit seinen Männern, darunter auch sein Ziehsohn Matt Garth (Montgomery Clift), auf den ca. 1.000 Meilen langen, beschwerlichen Weg. Eine Weile lang läuft alles gut. Zu gut, wie so mancher Cowboy findet. Allmählich werden die Strapazen aber größer und Dunson immer mehr zum Tyrann. Als er zwei seiner Männer aufhängen lassen will, stellt sich ihm Matt in den Weg. Er nimmt Dunson die Herde ab und schlägt einen anderen Weg ein. Angeblich soll in Abilene eine Eisenbahnstrecke sein, von dort könnte man die Tiere leichter ins Land bringen.

Dunson schwört Rache. Fortan schläft niemand von den Cowboys mehr ruhig.

Meinung von

John Wayne ist der Western-Held auch meiner Jugend. Ich kenne ihn als strahlenden Helden, doch in dieser Howard Hawks-Produktion – der ersten Zusammenarbeit zwischen Hawks und Wayne – ist der Westernheld nicht der Nette. Er ist unerbittlich, wenn es um die Verfolgung seiner Ziele geht. Er lässt gleich zum Anfang des Films seine Geliebte Fen (Coleen Gray) zurück, die dann kurz darauf von Indianern ermordet wird. Nach dem Indianer-Angriff nimmt er den verstörten Matt auf und zieht ihn wie seinen eigenen Sohn groß. Matt wird seine rechte Hand auf der Ranch.

Der riesige Treck ist zu viel für Dunson. Er wird immer härter, wir sehen die Verwandlung von einem freundlichen Chef zu einem misstrauischen, knallharten Boss, der schnell mit der Pistole ist. Dunson muss sein Ziel, die Rinder heil in Missouri abzugeben, erreichen – koste es, was es wolle. Seine Männer bekomme Angst vor ihm, doch sein Ziehsohn stellt sich ihm entgegen. Dunson sieht diese Tat als Schwäche, Matt ist in seinen Augen ein Dieb und er macht Jagd auf ihn. Von dort an schafft Hawks eine unheimliche Stimmung. Dunson ist wie ein böser Schatten, der der Gruppe folgt. Wir sehen ihn lange nicht, aber alle haben Angst vor dem alten Mann.

Schließlich schafft es Matt doch noch nach Abilene. Er kann das Vieh zu einem hohen Preis verkaufen – aber deswegen ist die Welt noch nicht heil. Dunson wird kommen und es wird böse enden.

Howard Hawks zeigt einen wunderbaren Showdown. Matt in der Stadt, Dunson davor. Die Vaterfigur lässt verkünden, dass er nach dem Morgengrauen kommen wird. Wie wird sich Matt verhalten? Mittlerweile hat er Liebe gefunden. Auf dem Weg zur Stadt haben Matt und seine Männer einem Treck geholfen, wo der junge Mann Tess Millay (Joanne Dru) kennengelernt hat. Sie ist es dann auch, die den Showdown entscheidend beeinflusst.

Das für Hawks übliche Thema der Männerfreundschaft ist in seinem ersten Western noch etwas verborgen, nicht so offensichtlich wie in anderen Filmen, wie z.B. im späteren Rio Bravo. Wenn sich am Ende die beiden Männer gegenüberstehen, wird erst klar, wie sehr sie aneinander hängen.

Red River ist ein gut erzählter Western, was ihm auch eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch einbrachte. Western-typisch kommen auch Indianer vor, aber nur am Rande. Es geht in erster Linie um den Traum, den ein Mann hat und was er bereit ist, dafür zu tun. Es geht außerdem um einen beschwerlichen Ritt, der einer Gruppe Männer alles abverlangt. Schließlich geht es dann auch um die Freundschaft zwischen Männern, die wie Vater und Sohn zueinander sind. Die Reaktion von Matt am Ende ist jedenfalls ganz groß.