Filmplakat Kick-Ass 2

8/10

"Niemand hat Bock darauf, Robin zu sein." — Kick-Ass 2, 2013

Kick-Ass 2

Besprechung

Dave Lizewski (Aaron Taylor-Johnson) lässt es ruhig angehen. Seine Geheimidentität als Vigilant Kick-Ass muss ruhen. Andere haben ebenfalls Kostüme angezogen und laufen Streife. Kick-Ass kann sich also zurücklehnen. Das geht eine Weile gut, doch dann nimmt die Langeweile Überhand. Dave fehlt nicht nur der Adrenalinstoß. Er merkt schnell, dass er nicht mehr alleine arbeiten möchte. Oft sind diese anderen Helden in Gruppen unterwegs, das will Dave auch.

Aus diesem Grund fragt der etwas eingerostete Kick-Ass Mindy (Chloe Grace Moretz), die früher mit Big Daddy für Ordnung auf den Straßen gesorgt hat. Sie wohnt nun bei dem ehemaligen Kollegen von ihrem Vater, Detective Marcus Williams (Morris Chestnut), dem sie vorspielt, ein braves Mädchen zu sein. Tatsächlich geht sie immer noch auf Patrouille. Mindy nimmt Dave unter ihre Fittiche und trainiert ihn. Hart.

Während die beiden trainieren, geht der Sohn von Frank D’Amico, den Kick-Ass mit einer Bazooka umgebracht hat, vor Wut fast an die Decke. Nachdem Chris (Christopher Mintz-Plasse) versehentlich seine Mutter umgebracht hat, schwingt er sich zum ersten Superschurken der Welt auf. Fortan nennt er sich Motherfucker. Er heuert skrupellose Gesellen an und macht mit ihnen die Stadt unsicher, nur um Rache an Dave nehmen zu können. Chris träumt davon, den Mörder seines Vaters zu töten.

Dave bekommt zunächst nichts mit von den fiesen Machenschaften, ist er doch zu sehr damit beschäftigt, im Team von Colonel Stars and Stripes (Jim Carrey) neue Freunde zu finden. Darunter auch die attraktive Night Bitch (Linda Booth). Währenddessen muss Mindy, die eigentlich auch mit in der Gang dabei sein sollte, ihrem Ziehvater Marcus schwören, nie wieder das Kostüm von Hit-Girl anzuziehen.

Meinung von

Der erste Kick-Ass-Teil war klasse. Frisch, gewalttätig, durchgeknallt. Wie sollte da der zweite Teil werden? Konnte der überhaupt etwas werden? Zumal Matthew Vaughn, der in Kick-Ass Regie geführt hat, das Zepter an Frischling Jeff Wadlow abgegeben hat. Die kurze Antwort: doch, das ist etwas geworden.

Es ist interessant anzusehen, wie sich die Charaktere weiterentwickelt haben. Hinter den Masken stecken junge Menschen, die älter werden und dadurch auch die Welt anders wahrnehmen. Zumindest ist das bei Dave so. Er sieht ein, dass es nicht gut ist, wenn man alleine ist. Er hat aber auch noch das Ziel vor Augen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Deshalb ist es auch nicht schlimm, wenn die Gang um Colonel Stars and Stripes zunächst nur in Suppenküchen aushilft. Das ist ebenfalls Heldenarbeit.

Mindy hingegen ist ein anderer Fall. Sie wurde schon als kleines Mädchen von ihrem Vater zur Verbrechensbekämpferin ausgebildet. Mit allen Bandagen, die man so aufbringen konnte. Marcus sagt nicht ohne Grund, dass Big Daddy Mindy die Kindheit geraubt hat. Während sich Mädchen in ihrem Alter in Jungs verlieben und um Kleidung oder ihr Ansehen besorgt sind, will Mindy davon nichts wissen. Bis sie doch einmal in diese Welt hineinschnuppert - um herbe enttäuscht und verletzt zu werden. Sie bleibt nicht stumpf auf dem Rächer-Pfad, sie setzt sich aktiv mit der Situation des Erwachsenwerdens auseinander. Sind die Heldenkostüme nur Fiktion und "da draußen" ist das echte Leben? Oder ist Mindy schon in der realen Welt angelangt? Das sind Themen, die sie beschäftigen, und Dave auch.

Motherfucker Chris hingegen steckt in einer Spirale aus Hass und Gewalt fest. Seine "Superkraft" ist das Geld, das ihm sein Gangstervater hinterlassen hat. Er scheißt die Menschen mit Geld zu und leistet sich so Kriminelle, die zusammen mit ihm schreckliche Dinge machen. Als Kampfmaschine hat er u.a. die hünenhafte Mother Russia (Olga Kurkulina) dabei, die auch schon mal die Reihen der Polizei ohne mit der Wimper zu zucken stark dezimiert. Chris ist so verletzt, dass er nicht mehr klar denken kann. Sein Ziel ist es, Kick-Ass zu zerstören und dabei so viel Schaden anzurichten, wie es nur geht. Weil er es kann.

Man sieht also durchaus eine Entwicklung in den Figuren. Dennoch bleibt der Spaß (an der Gewalt) nicht auf der Strecke. Es wird geballert, Hände werden abgehakt, Rasenmäher fliegen durch Windschutzscheiben und ein Hai ist auch mit von der Partie. Trotz der Gewalt, ist Kick-Ass 2 keine stumpfe Gewaltorgie. Von daher haben Autor Mark Millar, der auch für die Comicvorlagen verantwortlich ist, sowie Regisseur Wadlow gute Arbeit geleistet.

Leider kam der Film nicht so gut beim Publikum an, so dass es fraglich ist, ob auch der dritte Band noch verfilmt wird. Es wäre interessant, wie sich Dave und Mindy weiterentwickeln.

Wem Kick-Ass gefallen hat und nicht nur stumpfe Gewaltverherrlichung erwartet, sondern schon eine solide Geschichte und eine Art "Moral" (Thema: Leben in einer Scheinwelt? Was ist das? Und was hat es mit dem Erwachsenwerden auf sich?) erwartet, der ist mit der Fortsetzung gut bedient. 103 Minuten kurzweiliger Spaß mit diversen Au, Fuck. Das muss wehgetan haben!-Momenten.