Filmplakat Nur Samstag Nacht

6,5/10

"Ich scheiß' auf die Zukunft." — Nur Samstag Nacht, 1977

Nur Samstag Nacht

Besprechung

Nach der High School kam der Job in einem Farbengeschäft. Für Tony Manero (John Travolta) ist das soweit in Ordnung. Am Sonnabend zieht er dann mit seinen Kumpels los. Vorher wird sich noch ausgiebig frisiert, das beste Hemd angezogen, die Hose muss eng im Schritt sein – dann geht es mit Bobby C (Barry Miller), Joey (Joseph Cali) und Double J. (Joseph Cali) in die Disco. Hier ist Tony der König. Alle lieben ihn, alle bewundern seine Tanzschritte. Er kann jede Braut haben, die er will. Annette (Donna Pescow) kreist immer um ihn herum, aber Tony hat keinen Bock auf die Alte.

Eines Tages entdeckt Tony Stephanie (Karen Lynn Gorney) auf der Tanzfläche. Annäherungsversuche scheitern kläglich. Stephanie will raus aus Brooklyn. Sie arbeitet schon in Manhattan und dahin zieht es sie auch. Sie hat mit diesem jungen Spund Tony nichts am Hut. Stephanie ist sich sicher, dass sie besser ist als Tony und seine Freunde.

Am Ende bekommt Tony Stephanie doch noch dazu, mit ihm zu reden. In seiner Stammdisco ist ein Tanzwettbewerb. Den hat er schon mal mit Annette gewonnen. Mit der trainiert er auch. Als er dann aber Stephanie dazu überreden kann, mit ihm zu tanzen – und nur zu tanzen – gibt Tony Annette einen Tritt. Fortan trainieren Tony und Stephanie für den Wettkampf.

Meinung von

Saturday Night Fever (Mal ehrlich, wer nennt den Film bei seinem deutschen Titel?) war der absolute Überfilm der späten 1970er. Das Disco-Fieber brachte die jungen Leute um den Verstand. Der Film wurde inspiriert von einem Artikel in einem Magazin. Dort ging es um die "Riten" auf der Tanzfläche. John Travolta hat sich deshalb vor Drehbeginn in die Disco eingeschlichen und das Macho-Gehabe der Typen studiert.

Der Streifen ist oberflächlich nur ein Tanzfilm. Aber schon da ist etwas besonderes zu bemerken. Normalerweise waren die Filme davor Musicals. Es wurde getanzt und gesungen. In Saturday Night Fever singt keiner der Protagonisten. Es geht nur ums Tanzen. Und es zeigt, dass Tanzen an sich auch männlich sein kann. Dann ist da noch die gesamte Abnabelungs- und Erwachsen-werden-Geschichte.

Tony lebt bei seinen Eltern. Seine Großmutter und seine kleine Schwester leben ebenfalls in dem Haus. Der ältere Bruder Frank Jr. (Martin Shakar) ist Priester und der ganze Stolz der Eltern. Tony hingegen scheint nichts aus seinem Leben zu machen. Deshalb erhält er auch keine Aufmerksamkeit von seinen Eltern. Die nörgeln nur an ihm herum. Als Frank Jr. dann aber das Priesteramt ablegt, bricht für die Eltern eine Welt zusammen. Der ältere Bruder gibt Tony einen guten Rat. Er solle das machen, was ihn glücklich macht und nicht darauf hören, was Andere – hier die Eltern – von ihm wollen.

Das traf damals und vermutlich auch heute noch einen Nerv bei allen Heranwachsenden. Natürlich wollen die Eltern das Beste für ihr Kind. Aber wenn das einen unglücklich macht, dann kann es nicht das Beste sein. Das hat Frank Jr. herausgefunden. Der Rat stärkt auch Tonys Rücken. Am Ende des Film weiß er zwar noch nicht genau, was er mit seinem Leben anfangen will, er weiß aber, dass er sich von den Eltern emanzipieren muss.

Ein Problem von Tony ist auch, dass er, wie wir alle, Anerkennung benötigt. In seinem Elternhaus bekommt er die nicht. Sein Vater Frank Sr. (Val Bisoglio) hat seinen jüngsten Sohn anscheinend noch nie gelobt. Wenn Tony aber in die Disco geht, dann ist er ein Jemand. Dann schauen die Leute zu ihm auf, bewundern ihn, verehren und lieben ihn. Kein Wunder, dass er so gerne in die Disco geht.

Was wäre ein Tanzfilm ohne Musik? Während der Dreharbeiten wurde zu anderer Musik getanzt als zu der, die wir im Film hören. Saturday Night Fever ist ganz fest verwoben mit den Liedern der Bee Gees. Ein großer Teil des Erfolges hat mit dieser Musik zu tun. Dabei kamen die Bee Gees erst gen Ende der Produktion hinzu. Daher die unterschiedlichen Musiken. Stayin' Alive, Night Fever, How Deep is Your Love und More Than a Woman sind absolute Klassiker. Die Musik ist damals gut gewesen und lässt auch heute noch das Bein mitwippen.

Die Disco, in der Tony und Co. die Hüften schwingen heißt "2001 Odyssee", wird aber immer nur kurz das 2001 genannt. Den Namen der Disco haben die Betreiber von Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum "geborgt". In den späten 70ern war der Film immer noch cool und futuristisch. Bei Tony hängen Poster zu Rocky und Serpico. Tony will so cool sein wie Al Pacino, das lässt er uns wissen.

Nüchtern betrachtet passiert in Saturday Night Fever nicht viel. Ein Typ aus der Arbeiterklasse verbringt seine Nächte beim Tanzen, weil er da bewundert wird. Ansonsten weiß er nichts mit seinem Leben anzufangen. Dann noch Tanzeinlagen und fertig ist der Film. Aber Saturday Night Fever ist im Grunde eine Charakterstudie. Wir begleiten Tony und sehen wie er sich langsam verwandelt. Wir sehen wie die Jungerwachsenen, vor allem italienischer Abstammung, in der Diskothek agiert. Das Drama bleibt klein. Im Grunde ist die einzige, wirklich tragische Figur die des Bobby C. Er hat ein großes Problem, aber niemand hört auf ihn, auch Tony nicht. Bobbys Unfall wird deshalb auch nicht als solcher verstanden.

Der Film wurde bei den Amis 2010 als anerkanntes, filmisches Kulturgut in die United States Library of Congress aufgenommen.