Besprechung
Die junge Jane Eyre (Amelia Clarkson) ist eine Vollwaise. Als ihr Onkel Mr. Reed stirbt, wird sie von dessen Frau (Sally Hawkins) äußerst schlecht behandelt. Ihre verwöhnten Gören machen der kleinen Jane ebenfalls das Leben schwer. So ungeliebt wird die zu schonungsloser Offenheit neigende Jane auf ein Internat geschickt. Auch hier muss Jane viel Schmerz, Einsamkeit und Entbehrung ertragen.
Als sie 19 Haare alt ist, verlässt Jane (Mia Wasikowska) das Internat und geht als Gouvernante nach Thornfield Hall, wo sie das französische Mädchen Adèle Varens (Romy Settborn Moore) unterrichten soll. Adèle ist das Mündel des Hausherrn, Mr. Rochester (Michael Fassbender). Der kommt nicht oft nach Thornfield Hall, eher überraschend und unangemeldet. Deshalb hält die Haushälterin Mrs. Fairfax (Judi Dench) das Anwesen auch stets frisch. Dennoch ist es in dem düsteren Haus oft unheimlich ruhig und beinahe klaustrophobisch, so abgeschieden liegt das Haus.
Als Mr. Rochester dann doch eines Tages auftaucht, stellt der sich als gruseliger, schlecht gelaunter Mann heraus. Jane Eyre findet ihn interessant, aber auch unheimlich. Mr. Rochester wiederum findet die junge Miss Eyre, so unscheinbar und hässlich sie auch aussehen mag, sehr interessant. Jane ist eine selbstbewusste, lebenshungrige Frau, die bisher noch nicht viel Liebe oder Lebensfreude hat erfahren dürfen. Mr. Rochester sieht in Jane eine verwandte Seele.
Meinung von Nils
Die britische Schriftstellerin Charlotte Brontë veröffentlichte Jane Eyre im Jahre 1847. Seitdem ist der Stoff schon viele Male verfilmt worden. Mit der Umsetzung von Regisseur Cary Joji Fukunaga liegt die jüngste Verfilmung (Stand 2020) vor. Die Geschichte von Jane Eyre ist die einer starken, unabhängigen Frau, die weiß, was sie will. Sie will hinaus in die Welt, sie will ungebunden sein. Zu Mrs. Fairfax sagt sie: Ich wünschte das Leben einer Frau wäre so wie das eines Mannes.
. Damit kritisiert Brontë das Frauenbild ihrer Epoche. Ein Bild, das von Unterdrückung und Bevormundung geprägt ist.
Schon als Kind war Jane nicht auf den Mund gefallen. Sie trotzt ihrer bösen Ziehmutter und sagt ihr direkt ins Gesicht, dass, würde sie lügen, sie ihr sagen würde, dass sie sie liebt. Aber Jane sagt Mrs. Reed unverblümt, dass sie sie hasst. Auf ihrem Totenbett muss sich Mrs. Reed dann noch anhören: Ich hätte sie geliebt, wenn sie mich gelassen hätten.
Jane ist von jungen Jahren an auf der Suche nach einer Familie. Bei den Reeds findet sie diese nicht.
Die freundliche Mrs. Fairfax ist mütterlich, Adèle könnte eine kleine Schwester sein und Mr. Rochester der Mann. Obwohl Jane bisher noch keine Erfahrung mit Männern hat sammeln können.
Später sollen der junge Pfarrer St John Rivers (Jamie Bell) und seine beiden Schwestern ein Familienersatz sein. Doch das geht auch wieder nur schief.
Wer nun entweder eine schnulzige Romanze erwartet oder aber eine Art "Emanzen-Film", der wird eines Besseren belehrt. Ich habe das Buch nicht gelesen. Ich lese eher andere Genre, nicht Romanzen. Anschauen kann ich mir die aber schon mal. Überrascht war ich, wie gut Jane Eyre ist. Das Bild von ihr ist das einer starken Frau. Da ich das Buch nicht gelesen habe, weiß ich auch nicht, wie nahe der Film an die Vorlage heranreicht. Laut Interviews soll das aber sehr dicht sein.
Drehbuchautorin Moira Buffini hat vor allem die dunklen Aspekte des Buches hervorgehoben. Damit ist Jane Eyre an vielen Stellen eine Art Gothic-Gruselgeschichte. Denn in Thornfield Hall gehen seltsame Dinge vor sich. Adèle erzählt zum Beispiel die Geschichte einer Geisterfrau, die im Haus umgehen soll und die sogar durch Wände gehen kann. Regisseur Fukunaga und Kameramann Adriano Goldman wählten aber noch einen Aspekt des Gothic: Wir sehen viele Kerzenlichter oder Beleuchtungen durch brennende Kamine. Alles natürliches Licht und ohne zusätzliches Kunstlicht. Dadurch kommen dunkle Schatten zustande.
Ist Jane Eyre neben dem "Gruselfaktor" nun eine Schnulze? Nein. Jane verfällt dem gut aussehenden Mr. Rochester nicht sofort. Er auch nicht ihr. Lange Zeit dachte ich, Mr. Rochester ist ein schlechter Mann. Wenn die beiden zusammenkommen sollten, wird er sie schlecht behandeln. Doch allmählich zeigt sich, dass Mr. Rochester ein dunkles Geheimnis hat, das ihn sehr belastet. Er sieht in der freiheitsliebenden Jane das, was er nicht hat und sich doch wünscht.
Die Geisterfrau entpuppt sich schließlich als seine Frau, mit der er seit 15 Jahren verheiratet ist. Bertha Mason (Valentina Cervi) ist jedoch verrückt, gewalttätig und suizidgefährdet. Sie ist schon lange "nicht mehr da", tatsächlich nur noch ein Geist. Ein Geist, der Mr. Rochester sein Leben lang verfolgt. Sie aufgeben, sie ins Irrenhaus stecken, das kann er nicht. Im Grunde ist Mr. Rochester doch ein Guter.
Da ist eine Menge Drama am Werke. Die düstere Stimmung passt, die Schauspieler sind alle blendend besetzt. Zwischendurch dachte man noch, Mr. Rochester würde die oberflächliche Blanche Ingram (Imogen Poots) heiraten, doch was sollte er mit der anfangen? Mr. Rochester sehnt sich nach Liebe, nach einem Menschen, der ihm ebenbürtig ist — das ist Jane Eyre.
Ein wichtiges Stück Literatur sehr stimmungsvoll und spannend umgesetzt. Gut, dass ich den gesehen habe.