Besprechung
Eben hat er noch einen großen Raub über die Bühne gebracht. Nun ist der Bandit (Mel Gibson) auf der Flucht vor der Polizei. An der mexikanischen Grenze denkt sich der Fahrer des Fluchtautos, es sei eine gute Idee, sich lieber in Mexiko inhaftieren zu lassen anstatt in den USA. Gesagt, durch die Grenze gebrochen. Da den mexikanischen Polizisten das viele Geld auffällt, sind sie auch gerne bereit den Fall zu „übernehmen“.
Der namenlose Räuber landet in einem Gefängnis, das sich irgendwie anders verhält als man es von einem Knast erwartet. Hier leben Familien, man kommt an Drogen heran, Waffen werden getragen. Das Gefängnis wirkt eher wie eine kleine Stadt – unter der Führung des kriminellen Javi (Daniel Giménez Cacho) – und nicht wie eine Zuchtanstalt. Wer Geld hat, kann hier gut leben. Zum Glück hat unser unbekannte Bandit ein Talent dafür, auch in schwierigen Situationen an Geld heranzukommen.
Er beobachtet und versucht durch die sozialen Verflechtungen dieses Gefängnisses durchzusteigen. Dabei lernt er einen Jehnjährigen (Kevin Hernandez) kennen, der mit seiner Mutter im Gefängnis lebt und der schnell zu verstehen gibt, dass er etwas Besonderes ist. Javi hat dessen Vater umgebracht und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch der Kleine dran ist. Javi hat nämlich eine kaputte Leber und „hält“ sich den Jungen als kompatiblen Organspender.
Während der amerikanische Gauner sich langsam in den Gefängnismauern zurechtfindet, machen die Bestohlenen Jagd auf ihr Geld und auf den Räuber. Schnell finden sie heraus, wo sich der Dieb aufhält. Der bestohlene Frank (Peter Stormare) schickt skrupellose Killer los, um seine vier Millionen Dollar wiederzubekommen.
Meinung von Nils
Einer dieser Filme, bei denen der Titel des Films erst am Ende eingeblendet wird. Er lief als Sneak im Streit's (†) und ganz ehrlich - ich hatte noch nie etwas von dem Streifen gehört gehabt, keinen Trailer gesehen. Er kam somit als völlige Überraschung. Es war eine angenehme Überraschung. Ja, Mel Gibson ist alt geworden. Das sieht man ihm an. Aber wer wird schon jünger? Davon also mal abgesehen macht der Braveheart-Darsteller eine gute Figur. Sein namenloser Charakter ist mysteriös, knallhart, gewitzt, durchtrieben und natürlich hat er am Ende ein gutes Herz.
Das mexikanische Gefängnis ist ein wahrer "WTF?"-Moment. Der Gefängnisdirektor ist nur eine Marionette und es wird tatsächlich von einem Ganoven geleitet, der seine Familienangehörigen an wichtigen Stellen einsetzt, um den Laden profitabel laufen zu lassen. Schnell findet sich unser "Held" zurecht und hätte ein leichtes Leben haben können. Dumm, dass ihn ein vorfreches Kind bei einem Coup ertappt und ihn damit erpressen kann. Eine Freundschaft entsteht zwischen den beiden. Wer hier häufiger mitliest, der weiß, dass ich Kinderdarstellern stets skeptisch gegenüber stehe. Der junge Kevin Hernandez ist jedoch so ein Kind, dem man eine gewisse Lebenserfahrung durch das Leben im Knast durchaus abnimmt. Gibson hat hier einen guten Filmpartner zur Seite gestellt bekommen.
Vermutlich wird Get the Gringo oder How I spent my summer vacation, wie er auch genannt wird, nicht der große Kassenschlager, Spaß hat er aber gemacht. Get the Gringo ist ein kleiner, dreckiger Film. Man kann die Hitze spüren, den Schweiß und das Blut riechen. Blut fließt nämlich an einigen Stellen reichhaltig.
Man darf Get the Gringo nicht erst nehmen. Das sollte einem spätestens beim wiederholten Einsatz von Handgranaten bewusst werden. Der Mel Gibson-Streifen ist ein ordentlich erzähltes Märchen um einen knallharten Typen, der zunächst ums Überleben kämpft, dann um das Leben eines kleinen Jungens. Wenn man dabei noch Bösewichte ins Jenseits befördern und Millionen Dollar abstäuben kann - um so besser!
Blut floss übrigens manchmal so viel, dass die junge Sneak-Besucherin neben mir nicht nur einmal die Hände schützend vor die Augen nahm.