Besprechung
Ray Ferrier (Tom Cruise) ist Dockarbeiter und darf für einige Tage auf seine Kinder Rachel (Dakota Fanning) und Robbie (Justin Chatwin) aufpassen, da seine Ex-Frau Mary Ann (Miranda Otto) mit ihrem neuen Lover nach Boston fahren möchte. Dieses Vorhaben trifft auf beiden Seiten auf wenig Gegenliebe: Ray kann nur wenig mit seinen Kindern anfangen und hat schon lange den Kontakt zu ihnen verloren; Rachel und Robbie dagegen erkennen in Ray bestenfalls ihren biologischen Vater, so dass das Wort „Dad“ vor allem Robbie nur schwer über die Lippen kommt.
Noch bevor sie Gelegenheit haben, ihre persönlichen Probleme bei einer Tasse Kartoffeltee auszudiskutieren, verschlechtert sich das Weltklima beträchtlich. Auf dem ganzen Planeten gehen seltsame Blitze nieder, die zunächst sämtliche elektrischen Geräte (auch die Omega-Uhr des Dockarbeiters) ausser Betrieb setzen. Das wäre nur lästig – doch die Blitze aktivieren auch dreibeinige Riesenmaschinen, die sich seit Urzeiten in der Erde versteckt zu haben scheinen. Diese ohnehin nicht sehr sympathischen Metallkolosse beginnen nun mit ihrer Mission: Sie töten jedes menschliche Wesen, das ihnen vors Visier kommt.
Ray ergreift mit seinen Kindern die Flucht im einzigen funktionierenden Van des Stadteils und rast mit ihnen über Highways und Landstraßen. Überall treffen sie auf Flüchtlinge und wahre Berge und Flüsse von Todesopfern. Kein Ort scheint mehr sicher zu sein und der Wunsch nach Boston zu Mary Ann zu gelangen, scheint nur noch reine Illusion zu sein.
Meinung von Nils
Es gibt Filme, die hinterlassen Begeisterung und es gibt Filme, die hinterlassen ein gemischtes Gefühl. Bei diesem Film ist es anders: Schon beim Abspann fragte ich mich, warum ich mir diesen Haufen Sch... angeschaut habe. Erst im Laufe der Zeit wurde das Bild etwas differenzierter und ich bin mir nun sehr sicher, dass ich zwei Filme gesehen habe.
Der eine Film ist großartig: In diesem Film bündeln sich die herausragenden Special Effects, die Verfolgungsjagden, aber auch die Angst der Darsteller vor dieser brutalen und rücksichtslosen Jagd. Dieser Teil des Film reißt mit, begeistert und verstört auf eine ganz eigentümliche Art. Hier kann auch Tom Cruise absolut überzeugen, egal ob er verstört unter seinem Wohnzimmertisch oder weinend in einem Diner hockt. Dakota Fanning hat in diesem Teil große Momente und die Szenen, in denen sie den ganzen Horror mit weitaufgerissenen Augen erlebt, hat das Zeug zum Kinoklassiker. Das ist ganz großes Kino und die Note kann nur 10 von 10 lauten.
Doch leider hat sich ein krudes Scheidungsdrama in den Film eingeschlichen. Eine Geschichte über einen Mann, der durch ein schreckliches Erlebnis endlich zum Vater seiner Kinder wird, die ihn nun lieben und respektieren können. Diese Geschichte stinkt und sie stinkt besonders, wenn sie der notorisch harmoniesüchtige Spielberg dreht. Man kann natürlich argumentieren, dass so Charaktere entwickelt werden und die Geschichte eine besondere Tiefe bekommt. Doch das ist hier einfach Quatsch. Diese Geschichte hat keine Tiefe, denn sie wurde so und vor allem auch schon viel besser tausendfach erzählt. Sie ist in diesem Film überflüssig wie ein Kropf, denn sie lenkt von der eigentlichen Geschichte ab. Das ist schlechtes, denn es ist langweiliges Kino: 1 von 10 Punkten.
Kommen wir nun noch zu einigen Randaspekten, die erwähnt werden sollten. Da wäre zunächst Tim Robbins, der einen verwirrten Amerikaner spielt, der von seinem Keller aus den großen Gegenschlag gegen die Bösen plant und Ray in seinen wahnsinnigen Plan hineinzieht. Im Film erschien mir diese Episode wiederum weit weg von der eigentlichen Geschichte. Doch die Darstellung durch Tim Robbins ist großartig und ich habe mir überlegt, wie gut der Film geworden wäre, hätten wir von Anfang an ihn begleitet. Das wäre ein großer Film. Schade, Chance verpasst Mr. Spielberg.
Was mich während des Films schon wahnsinnig gemacht hat: Der Film strotzt von unlogischen Momenten. Da gelingt es z.B. Ray mit dem einzigen funktionierenden Van zu fliehen – alle anderen Menschen stehen ratlos vor ihren Autos. Überhaupt scheint dieses Auto einen Wundermotor zu haben – es fährt endlose Strecken ohne auch nur einmal Halt machen zu müssen. Aber auch die Aliens können ganz schön tricksen: Haben sie es doch geschafft jahrtausendelang ihre Kampfmaschinen unter Städten und in Flüssen zu verstecken – ohne das es auch nur irgendjemandem auf der Welt auffällt. Das ist angesichts der Tiefbauarbeiten, die es allein in Hamburg gibt, eine echte Leistung.
Schließlich die fatale Neigung aller Menschen genau dorthin zu laufen, wo die Gefahr sichtbar am Größten ist. Man stelle sich nur einmal vor: Du bist mit zwei Kindern auf der Flucht. Vor dir ragt ein Hügel auf, hinter dem Feuerschein zu sehen ist, viel Waffenlärm und sämtliche militärischen Einheiten fahren genau diesen Hügel hinauf. Wo gehst du dann hin? Klar, schnurstracks genau in die entgegen gesetzte Richtung. Nicht so Tom Cruise mit seiner Familie – die latschen natürlich direkt ins Inferno. Jede Unlogik für sich ist noch zu entschuldigen – die Summe macht das ganze Werk unglaubwürdig.
Doch vollends versagt Spielberg am Ende. Die Auflösung des Film ist schnell hingerotzt und absolut albern. Denn natürlich "gewinnen" die Menschen. Aber die Art und Weise ist schlimmer als das Finale von Voyager. Und wenn Ray und seine Familie in Boston aufeinandertreffen, in einer Stadt, in der die Straßen verwüstet, die Häuser aber ausnahmslos tadellos instand sind, verliert der Film jede Anwartschaft auf mein DVD-Regal.
Trotzdem gibt es noch eine 4 von mir – wegen dieses großartigen Katastrophenfilms, der sich in diesem Machwerk versteckt hat.