Besprechung
Der FBI-Analyst Nate Foster (Daniel Radcliffe) ist ein Einzelgänger. Er hat einen hohen IQ, kann sich in Menschen hineinversetzen und sein Job besteht darin, Abhörbänder zu transkribieren. Angela Zamparo (Toni Collette) wird auf ihn aufmerksam und will ihn für einen Einsatz haben.
Ein Lkw hatte einen Unfall und vier Kanister mit radioaktivem Material sind verschwunden. Zamparo hat den rechtsradikalen Hetzer Dallas Wolf (Tracy Letts) in Verdacht. Er redet in seiner Radiosendung immer wieder von einem Rassen-Kampf und nun auch von dem eigentlich geheim gehaltenen Unfall. Nate soll als Undercover-Agent in die rechte Szene abtauchen und herausfinden, was Wolf plant.
Dafür muss der sonst so zurückhaltende Nate zunächst einmal Kontakt zu dem Nazi-Schläger Vince Sargent (Pawel Szajda) aufnehmen, damit der den Kontakt zu Wolf herstellen kann. Doch Nate geht so tief in die Szene rein, dass er auch zum religiösen Nazi Andrew Blackwell (Chris Sullivan) sowie dem Ingenieur und in der Gemeinde angesehenen Gerry Conway (Sam Trammell) Kontakt aufnimmt. Nate muss so weit in die Höhle des Löwen, dass es stetig gefährlicher für ihn wird.
Meinung von Nils
Harry Potter-Darsteller Daniel Radcliffe versucht mit aller Macht sein Zauberlehrling-Image abzulegen. Sei es in viktorianischen Grusel-Schockern wie Die Frau in Schwarz oder Horns oder eben Imperium. Radcliffe macht seine Sache gut. Schauspielerisch läuft das routiniert ab. Auch wenn seine kurze Statur und sein Dackelblick etwas das Bild des gefährlichen Nazis milden. Wobei ...
Imperium gibt einen interessanten und auch abstoßenden Blick in die US-Nazi-Szene. Da haben wir die Schlägertypen, die so voller Hass sind, dass sie jeden Schwarzen oder AFL-Anhänger (Anti Faschistische Liga) sofort auf offener Straße zusammenprügeln würden. Dann gibt es die Typen, die diesen ganzen Arier-Mist mit Religion und der Bibel mischen. Schließlich sind da die Wolfs und Conways, die ein beschauliches, ruhiges Leben führen – mit Familie, Kindern und großem Haus –, aber tiefbraune Gedanken haben und aus den hinteren Reihen ihr Gift versprühen.
Das macht Imperium gut – einen Einblick geben. Jedem im Kino wurde schlecht, als auf der Gartenparty von Gerry Cupcakes mit Hakenkreuzen serviert wurden, oder wenn die kleinen Kinder schon Hassparolen wiederholen. Was fehlt, sind zwei Dinge: entweder hätte Imperium zeigen müssen, wie Nate immer mehr in den Strudel aus Gewalt und rhetorischen Windungen gerät. Das wäre dann aber wohl eine komplett andere Geschichte. Alternativ fehlt einfach die Gefahr. Zwar gibt es einige brenzlige Situationen für Nate, aber man fiebert nicht wirklich mit ihm mit. Es gibt nur eine Szene an einem Staudamm – wenn Andrew mit seinem stummen Exekutions-Lakaien hinter dem Undercover-Agenten steht. Doch nie wird es richtig gefährlich.
Nate – dafür wurde er ausgesucht – kann sich in die Nazis hineinversetzen, sie verstehen und so denken wie sie, dabei er hält dennoch den inneren Abstand. Allerdings kann er sich stets aus den brenzligen Situationen wortgewaltig befreien. Das geht soweit eigentlich immer klar, aber in der Szene, in der Sprengstoff präsentieren soll, wirkt das zu glatt. Hier hätte jeder Mensch eine Probe verlangen müssen. Doch Regisseur Daniel Ragussis setzt auf die Freundschaft zwischen Nate und Gerry. Na, wenn das nicht Hollywood pur ist … Ich denke mal, für den echten FBI-Agenten – Imperium basiert auf wahren Ereignissen – dürfte es alles etwas brenzliger gewesen sein.
Unterm Strich also ein guter Thriller mit einer Spur zu wenig Thrill.