Filmplakat Die Warriors

4,5/10

"Ich steck dir deinen Baseballschläger in den Arsch und mach ’n Eis am Stiel aus dir." — Die Warriors, 1979

Die Warriors

Besprechung

New York hat viele, viele Straßengangs. Cyrus (Roger Hill) ruft den Großteil der Banden in die Bronx ein. Es herrscht Waffenstillstand. Jede Bande darf neun Leute schicken. Cyrus will eine einzige, große Gang in New York etablieren. Seine Vision sieht vor, dass jede Gang einen Bezirk erhält. Wieso das funktionieren soll? Die Straßenbanden sind den hiesigen Polizisten 5:1 überlegen. Also steht der Herrschaft der Gangs nichts im Wege. Es müssen sich nur alle darauf einigen. Die Massen sind außer sich, gehen mit. Da wird Cyrus von Luther (David Patrick Kelly) erschossen. Im folgenden Chaos beschuldigt Luther Die Warriors als Täter.

Warriors-Anführer Cleon (Dorsey Wright) wird sofort vom wütenden Mob umgebracht. So ist es an Swan (Michael Beck), die verbliebenen Warriors aus der Bronx ganz runter nach Coney Island zu führen. Die U-Bahn ist der schnellste, aber auch ein gefährlicher Weg. Tatsächlich sind alle Gangs hinter den Warriors her. Die wissen aber gar nicht, wieso sie gejagt werden.

Auf dem Weg in ihre Heimat müssen sich Die Warriors mit diversen rivalisierenden Banden schlagen. Mery (Deborah Van Valkenburgh), die bis dahin mit den Orphans abhing, schließt sich den Warriors an. Jede Niederlage einer Bande und die Erfolge der Warriors wird von D.J. (Lynne Thigpen) übers Radio verbreitet. So sind die jagenden Banden immer gut informiert und können ihre Angriffe auf die Warriors besser abstimmen.

Meinung von

Der ehemalige Sozialarbeiter Sol Yurick schrieb Die Warriors bereits 1965 als Gegenargument zur eher romantischen Darstellung der Straßenbanden in West Side Story. Yurick hatte wohl einen besseren Einblick in die Szene und wusste, dass hier nichts mit Tanz und Gesang zu tun hat. Vielmehr herrscht Gewalt auf den Straßen. Und wo, wenn nicht in New York, sollte mehr Dreck und Abschaum durch die Kanalisation kriechen sehen?

Regisseur Walter Hill hatte bereits zwei Actionfilme hinter sich gebracht. Die Geschichte von Die Warriors hatte Hill angesprochen. Er wollte den Film möglichst realistisch und nahe an der Buchvorlage halten. Doch das Studio wollte den Film "weißwaschen". Eigentlich sollten nur Afroamerikaner und Lateinamerikaner im Film auftreten. Die Warriors sollte eine Bande sein, die ausschließlich aus Farbigen bestünde, doch man hat die Besetzung mehr "konform" gemacht.

Die Grundidee ist nett. Eine Gruppe Männer muss sich durch diverse feindliche Gebiete im Stadtdschungel kämpfen. Es gibt falsche Anschuldigungen und es gibt Verluste. Dem Film merkt man leider sein schmales Budget an. Das wurde wohl auch noch durch die diversen Unruhen und Übergriffe durch echte Straßenbanden reduziert. Die fanden das nämlich nicht so lustig, dass man sich als falsche Banden ausgab und nachts durch deren Reviere streifte. Also gab es neben Drohungen auch Angriffe. Es musste hin und wieder Schutzgeld gezahlt werden.

Das sind leider nur Dinge, die wir nicht sehen. Was wir sehen, könnte ein Werbefilm fürs Joggen sein. Meine Fresse, die rennen im Film in einer Tour. Es soll wohl auch eine Laufgruppe engagiert worden sein, die in den richtigen Klamotten und Perücken einige der größeren Laufereien übernommen haben. Verrückt.

Die Dialoge sind mager, so manches Gebaren wirkt steif und seltsam. Erst ist Mercy pissig ohne Ende, dann hängt sie sich an Swan. Swan selber ist hingezogen zu der Frau, dann weist er sie zurück und ist wortkarg wie eine Muschel. Das wirkt hölzern. Auch war es ziemlich klar, was es mit den "Lizzies" auf sich hat, denen sich Cochise (David Harris), Vermin (Terry Michos) und der junge Rembrandt (Marcelino Sánchez) hingeben.

Etwas befremdlich wirkt heutzutage Ajax' (James Remar) Verhalten. Die Jungs sind auf der Flucht, doch Ajax will sich an eine Frau ranmachen. Weil die anderen Warriors darauf drängen zum vereinbarten Treffpunkt an der Station Union Square zu laufen, beschimpft Ajax seine Kameraden als schwul. Das würde es heute nicht mehr geben.

Die Warriors hatte damals wohl einen Kultcharakter entwickelt. Das mag vor allem an den vielen echten Auseinandersetzungen mit Banden während der Dreharbeiten gelegen haben. Aber auch als der Streifen in den Kinos lief, gab es Reibereien mit echten Straßenbanden. Die fühlten sich von der Thematik des Films angezogen. Aber wenn dann plötzlich zwei verfeindete Banden an der Kinokasse aufeinander treffen — kann die Sache schon mal nach hinten losgehen. Paramount Pictures zog den Stecken und stoppte das Marketing. Der Film lockte dennoch die Zuschauer in die Kinos.

Erst am Ende wird der Film noch einmal etwas kritischer. Swan steht mit seinen verbliebenen Kriegern an der Endstation der U-Bahn in Coney Island, schaut sich die Bruchbuden im Sonnenaufgang an und fragt sich, ob es das wert war, dieser Kampf durch die Nacht, um zu diesem Müllhaufen zurückzukommen.

Die Warriors ist ein Film, der nicht gut gealtert ist. Damals hatte der Film wohl mehr Strahlkraft.

Übrigens hätte ich die Idee mit "Eine Straßenband nimmt das gesamte New York ein" viel interessanter gefunden.