Filmplakat Frenzy

5,5/10

"Religiöser und sexueller Wahnsinn liegen dicht beieinander." — Frenzy, 1972

Frenzy

Besprechung

Im London der ’70er geht eine Serienmörder um, der seine weiblichen Opfer mit einer Krawatte erdrosselt. Das interessiert Jon Finch (Richard Ian Blaney) zunächst überhaupt nicht. Der ehemalige Staffelführer wurde eben aus seinem Job in einer Kneipe geworfen. Sein Kumpel Robert Rusk (Barry Foster), der auf dem Großmarkt mit Obst und Gemüse handelt, bietet ihm an, ihm zu helfen, doch Jon lehnt ab.

So nett, wie Bob zunächst wirkt, ist er allerdings nicht. Nachdem Jon Hilfe bei seiner Ex-Frau Brenda (Barbara Leigh-Hunt) holen wollte, das aber zunächst nicht so recht gut läuft, geht Bib bei der Ehevermittlerin vorbei. Bob ist auf der Suche nach „ganz besonderen Frauen“, was Barbara nicht vermitteln kann und will. Sie schickt ihn raus, doch Bob lässt nicht locker — und erdrosselt Barbara.

Jon, der derweil mit seiner neuen Flamme Babs (Anna Massey) in eine Hotel einkehrt, wird am nächsten Tag des Mordes beschuldigt. Chief Inspektor Oxford (Alex McCowen) macht Jagd auf den ahnungslosen Jon. Niemand ahnt, dass Bob der gesuchte, Sexualmörder ist. Alle Indizien sprechen gegen Jon.

Meinung von

Ich mag Hitchcock-Filme. Vor den 70er-Jahre-Filmen sträubte ich mich immer. Jetzt weiß ich auch warum. Hitchcock steht für mich für die Ära der 30er bis 60er. Die 70er färbten zu sehr auf das Werk von Hitchcock ab. Die 70er hatten eine eigene Bildsprache, die sich nicht mit den Geschichten des Altmeisters gut paaren.

Frenzy ist zu sehr auf den Aspekt des sexuellen Sadisten aus. Man hat den Eindruck, der britische Regisseur habe ein Buch über diese Abnormität gelesen, die ihn so sehr schockiert hat, dass er nun allen immer wieder unter die Nase reiben muss "Mein Täter ist sexuell pervers!". Gut, das war auch schon Normal Bates in Psycho, aber da wirkte die Figur des Bates. Es wurde nicht ständig lehrerhaft von sexueller Perversion gesprochen. Der Meister des Suspense heißt Hitchcock doch auch — das "Suspense", also das "Ungewisse" oder die "Gespanntheit" ist bei Frenzy raus.

Es gibt zwei Einstellungen, die den Glanz des Altmeisters aufkommen lassen und bei denen mir das Herz aufging. Einmal die Szene, in der Babs aus der Kneipe geht, völlig aufgebracht und auf der lauten Straße steht. Die Kamera zeigt nur ihr Gesicht. Die Augen suchen. Man hört nichts. Hier kommt Spannung auf! Denn als sie sich umdreht, steht der vermeintlich freundliche Bob hinter ihr und der Straßenlärm ist urplötzlich wieder da.

Eine weitere Szene ist die, wenn die Kamera hinter Babs und Bob hergeht. Die beiden gehen in seine Wohnung. Der Zuschauer weiß, dass das für Babs der letzte Gang eine Treppe hinauf ist. Babs und Bob gehen durch die Tür, die Kamera bleibt auf der Treppe stehen und fährt nun ganz langsam rückwärts die Treppe wieder herunter. Über den Treppenabsatz, durch den Hausflur, rauf auf die Straße, über diese hinweg und wir sehen das Fenster von Bobs Wohnung. Das ist klasse!

Leider hat Frenzy sonst nicht viel zu bieten. Die Hauptfigur Jon ist unpersönlich und man fühlt nicht mit ihm mit. Zwischendurch kommt zwar auf, dass alles, was gegen Jon spricht nur dumme Zufälle sind, er also typisch für einen Hitchcock-Film in einer unverschuldeten, misslichen Lage befindet, doch der Moment ist schnell wieder vorbei.

Frenzy sollte man einmal gesehen haben, um sagen zu können, dass man ihn gesehen hat. Wirklich gefallen hat er jedoch nicht. Bis auf diese zwei Einstellungen ...