Besprechung
Irgendwo in Australien hockt im Jahre 1976 die kleine Mary Daisy Dinkle (Bethany Whitmore/Toni Collette) und ist traurig. Sie hat ein hässliches Mahl auf der Stirn, keine Freunde, ihre Mutter Vera (Renée Geyer), die viel zu viel Cherry trinkt, meint, Mary wäre ein „Unfall“ gewesen. Da bleiben Mary nur ein ausgefranster Hahn und ihre selbst gebastelten Figuren als „Freunde“.
In einer kahlen Wohnung in New York sitzt Max Jerry Horovitz (Philip Seymour Hoffman), der übergewichtig ist, die Gesichter der Menschen nicht deuten kann und schnell Panikattacken bekommt. Max ist der Erfinder der Schoko-Hot Dogs. Allerdings ist er auch der Einzige, der sie isst — in rauen Mengen. Max ist gut im analysieren und braucht Ordnung. Ansonsten hat er keine Freunde.
Weil Mary so traurig ist und weil sie wissen möchte, wie denn das mit dem Baby-Kriegen in den USA ist — in Australien werden die Kinder „in Biergläsern gefunden“, hat ihre Mutter ihr erzählt — schreibt sie einen Wildfremden in New York an. Den Namen hat sie aus einem Telefonbuch des örtlichen Postamts. Diese komplett fremde Person ist Max. Und so werden aus zwei völlig unterschiedlich alten Menschen, auf unterschiedlichen Kontinenten Freunde.
Meinung von Nils
Nie, aber auch so kein Stück zuvor etwas von dem Film gehört. Niemand in der Streit's (†)-Sneak hat diesen Film im Vorfeld erraten. Niemand kannte ihn, aber am Ende waren alle begeistert.
Mary und Max ist ein sehr skurriler Animationsfilm. Die Figuren sind nicht sonderlich liebenswert, eher schräg und "kaputt". Und irgendwie sind sie dann doch herzlich. Kaputt sind auch die Charaktere. Beide Hauptfiguren sind Außenseiter und alleine. In ihrer Einsamkeit finden sie in dem jeweils Anderen einen guten Freund. So seltsam Max auch ist — manche Dinge erzählt man einem achtjährigen Mädchen einfach nicht, Max —, so zerbrechlich ist er auch. Wenn Mary unbedarft fragt, wie denn das mit dem "Liebe machen" ist, bekommt Max erst einmal einen schlimmen Anfall und wird in eine Klinik eingeliefert.
Wieder einmal hat sich gezeigt, wie gut es ist, in eine Sneak-Preview zu gehen. Hätte ich das Plakat zu Mary und Max gesehen, oder eine Inhaltsangabe gelesen, hätte ich wohl einen großen Bogen um diesen Film gemacht. Aber so hockten wir im völlig überhitzten Saal und haben uns alle wahnsinnig gefreut und sehr gut amüsiert.
Mary und Max basiert "auf einer wahren Geschichte", wird uns am Anfang erzählt. Ob's stimmt, mag man bezweifeln, aber möglich ist so was schon. Auf alle Fälle ist der Film toll. Klar, er hat auch seine tragischen Momente. Eigentlich hat er sogar recht viele davon. Immerhin sind die Titelfiguren an sich schon tragisch. Dennoch hat dieser Animationsfilm sehr viel Witz und Wärme.
Zudem hat er eine interessante Farbgebung. Alles in New York ist grau, mit ein paar Ausnahmen. Alles in Australien ist eher sepiafarben. Nette Idee.
Auch wenn ich denke, der Film dürfte keinen großen Erfolg haben, einfach weil keine große Maschinerie dahinter steckt, die den Film promoten könnte, kann ich diesen Film durchaus empfehlen. Wenn er in einem kleinen Kino in der Nähe läuft — ruhig mal reinschauen! ... Allerdings noch einmal: das ist kein geleckter, "sauberer" Dreamworks- oder Pixar-Streifen. Wer nur Hochglanz will, der sollte dann wohl doch lieber nicht in Mary und Max gehen. Wer einen schrägen und liebenswerten Film mit viel Humor sehen möchte, der möge diesen Streifen unterstützen.
Wir hatten diesmal eine Menge "Sneak-Virgins" mit dabei. Alles Frauen. Alle waren hellauf begeistert von Mary und Max. Da gab es "entzückend" und "fantastisch" danach zu hören. Einige meinten, es wäre bei ihnen kein Auge trocken geblieben. Bin also nicht nur ich, der den Film gut fand ... auch wenn es nicht zum Heulen gereicht hat. So sehr hat er mich dann doch nicht gerührt. Eine toll umgesetzte Geschichte um zwei Außenseiter und über Freundschaft.