Besprechung
Nachdem Indiana Jones (Harrison Ford) und sein kleiner Gehilfe Shorty (Jonathan Ke Quan) zusammen mit der Sängerin Willie Scott (Kate Capshaw) aus Shanghai geflohen sind, landen sie ungewollt in Indien. In einem kleinen Dorf erfährt der Archäologe, dass im Palast von Pankot das Böse wider herrscht. Eines Nachts wurde aus dem Dorf ein heiliger Stein gestohlen und mit ihm sind auch alle Kinder aus dem Dorf verschwunden. Indy findet heraus, dass es sich bei dem Stein um einen der legendären Sankara-Steine handelt. Das weckt sein Interesse.
Die Drei machen sich also auf nach Pankot. Zunächst scheint alles mehr oder weniger harmlos, aber spätestens als Indy in seinem Zimmer angegriffen wird, weiß er, dass etwas faul ist. Er findet einen geheimen Gang, der das Trio in einen verborgenen Tempel führt. Hier müssen die Drei mitansehen, wie der Hohepriester Mola Ran (Amrish Puri) ein blutiges Ritual vollzieht. Indy wird beim Versuch drei heilige Steine zu retten, gefangen genommen und einem bösen Zauber ausgesetzt.
Dem Tempel sind Minen angeschlossen, in denen die entführten Kinder nach Diamanten schürfen müssen. Diese dienen der Finanzierung des so genannten Thug-Kults, der Kali anbetet. Die Thugs wollen mit Hilfe der Steine alle Religionen auslöschen, alle Menschen sollen Kali huldigen. Bevor sich Indy jedoch Mola Ran entgegenstellen kann, muss er erst einmal aus dem „schwarzen Schlaf Kalis“ erwachen.
Meinung von Nils
Es gibt so viele Dinge, die an diesem Film stören. Wo fängt man an? Zunächst einmal: Dass es eine Fortsetzung von Indiana Jones' erstem Abenteuer Jäger des verlorenen Schatzes geben würde, war schon vor Drehbeginn des ersten Teils klar. George Lucas hatte seinem Freund Steven Spielberg eben dieses Versprechen abgenommen. Wenn Indiana Jones angefasst wird, dann als Trilogie. Nun kam es recht passend, dass der erste Teil so ein Erfolg war.
Obwohl Indiana Jones und der Tempel des Todes eine Fortsetzung zu sein scheint, ist der Streifen das aber nicht. In Jäger des verlorenen Schatzes kam Indy mit Marion Ravenwood zusammen – wo ist die in Indiana Jones und der Tempel des Todes? Wer genau aufpasst, erkennt, dass der zweite Teil vor dem ersten Teil spielt. Der Schatz wird im Jahre 1936 gesucht, der Tempel im Jahre 1935 betreten. Das ist ein Kunstgriff. Lucas verlangte, dass der zweite Teil düsterer wird als der erste, ganz wie er es auch mit seiner Star Wars-Trilogie gehandhabt hat. Man wollte nicht schon wieder Nazis als Bösewichte haben, also musste etwas ganz neues her, samt neuer Frau. Und da man Indy nicht mit einer Frau zusammenbringen kann und dann gleich mit der nächsten – zumal Ravenwood gut ankam – entscheid man sich für Indien, ein Jahr früher.
Steven Spielberg war selber nicht allzu froh über die Idee, den Film düsterer zu gestalten. Aber er beugte sich dem Autor und Produzenten Lucas. Indiana Jones und der Tempel des Todes, das weiß auch Spielberg, wurde kein großer Erfolg. Das hat aber nichts damit zu tun, weil der Streifen einen dunkleren Ton anstimmt als sein Vorgänger. Indiana Jones und der Tempel des Todes ist einfach schlecht! Die Geschichte ist soweit in Ordnung. Wobei der "archäologische Aspekt" ein wenig in den Hintergrund gerät. Was wirklich schlecht an Indiana Jones und der Tempel des Todes ist, das sind die Figuren Shorty und Willie.
Indiana Jones merkt im Film selber an: Ich finde das Schlimmste an ihr ist das ewige Gekreische.
Das nervt nicht nur den Peitsche schwingenden Helden, sondern auch den Zuschauer. Denn das scheint die einzige "Qualität" von Wille zu sein. Irrsinnig nervig. Nicht anders verhält es sich bei Shorty. Wieso zum Teufel muss der immer brüllen? Der kann keinen ruhigen Satz sagen, immerzu schreit er. Eigentlich kann Steven Spielberg ganz gut mit Kindern, aber in Indiana Jones und der Tempel des Todes passt ein Kind nicht hinein. Hier stört es massiv. In Die Goonies ist Jonathan Ke Quan hingegen angenehm ruhig. Indiana Jones und der Tempel des Todes war sein erster Film.
Somit reichen zwei Personen, um einem den gesamten Film zu vermiesen. Auf der einen Seite haben wir einen bösen Hohepriester, der Menschen beim lebendigen Leibe das Herz aus der Brust reißen kann, auf der anderen Seite diese klamaukigen Figuren Shorty und Willie. Leider überwiegt der Klamauk.
Typisch für Indiana Jones-Filme sind die Szenen mit "dem Gewürm". In Jäger des verlorenen Schatzes fällt Indy in eine Grube voller Schlangen. Das war aber irgendwie noch okay im Vergleich zu dem, was sie in Indiana Jones und der Tempel des Todes gemacht haben. In den Tunnel des geheimen Tempels gehen Indy und Shorty über "Popcorn", was sich dann aber als Millionen kleiner und großer Käfer herausstellt. Das wirkt wie der Versuch, das was im ersten Teil gut ankam, im zweiten Teil noch mehr zu steigern. Ein klassischer Fehler im Filmgeschäft... Also werden alle möglichen Käfer ins Spiel geworfen. Das sind aber zu viele! Hier wird schlicht und ergreifen übertrieben. Zumal Stabschrecken nicht in Indien vorkommen und Wandelnde Blätter nicht in Höhlen leben. Das wirkt zu sehr gewollt.
Einzige nette Ideen: Wenn Indy in Shanghai fluchtartig die Bar verlässt, sehen wir das Namensschild der Bar. Da heißt es "Club Obi Wan". Frei nach dem Motto, das klingt schon irgendwie ein wenig chinesisch – ist aber natürlich eine Anspielung an Krieg der Sterne. Ebenfalls nett ist die Szene, wo Indy sich säbelschwingender Bösewichte erwehren muss und dem ganzen Spuk ein Ende setzen will, indem er sie einfach erschießt. Allerdings muss er feststellen, dass er keine Pistole mehr hat. Na Indy, in Kairo sollte es Dir dann ja doch gelingen ... Und natürlich das "Rennen" der Loren in den Höhlen der Mine. Das ist ein Klassiker! Tatsächlich war eine Kritik am ersten Teil, er wäre wie eine Achterbahn auf dem Jahrmarkt. Da gingen Spielberg und Lucas in die Vollen und gaben den Kritikern eine echte Achterbahn-Fahrt. Übrigens sollte diese Fahrt bereits im ersten Teil vorkommen, fiel jedoch aus Zeitgründen raus.
Nein, auch nach mehrfachem Anschauen muss ich leider sagen, dass Indiana Jones und der Tempel des Todes einfach nur schlecht ist. Lange war ich der Meinung, es sei der schlechteste Indian Jones-Streifen, doch dann kam Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels. Das ist der schlimmste Indiana Jones-Film (bis jetzt). Wenigstens für Spielberg hatte der Film etwas Gutes. Kate Capshaw sollte später seine Ehefrau werden. Aber davon haben wir nichts.