Besprechung
1941 im von Nazis besetzten Frankreich. Der als „Judenjäger“ bekannte und gefürchtete SS Col. Hans Landa (Christoph Waltz) bringt die Familie des jüdischen Mädchens Shosanna Dreyfus (Mélanie Laurent) um, doch sie kann fliehen.
Vier Jahre später. Die Amerikaner entsenden eine kleine Gruppe von „Nazijägern“ nach Frankreich. Unter der Leitung von Lt. Aldo Raine (Brad Pitt) wird Jagd auf Nazis gemacht. Ziel: Angst und Schrecken unter ihnen zu verbreiten. Möglichst alles schön schaurig über die Bühne bringen, lautet Raines Motto.
Der als Volksheld gefeierte junge Soldat Fredrick Zoller (Daniel Brühl), ist ein Filmliebhaber. Er versucht bei der jungen Kinobesitzerin Emmanuelle Mimieux zu landen. Emmanuelle ist in Wirklichkeit Shosanna. Zoller überredet Göbbels (Sylvester Groth), die Premiere eines auf Zoller basierenden Films in Emmanuelles Kino vorzuführen. Und weil das so ein glorreicher Film ist, kommt Adolf Hitler (Martin Wuttke) ebenfalls nach Paris in das kleine Kino.
Die Truppe von Raine, die auch als Inglorious Basterds bekannt ist, wittert die Chance, die gesamte Führungsriege der Nazis zu vernichten. Zusammen mit dem britischen Soldaten Archie Hicox (Michael Fassbender) sowie der Doppelagentin und bekannten deutschen Schauspielerin Bridget von Hammersmark (Diane Krueger) soll ein Plan ausgeheckt werden, der jedoch schief geht. Hinzu kommt, dass Emmanuelle, also Shosanna, eigene Pläne für die Nazis hat.
Meinung von Nils
Auf der Welt gibt es nur eine Hand voll Menschen, die Quentin Tarantino nicht mögen. Ich gehöre zu diesen wenigen Leuten. Also sah ich mir Inglourious Basterds auch nicht im Kino an. Nun wurde ich von zwei Seiten dazu "gezwungen", den Film anzuschauen. Na schön. Mit gutem Willen, also einer nicht allzu negativen Einstellung dem Film gegenüber, wurde er dann in Moviejunkie Thorstens Puschenkino angesehen. Mir tut es jetzt noch leid, dass ich ihn dazu bewegt habe. Das waren über zwei Stunden meines Lebens, die ich wirklich besser hätte nutzen können!
Schon während des "Ersten Kapitels" kam unglaubliche Langweile auf. Der Film zieht sich wie ein altes, zähes, geschmackloses Kaugummi dahin. Es wird geredet und geredet — doch den Film bringt dieses Gelaber nicht voran. Die gesamte Story des Films hätte man locker in einer Stunde erzählen können. Es fehlt Tempo, es fehlt Spannung. Und ich habe ganze zwei witzige Stellen gezählt. Also auch noch nicht einmal mit Witz kann der Film dienen.
Klarer Gewinn für den Streifen ist der Österreicher Christoph Waltz. Ohne ihn würde der Film komplett untergehen. Seine Figur ist eklig und böse. Immer die dankenswerteste Rolle, die des Bösewichts. Dabei ist er aber nicht schmierig, nicht albern, nicht brutal. Waltz gibt einen ganz eigenen Charakter des Bösen. Trotz der Tatsache, dass er Menschen jagt und tötet, hat er etwas geradezu liebenswertes in seiner Art. Nur darf man solche Menschen nicht nett finden.
Was rasch auffiel in Inglourious Basterds, das war die überhaupt nicht zu dem Film passen wollende Musik. Tarantino serviert eine Geschichte aus dem zweiten Weltkrieg mit geradezu billig anmutender Italo-Western-Mucke. Das passt hinten und vorne nicht.
Nun bin ich weiß Gott kein Freund des Italo-Westerns, also musste Thorsten her. Er meinte, dass das Genre des Italo-Westerns sich wohl dadurch auszeichnet, dass man oft nicht die in US-Western übliche Schwarz-Weiß-Malerei hat. Der Gute ist nicht 100% gut, meistens zwielichtig und kein großer Sympathieträger. Auf der anderen Seite sind die Bösewichte auch nicht scharf gemalt. Die Musik, die Tarantino wählte, könnte man als Anspielung auf genau diesen Umstand werten. Waltz — absoluter Bösewicht — wirkt nett und charismatisch. Der "Held" Zoller, also die Figur von Brühl, hat 300 Menschen im Alleingang als Scharfschütze getötet. Sein Glanz basiert auf Morden. Da kann er noch so nett sein. Und Pitt, der zwar als Galionsfigur die Filmplakate zierte, aber doch ziemlich wenig Text hat, ist Nazijäger. Eigentlich etwas Gutes. Aber das "keine Gnade"-Motto lässt auch ihn nicht als Ritter in schimmernder Rüstung dastehen.
Neben der Italo-Western-Mucke bricht Tarantino auch noch mit einigen Bild-Momenten. Nämlich genau dann, wenn er in einem Zweiter-Weltkrieg-Film 70er-Jahre-Schriftzüge unterbringt. Ja, wir wissen alle, dass Tarantino darauf steht, siehe z.B. Jackie Brown. Aber er muss so was nicht auf Biegen und Brechen in jedem Film unterbringen.
Interessant an Inglourious Basterds fand ich die Tatsache, dass das Ende von der Geschichtsschreibung abweicht. Normalerweise schaut es doch so aus, dass es zwar Anschlagsversuche auf Hitler gibt, diese jedoch alle von der Geschichte eingeholt werden. Tarantino setzt sich über die Geschichtsbücher einfach hinweg. Eine schöne Einstellung ist die, wenn das Kino in Flammen aufgeht und der Film von Emmanuelle weiter läuft. Ihr Lachen wird in die Rauchschwaden projiziert. Nett.
Aber unterm Strich: Viel zu lang, belanglos, unwitzig, an einigen Stellen unlogisch (Wieso vergessen sie den Schuh von Bridget in der Kellerkneipe, wo sie doch so bedacht darauf waren, ihre Tarnung nicht auffliegen zu lassen?) und mir absolut unverständlich, wieso der Film schon wieder so hoch gelobt wird? 153 Minuten — einfach verschwendet.