Filmplakat Frankenstein

8/10

"Seht doch: Er bewegt sich. Er lebt. Er lebt!" — Frankenstein, 1931

Frankenstein

Besprechung

Dr. Frankenstein (Colin Clive) ist besessen von der Erschaffung neuen Lebens. Da seine alte Universität ihn nicht mit entsprechendem „Material“ hat versorgen können, hat sich der Doktor zusammen mit seinem Gehilfen Fritz (Dwight Frye) in einen abgelegenen Turm zurückgezogen, wo er ein schauerliches Experiment durchführt. Aus Leichenteilen hat Henry Frankenstein einen neuen Korpus geschaffen, den er mit Hilfe von Gewitter-Elektrizität zum Leben erweckt.

Das Monster (Boris Karloff) ist ein hilfloses Wesen. Es kann nicht sprechen und wird die ersten Tage seines neuen „Lebens“ in Dunkelheit gehalten.

Frankensteins alter Mentor an der Universität, Dr. Waldman (Edward Van Sloan), hat Frankenstein schon vor dem Experiment verrückt genannt, doch nun insistiert er, das Monster zu töten.

Waldman will das Monster beseitigen, doch auch bei ihm kommt der Forscherdrang zum Vorschein, was ein böses Ende nimmt. Das Monster läuft nun verwirrt und frei umher …

Meinung von

Was 1931 noch schockte und den Zuschauern einen Schauer über den Rücken laufen ließ — das Filmstudio Universal spricht sogar vor dem Film eine Warnung aus —, lässt heute die Menschen kalt. Und dennoch ist der Streifen nach über 80 Jahren immer noch faszinierend.

Frankenstein ist besessen. Er kann nicht loslassen. Dabei geht es ihm in erster Linie um das Erforschen. Er hat mit Waldman eine wichtige Diskussion, in der der junge Doktor seinen Mentor fragt, ob er nie habe wissen wollen, was hinter den Wolken ist, oder hinter den Sternen. Der Forschungsdrang der Menschen ist lebenserfüllend, so Frankenstein.

Während alle anderen Menschen das Monster als gefährlich ansehen, ist es das eigentlich gar nicht. Boris Karloff zeigt eine brillante und ergreifende Darstellung des Monsters, wenn es das erste Mal Licht sieht und sich danach ausstreckt, das Licht einfangen will. Wie ein Kind ist das Monster.

Deswegen hat das kleine Mädchen am See, auf das das Monster später im Film trifft, auch keine Angst vor dem Monster. Als das Monster das Mädchen aus Versehen ermordet, zeigt Karloff wie hilflos und verstört das Monster ob seiner Tat ist. Gewollt hat es das alles nicht.

Die Darstellung von Boris Karloff ist fantastisch und absolut prägend für das Genre. Einen großen Verdienst hat daran auch die Maske von Jack P. Pierce, der eine Maske schuf, die jeder kennt.

Frankenstein zeigt Dinge, die 1931 noch nie zu sehen waren: das Zuschaufeln eines Grabes, einen Gehängten, eine Leiche auf einem Seziertisch. Von daher ist der Film schon ein Meilenstein. In einigen Landstrichen wurde Frankenstein übrigens geschnitten. Der Tod des kleinen Mädchens wurde nicht alle Zuschauern zugemutet.

Sehr gestört haben sich die Menschen auch an Frankensteins Ausruf, er wüsste, wie ist, Gott zu sein. Diese Passage wurde rausgeschnitten. Was man an einem groben Schnitt erkennen kann. In der vorliegenden DVD-Fassung fehlt der Text komplett, aber wenigstens ist kein Schnitt zu sehen. Der Schere zum Opfer gefallen ist dieser Satz:

Oh, in the name of God! Now I know what it feels like to be God!

Kleine Ungereimtheiten und ein im Grunde schwaches und abruptes Ende schmälern das Vergnügen ein wenig, doch bleibt der Film immer noch klasse.