Besprechung
Vor 15 Jahren ist im japanischen Janjira ein Atomkraftwerk zusammengestürzt. Seitdem ist die Stadt und dessen Umgebung ein Sperrgebiet. Der Atomexperte Joe Brody (Bryan Cranston) hat damals seine Frau verloren. Als er in das verseuchte Gebiet versucht einzudringen, wird er festgenommen und sein Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson), ein Bombenexperte beim Militär, reist nach Japan, um seinen Vater nach Amerika zurückzuholen.
Joe kann seinen Sohn überreden in das Sperrgebiet zu gehen, um Beweise zu finden, die aufzeigen können, dass damals kein Erdbeben das Atomkraftwerk zum Einstürzen gebracht hat. Daran hat Joe eh nie geglaubt. Bei dem Versuch werden die beiden erneut festgenommen und müssen entdecken, dass in den Ruinen des Kernkraftwerks eine Art Cocoon seit 15 Jahren Radioaktivität aufnimmt und nun davor ist zu schlüpfen. Was sich dort seinen Weg in die Welt bahnt, kann man nur als Monster bezeichnen. Und es macht sich auf den Weg nach San Francisco.
Dr. Ishiro Serizawa (Ken Watanabe), von der geheimen Organisation Monarch, versucht das Monster einzufangen. Was sich bei einem mehrere hundert Meter hohen Viech allerdings als äußerst schwer erweist. Und es kommt dicker: Nicht nur, dass das Monster aus Japan einen Freund zu haben scheint, der riesige Godzilla schickt sich auch an, die Westküstenstadt der USA anzuschwimmen. Dr. Serizawa sieht in dem riesigen Monster einen Retter, doch Admiral William Stenz (David Strathairn) kann nicht auf den Doktor hören. Er muss der Monsterbedrohung ein Ende setzen. Dabei soll Ford Brody behilflich sein …
Meinung von Nils
Ich war ja nie ein Godzilla-Fan. Meinen einzigen Godzilla-Streifen, den ich sah, war Godzilla – Duell der Megasaurier. Im Grunde ist Godzilla von Gareth Edwards auch ein Duell der Megasaurier. Allerdings heißen sie nicht so. In der Neuauflage sind Godzilla und die beiden Monster der Gattung Muto keine Saurier, sondern so genannte Archepredatoren; Wesen aus einer frühen Vorzeit der Erde, als hier noch die Radioaktivität gefährlich hoch war. Es wird erklärt, dass sich diese Monster ins Erdinnere zurückzogen, als die Radioaktivität auf der Erdoberfläche abnahm. Irgendwie eine nette Erklärung. Keine Mutationen, durch Radioaktivität hervorgerufen, haben diese Monster erschaffen. Sie waren schon vorher da (und keine Saurier!).
Die Muto-Monster sind schön gruselig anzuschauen. Wie sie in der heutigen Zeit existieren können, wird gut erzählt. Die Hauptfigur ist natürlich der legendäre Godzilla. Wie Doktor Serizawa richtig vermutet, hat die Natur immer einen Weg, alles wieder ins rechte Lot zu bringen. Hat man also zwei zerstörerische Monster, die zudem noch kurz davor sind, sich zu vermehren, dann weiß die Natur schon ein Gleichgewicht wieder herzustellen. Hier in Form des gigantischen Godzilla. Unser "König der Monster" taucht allerdings nicht gleich auf. Es vergeht beinahe eine volle Stunde, bis man etwas von Godzilla zu Gesicht bekommt.
Regisseur Edwards hat es verstanden, langsam Spannung aufzubauen. Der Zuschauer will natürlich das Monster sehen! Aber das volle Ausmaß dieser Zerstörungsmaschine, die im Ende die Menschheit retten soll, wird nur nach und nach enthüllt. Was das anbelangt, hat Edwards gute Arbeit geleistet.
Aaron Taylor-Johnson ist zwar die (menschliche) Hauptfigur, bleibt aber den gesamten Film über eher blass. Da haben wir ihn in Kick-Ass schon besser agieren gesehen. In Godzilla wirkt er irgendwie "leer". Davon abgesehen, hat die Geschichte, die erzählt wird, durchaus Charme und — ich mag es nicht sagen — eine Art Logik.
Was Edwards’ Godzilla auf alle Fälle hat, ist eine großartige, optische Umsetzung. Die Monster sind toll, keine Gummianzüge mehr, und auch sonst sind die gebotenen Bilder ansehnlich. Zwar reine Effekthascherei, aber wenn die Soldaten ihren Airdrop aus extremer Höhe machen und rote Leuchtfackeln an den Beinten haben - das schaut schon nett aus. Wer auf Zerstörung steht, wird bestens bedient. Der Kampf zwischen den Mutos und Godzilla ist schon gewaltig. Klasse ist die Art und Weise, wie Godzilla seinen letzten Gegner ausschaltet. Im Kino müsste hier der gesamte Saal gebrüllt haben, so cool ist das. Ich hätte es wohl unweigerlich getan. (Leider lief der Film wieder in fucking 3D, weshalb ich ihn nicht im Kino habe sehen können …)
Die Viecher sind so groß, dass Menschen gar nicht in deren Bewusstsein rücken. Menschen sind Ameisen. Kanonenfeuer ist nur lästig, aber kann den Monstern nichts anhaben. Unten kämpfen also die Menschen ums nackte Überleben und hoch über ihnen, aber doch noch mitten in der Stadt, kloppen sich die Ungeheuer. So eine Zerstörungswelle habe ich zuletzt in Man of Steel gesehen.
Ja, es ist keine Literaturverfilmung, kein anspruchsvolles Autorenkino oder ein nachdenklich stimmendes Drama. Godzilla ist bestes Popcorn-Kino, das tolle optische Effekte hat und ungefähr zwei Stunden vor sich hinplätschert. In diesem "Plätschern" ist auch Zerstörung und Geschrei in rauen Mengen enthalten. So ist es ja nicht.
Waren die alten Godzilla-Filme noch eine Anklage gegen Atomenergie und Aufrüstung, hat die 2014er-Inkarnation auch einen klitzekleinen kritischen Moment. Dr. Serizawa ist es, der sagt Die Arroganz der Menschen ist zu glauben, wir hätten die Natur unter Kontrolle. Und nicht anders herum.
Zwar werden wohl kaum plötzlich solche Monster auftauchen, aber der Mensch ist arrogant. Da ist es durchaus nett, dass so was auch in einem Blockbuster bescheiden angesprochen wird.
Als Nicht-Godzilla-Jünger habe ich mich gut unterhalten. Die Japaner haben sich übrigens, so hörte ich, über den amerikanischen Godzilla lustig gemacht. Er sei zu dick — eben typisch amerikanisch. Dem würde ich mich nicht unbedingt anschließen wollen.