Besprechung
Christine McPherson (Saoirse Ronan) lebt mit ihrer Familie in Sacramento, Kalifornien. Sie geht auf eine katholische Schule und möchte danach auf ein gutes College gehen. Vor allem will sie raus aus Sacramento. Die Kleinbürgerlichkeit kotzt sie an. Dumm ist nur, dass „Lady Bird“, wie sie sich selber nennt, aus einem armen Elternhaus kommt. Ihre Mutter Marion (Laurie Metcalfe) schiebt Doppelschichten als Krankenschwester, ihr Vater Larry (Tracy Letts) steht vor der Kündigung und ist depressiv. Ein gutes College kann sich die Familie nicht leisten.
Lady Bird hat eine beste Freundin, Julie Steffans (Beanie Feldstein), mit der sich in der Schule viel abhängt. Weil Lady Birds Affäre mit Danny O’Neill (Lucas Hedges) mächtig in die Hose gegangen ist, verguckt sich die junge Frau in den düsteren Kyle Scheible (Timothée Chalamet). Um an den heranzukommen, muss Lady Bird irgendwie „cool“ werden. Sie befreundet sich mit der reichen Jenna Walton (Odeya Rush). Darunter leidet natürlich die Beziehung zu Julie.
Lady Bird versucht jemand zu sein, der sie nicht ist. Das kommt hauptsächlich daher, weil sie das, was ihre Mutter von ihr verlangt zu sein zu viel ist für Lady Bird. Mutter und Tochter stehen immerzu auf dem Kriegspfad. Sie streiten ständig.
Meinung von Nils
Lady Bird war nominiert für fünf Oscar, darunter auch Beste Hauptdarstellerin, Bester Film und Beste Regie. Ich sage nicht, dass er schlecht ist, aber ob diese Nominierungen alle wirklich berechtigt waren … ich weiß nicht. Obwohl – Saoirse Ronan spielt die "Coming of Age"-Frau schon gut. Sie wirkt auf der einen Seite stark und selbstbewusst, so als ob sie wüsste, was sie will. Sie hat ihren Weg vor sich ausgelegt, jetzt muss sie den nur noch gehen. Dafür bedarf es leider Geld und die Überwindung der Mutter.
Die Mutter Marion ist überbeschützend. Christine darf nicht mal etwas im familiären Haushalt kochen, weil die Mutter immer davon ausgeht, dass ihre Tochter es verbockt. Die Mutter hat ebenfalls eine klare Vorstellung davon, was ihre Tochter machen soll. Geprägt ist dieses Bild von der Realität, dass die Familie McPherson nun mal wenig Geld hat. Wie soll Christine aufs Wunsch-College gehen? Das kann sich die Familie nicht leisten.
Lady Bird sieht das schon wieder als Angriff gegen sich an. Was natürlich nicht stimmt. Die junge Frau hat sich geradezu darauf versteift, alles, was von der Mutter kommt, anzufeinden. Dabei weiß sie aber auch, dass ihre Mutter sie liebt. Es wirkt gerne im Affekt wie "Du liebst mich doch nicht", aber Lady Bird weiß es besser.
Der Film beschreibt das Abnabeln von der Mutter und das Erwachsenwerden. Lady Bird macht viel Blödsinn. Sie ist aber auch jung. Da ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass sie Schwierigkeiten bereitet. Wir sehen die Dummheiten. Wieso lässt sie sich mit den Reichen von der Schule ein? Das ist sie nicht, das schadet ihrer Freundschaft zu Julie. Dem zuzuschauen schmerzt ein wenig, lässt Christine als verzogene Göre erscheinen. Sie schämt sich für ihren sozialen Status.
Als sie es dann doch schafft in ein College in New York zu gehen, der Abschied von der Mutter für beide extrem schmerzhaft war, wird sie dann auch endlich erwachsen. Als sie von einem Studenten angesprochen wird und der sie nach ihrem Namen fragt, zögert sie kurz. Sie ist nicht mehr in ihrer vertrauten Heimat. Sie ist in der großen Welt. Alleine. Sie ist Christine. Die abschließende Nachricht an die Mutter ist dann auch eine sehr schöne, die mir den Film in der letzten Sekunde gerettet hat. Vorher war er mäßig. Doch mit der Auflösung, mit der Liebeserklärung an ihre Mutter, reißt Regisseurin und Autorin Greta Gerwig das Ruder hart herum und bringt den Film auf den letzten Metern in eine schöne Richtung.