Besprechung
Jarvis Dolan (Eddie Marsan) ist der Star der DBO-Radiosendung „The Grim Reality“. Für das, was er da im Radio sagt, wurde er erst kürzlich entführt und man hat sein Auto abgefackelt. Sein Boss Norman Burgess (Anthony Head) kann ihn überreden, seine alte Show wieder aufzunehmen. Besser noch: Jarvis‘ alter Partner Andrew Wilde (Paul Anderson) geht mit Jarvis gemeinsam auf Sendung. Vom letzten Part ist Jarvis nicht ganz so angetan.
Andrew soll um 23h einsteigen, ab 22h hat Jarvis den Kanal für sich alleine. Die Sendung startet und verläuft von Anfang an nicht so, wie geplant. Jarvis‘ Techniker, Anthony (Alexis Rodney) und Claire (Ivana Baquero), scheinen verschwunden zu sein. Jarvis ist alleine und muss irgendwie die Sendung rumbekommen. Nach einiger Zeit findet Jarvis heraus, was passiert ist.
Zwei Maskierte zwingen Jarvis die Sendung zunächst wie gewohnt weiterzumachen. Sie drohen mit Gewalt. Alle Ein- und Ausgänge der Studiotechnik sind kontrolliert. Es wird zeitversetzt gesendet. Als Andrew dann ins Studio gestürmt kommt, ahnt der nichts von dem Bösen, das hinter der Studio-Scheibe lauert. Die maskierten und bewaffneten Männer zwingen Jarvis dazu, Andrew von einer ganz bestimmten Nacht in Belfast erzählen zu lassen. Die Situation eskaliert schnell …
Meinung von Nils
Der Spanier Pedro C. Alonso hat vor Feedback diverse Werbespots gedreht. Feedback, den er auch schrieb, ist sein erster abendfüllender Film — und mein zweiter Beitrag auf dem Fantasy Filmfest 2019. Wie immer saß ich in Reihe H, Sitz 12 (alternativ 15) im Savoy. Leider war dieser Streifen nicht so gut besucht, was ich sehr schade fand. Auch, weil der Regisseur höchstpersönlich anwesend war. Das muss ein trauriges Bild für Alonso gewesen sein.
Feedback bezieht sich zum einen auf die Rückkoppelung, die es auch im Radio geben kann. Aber der Name bezieht sich vor allem auf das Feedback, das wir erhalten, wenn wir Geschichten erzählen. Denn darum geht es in Feedback: Geschichten. Zunächst haben wir die Geschichte vor dem Film. Es gab einen Angriff auf Jarvis. Dann ist da die Geschichte zwischen Jarvis und Andrew. Wir haben die Geschichte, dass zwei maskierte Männer Jarvis in ihre Gewalt bringen und zwingen, Andrew ein Geständnis aus dem Kreuz zu leiern.
Die Männer haben natürlich auch eine Geschichte wieso sie das machen. Doch das will ich nicht verraten.
Der Film ist durchaus spannend. Er lässt Jarvis als kalten, leicht überheblichen Moralapostel dastehen. Doch die Männer, vor allem der Vorschlaghammer-schwingende "Wrecker" Alex (Oliver Coopersmith), sind sehr gefährlich und in ihrer Art sehr überzeugend. Alonso erzeugt viel Spannung dadurch, dass wir Jarvis (und später Andrew) reden hören, gleichzeitig hallt der "Hunter" Brennan (Richard Brake) in der selben Lautstärke durch die Kinoboxen. Dadurch wird ein enormes Stimmengewirr erzeugt, das wiederum die Spannung nach oben treibt.
Diese Stimmung kann Alonso – unterstützt von einigen gewalttätigen Szene – lange Zeit halten. Zwischendurch gibt er uns kurze Verschnaufpausen, z.B. wenn wir erfahren, was mit Claire passiert ist.
Laut Alonso – es gab im Anschluss eine Fragerunde, die noch armseliger warm, weil sofort Leute rausgestürmt sind – zeigt Feedback den Umgang der Menschen mit der Realität. Heutzutage ist es einfach, Nachrichten in die Welt zu pusten. Es wird nicht geprüft, es wird nicht hinterfragt. Und selbst wenn das mal passiert, werden die Antworten so gedreht und gewunden, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen. Alonso pisst in Richtung Brexit und Trump. Was da alles im Umlauf ist, ist gemacht und nicht echt. Am Ende, auf Feedback bezogen, schaut es so aus, dass alle Protagonisten ihre Geschichten erzählen. Die mögen nicht hundertprozentig der Wahrheit entsprechen, aber es sind die Wahrheiten der Erzähler.
Der Film ist sehr spartanisch aufgezogen. Wir haben hauptsächlich zwei Räume und fünf wichtige Personen. Mit diesem beschränkten Set schafft Alonso es, einen spannenden Film zu zaubern. Ich mochte ihn. Feedback war zwar an der einen oder anderen Stelle noch etwas holperig, das mag an dem Erstlingswerk-Status liegen. Dennoch ist der Film anschaubar.
Feedback hat ein fieses Ende. Eine Frage aus dem Publikum zielte genau darauf ab. Wir haben Yarvis als das Opfer gesehen, doch am Ende ist er auch Täter. Fuck, er war auch schon vor der verhängnisvollen Nacht Täter. Deshalb kam der ganze Schlamassel überhaupt zustande! Wie Claire vermutet, kommen die "Reichen und Berühmten" mit ihren Geschichten immer davon. Gearscht sind die Kleinen. Alonso beweist das.
Interessanterweise sieht der Regisseur, dass – aus einer rein akademischen Sicht – der Film ein Happy End hat: Der Held kann sein Problem lösen. Das ist so bitter sarkastisch, da mussten die wenigen Verbliebenen lachen. Aber es stimmt, wer reich und berühmt ist, das sehen wir doch ständig in der Presse, kommt mit allem davon. Auch ein Trump ...