Besprechung
Sparta, Mississippi in den 1960ern. Der Industrielle Colbert wird tot aufgefunden. Sheriff William Gillespie (Rod Steiger) muss ermitteln. Colbert sollte neue Arbeitsplätze schaffen und seine Frau (Lee Grant) droht mit Abzug der Fabrik, sollte der Mörder nicht gefunden werden.
In der selben Nacht, in der der Mord passiert ist, kommt ein Fremder in Sparta an. Officer Sam Wood (Warren Oates) nimmt den farbigen Mann fest, ist er sich doch sicher, dass der Farbige der Täter ist. Er soll sich irren. Der Mann ist Virgil Tibbs (Sidney Poitier) und der ist Polizist auf Durchreise. Virgils Chef gibt ihm die Anweisung die Polizei von Sparta bei den Ermittlungen zu unterstützen.
Weder Gillespie noch Tibbs sind begeistert von der erzwungenen Kooperation. Zumal Tibbs es in diesem Kaff als Farbiger äußerst schwer hat. Die beiden Polizist geraten nicht selten aneinander.
Meinung von Nils
In der Hitze der Nacht basiert auf dem gleichnamigen Roman von John Ball. Der Film ist ein Krimi im besten Sinne. Es gilt einen Mord aufzuklären. Zwei ungleiche Polizisten müssen sich zusammenraufen, um den Täter zu fassen. War in den späten 1980/90ern das Prinzip der unterschiedlichen Gesetzeshüter eher in Komödien zu finden (z.B. Lethal Weapon), ist In der Hitze der Nacht weit davon entfernt eine Komödie zu sein. Vor allem der Süden Amerikas war in den 1960ern von starken Rassenunruhen geprägt. Einen schwarzen Polizisten mitten im Süden abzusetzen ist gefährlich. (Tatsächlich war das so gefährlich, dass man Sidney Poitier nicht wirklich in den Bundesstaat Mississippi hat fahren lassen. Der Film wurde stattdessen im etwas weiter nördlich gelegenen Illinois gedreht.) Ein Jahr nach Erscheinen des Films wurde Martin Luther King erschossen. Die Situation war extrem angespannt.
Die meiste Spannung bezieht der Film daher aus eben dieser sozialen Anspannung innerhalb der Bevölkerung. Auch wenn Virgil Tibbs der beste Mann der Mordkommission in Philadelphia ist – im Süden ist er nur ein "Nigger". Die Menschen stehen ihm sehr reserviert gegenüber. Sheriff Gillespie muss meistens dabei sein, damit nichts Schlimmes passiert. Die beiden Polizisten geraten immerzu aneinander, Tibbs will zwischendurch gar alles hinschmeißen und die Stadt wieder verlassen.
Die wohl größte Szene des Film ist, wenn Tibbs den Baumwollplantagen-Besitzer Endicott (Larry Gates) befragt und der es geradezu obszön findet, dass dieser "Nigger" ihn eines Mordes verdächtigt. Endicott verpasst Tibbs eine Ohrfeige; die dieser sofort erwidert. Ein Schwarzer, der einen Weißen schlägt? Endicott ist sprachlos, Gillespie ebenso. Noch einmal: In Amerika herrschten Rassenunruhen – und in dieser Zeit wehrt sich ein Farbiger! Wow! Selbst Regisseur Norman Jewison soll den Atem angehalten haben, ob der raschen, flüssigen Reaktion seines Stars.
Ebenso wichtig ist dann natürlich die Szene, die folgen soll, wenn Tibbs und Gillespie zum Auto gehen und Tibbs den Sheriff darum bittet, ihm noch etwas Zeit zu geben, damit er den weißen Plantagenbesitzer dingfest machen kann. Da wird klar, dass auch Tibbs ein Rassist ist. Es gibt kein Besser oder Schlechter.
In der Hitze der Nacht ist aus heutiger Sicht sehr ruhig erzählt. Dennoch ist er auch heute noch sehr gut. Damals gewann er fünf Oscars, darunter als bester Film. Rod Steiger erhielt den Oscar als bester Hauptdarsteller. Er ist stoisch, voreingenommen, kaut wie ein Wahnsinniger Kaugummi. Und er ist wie Tibbs auch ein Fremder in Sparta. Das wird klar, als der Bürgermeister Gillespie zu verstehen gibt, dass sein Vorgänger Tibbs nach dem Schlag sofort aus der Stadt geworfen hätte – oder schlimmeres. Gillespie ist noch nicht lange im Job und ein Zugereister. Hier haben also die ungleichen Polizisten etwas gemeinsam. Am Ende werden Tibbs und Gillespie auch nicht Freunde, aber sie empfinden Respekt für den Anderen. Immerhin etwas.