Filmplakat Green Room

8/10

"Sollten wir nicht Panik kriegen?" — Green Room, 2015

Green Room

Besprechung

Die Punk-Band „Ain’t Rights“ ist immerzu abgebrannt. So tingelt das Quartett von einem Kaff zum nächsten. Ihr letzter Gig war so mies bezahlt, dass sie sogar einen Auftritt irgendwo am Arsch der Welt annehmen – vor einem Haufen Nazis.

Der Auftritt verläuft glimpflich, doch vor der Abreise sieht Sam (Alia Shawkat) im Backstagebereich einen Mord. Pat (Anton Yelchin), Reece (Joe Cole) und Tiger (Callum Turner) werden von den Nazis festgehalten. Angeblich nur zu ihrem Besten. Bis die Polizei da ist.

Der Inhaber des „Clubs“ und Obernazi Darcy (Patrick Stewart) wird gerufen. Der speist die Polizei mit einer fadenscheinigen Geschichte ab und startet eine gnadenlose Jagd auf die Vier sowie die Nazibraut Amber (Imogen Poots), die ebenfalls Zeugin war und selber geschockt von dem Vorgang ist. Darcy plant die Zeugen so verschwinden zu lassen, als wären sie Kriminelle. Langsam lichten sich die Reihen bei den Punks.

Meinung von

Erster Film (für mich) bei den diesjährigen Fantasyfilmfest Nights. Green Room stand auf dem Plan, weil ich einmal den guten, väterlichen Captain Picard als Bösewicht sehen wollte. Shakespeare-Darsteller Patrick Stewart macht seinen Job gut. Er ist eiskalt, berechnend, verliert nie die Geduld. Er hat seine Leute fest im Griff, weiß, wie man andere Zeugen verschwinden lässt. Er hat schnell einen ausgeklügelten Plan parat. Die Punks sollen nicht einfach verschwinden, sie müssen gefunden werden. Möglichst ohne Schusswunden. Genau das macht den Film auch so gruselig. Man fragt sich, warum die Bösen nicht einfach die Tür eintreten oder durch diese hindurch schießen. Wieso will Darcy die Punks "unversehrt" aus dem Weg räumen?

Der Name lässt schon vermuten, dass der Film hauptsächlich in einem Raum spielt. Die Musiker sind gefangen in dem Backstageraum. Kein Entkommen. Der einzige Hoffnungsschimmer im Boden entpuppt sich auch als eine Sackgasse. Das Angenehme ist, dass die Vier zwar eine Waffe haben, aber keiner weiß wie man damit wirklich umgeht, wollen sie auch nicht. Sie sind wie hilflose Lämmer.

Darcy sammelt treue Skinheads, es kommen auch Kampfhunde. Die Jagd beginnt.

Durch die räumliche Enge – unsere Helden verlassen den Raum zwar immer wieder, kommen aber nicht aus dem Club heraus –, die Ruhe von Darcy, die Gewaltbereitschaft, aber auch durch z.B. einen Trick, mit denen die Musiker die Hunde verscheuchen, wird der Film sehr spannend. Wenn ein ohnehin intensiver Film – und er wird, je weiter er fortschreitet, immer brutaler und blutiger – an den Nerven zerrt, dann aber noch das Geräusch einer Rückkoppelung dazu kommt, dann ist das ein wunderbar feiner Kunstgriff. Der Typ neben mir hat sich jedenfalls die Fingernägel abgekaut.

Ein spannendes, kleines Filmchen mit ein oder zwei bekannten Gesichtern. Eine gut erzählte Geschichte. Das fiel mir tatsächlich während des Films schon auf: Regisseur Jeremy Saulnier macht nicht nur im Regiestuhl eine gute Figur, sondern hat auch eine spannende Geschichte geschrieben. Der Gedanke blieb aber nicht lange, weil ich gleich wieder in den Film zurückgeholt wurde.