Filmplakat Die Verlegerin

7/10

"Wir sagen ihnen, der einzige Schutz für das Recht auf Veröffentlichung ist Veröffentlichung." — Die Verlegerin, 2017

Die Verlegerin

Besprechung

Es sind schwere Zeiten für die Herausgeberin der Washington Post, Kay Graham (Meryl Streep). Nachdem sich ihr Mann das Leben genommen hat, muss sich – mit 45 Jahren – zum ersten Mal in ihrem Leben arbeiten. Und dann hat sie gleich einen Zeitungsverlag zu managen. Um finanziell besser dazustehen will Graham mit der Post an die Börse gehen. Zwar erlangt sie nicht den gewünschten Kurs, aber besser als gar nichts. Mit dem Geld will sie für fünf Jahre 25 Journalisten bezahlen.

Chef-Redakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) unterstützt Graham zum einen. Zum anderen hat er aber auch seine eigene Meinung und die kollidiert oft mit den wirtschaftlichen Interessen zusammen. Es ist das Jahr 1971 und die New York Times bringt eine Berichtsreihe zum Thema „Ursachen und Planung des Vietnam Krieges“, aus dem hervorgeht, dass die US-Regierung seit Eisenhauer das Volk belügt. Der Krieg, den Amerika in Asien kämpft, ist zum Scheitern verurteilt, also warum weiterhin Truppen in den sicheren Tod schicken?

Bradlee wollte die Geschichte auch bringen, aber die Times war mal wieder schneller. Als die Times von Nixon ein Verbot auferlegt bekommt und sie nicht mehr über das 7.000 Seiten dicke Dossier von Verteidigungsminister Robert McNamara (Bruce Greenwood) aus dem Jahre 1965 berichten dürfen, wittert Bradlee seine Chance. Es darf nicht sein, dass die Regierung die Pressefreiheit beschneidet. Bradlee kommt durch den Redakteur Ben Bagdikian (Bob Odenkirk) an das Dossier. Wenn er es verlegt, gefährdet das jedoch den Börsengang. Die unerfahrene Graham hat das letzte Wort.

Meinung von

Steven Spielberg macht nicht nur die netten Abenteuerfilme, für die wir ihn schätzen. Er nimmt sich auch mal "schwerer Kost" an. Dabei denke ich an München, Lincoln oder Bridge of Spies. Die Verlegerin basiert dabei ebenfalls auf wahren Begebenheiten. Kay Graham stand wirklich vor der schweren Aufgabe, ein Familienunternehmen zu übernehmen und in die Zukunft zu führen. Da sie bis dahin noch nie hat arbeiten müssen, ist sie unsicher in vielen Belangen. Sie liebt die Zeitung und sie versucht niemanden zu enttäuschen. Das ist der eine Teil der Geschichte. Meryl Streep spielt zerbrechlich und fragend.

Ein weiterer Bestandteil der Geschichte soll auch die Tatsache sein, dass in den 1970ern noch nicht so viele Frauen in Führungspositionen waren und man Kay auch nichts zutraute. Schärfster "Gegner" ist für Kay Graham das Vorstandsmitglied Arthur Parsons (Bradley Whitford). Der hat von den vielen, vielen Männern die lauteste Stimme. Kay muss sehr oft in Räume eintreten, in denen sie die einzige Frau ist. Natürlich wirkt das einschüchternd.

Dass dieses Emanzipationsthema ein Teil der Geschichte ist, wird einem während des Guckens jedoch nicht klar. Ja, die großen Männermengen, die sich aufteilen, wenn Kay den Raum betritt, die fallen auf. Mich wunderte es dann aber, warum an zwei Stellen nur Frauen waren, die alle bewundernd zu Kay aufschauten. Im Nachgang wird es klar, während des Films geht dieser Aspekt des Films jedoch unter.

Viel markanter ist das Thema um die so genannten Pentagon-Papiere. Zum einen die Tatsache, dass die US-Regierung ihr Volk seit Jahren belügt. Selbst der "gute" Kennedy, ein Freund von Ben Bradlee, wusste von den Machenschaften rund um den Vietnam-Krieg. Auf der anderen Seite gilt es diesen Sachverhalt öffentlich zu machen. Das Volk hat ein Anrecht darauf, das zu erfahren. Immerhin sind es die Bürger, die in diesen sinnlosen Krieg ziehen und sich umbringen lassen. Nicht die Politiker. Der Oberste Gerichtshof nimmt sich der Geschichte am Ende auch an. Es geht um die Frage "Pressefreiheit oder Regierungssicherheit"? Die Richter entscheiden zugunsten von Times und Post. Die sehr schöne Begründung lautet Die Presse sollten den Regierten dienen, nicht den Regierenden. (Heutzutage ein Witz ...)

Was darf die Presse mitteilen und wann gefährdet sie die Regierungsarbeit? Das ist die zentrale Frage – und wann missbraucht die Regierung ihre Macht und setzt Redefreiheit außer Kraft? Ein brisantes Thema. Damals zumindest. Ein Zeuge sagt bei einer Anhörung aus: Der Präsident kann nicht regieren ohne Geheimnisse wahren zu können. Das gilt heutzutage nicht mehr. Heute posaunt der Präsident alles über Twitter aus. Aber damals war es eine Grundsatzfrage. Das behandelt der Film auf sehr detaillierte Weise. Manchmal lässt sich Spielberg jedoch zu viel Zeit, um seine Geschichte voranzutreiben. Etwas mehr Tempo hätte dem Film Die Verlegerin gut getan.

Der Film geht oft daher und pisst dem damaligen US-Präsidenten Nixon ans Bein. Da fällt auch schon mal der Satz Nixon ist ein Hurensohn! Tatsächlich sehen wir ihn mehrmals im Weißen Haus telefonieren und sich über diese scheiß Presse, die ihm zu nahe kommt, aufregen. McNamara macht Graham ganz deutlich klar, dass Nixon ein Arsch ist und alles tun wird, um sie zu zerstören. Denn so tickt der US-Präsident.

Die Verlegerin behandelt einen wichtigen Teil der US-Geschichte, beleuchtet den Sumpf im Weißen Haus und macht das Thema auf gute, solide gespielte Weise dem breiten Publikum zugänglich.

Nett fand ich am Ende noch die Einstellung, die aus Die Unbestechlichen stammen könnte. Ein Wachmann entdeckt einen Einbruch im Watergate-Gebäude ...