Besprechung
Mitten im Irak-Krieg hat der 19-jährige Billy Lynn (Joe Alwyn) seinen Vorgesetzten „Shroom“ (Vin Diesel) verteidigt. Das wurde zufällig von einer Kamera eingefangen und schon war seine Einheit, die „Bravo Squad“ in aller Munde. Billy und seine Kameraden aus der Einheit reisen nun schon einige Zeit durch Amerika und lächeln vor der Kamera, erzählen von Heldenmut – und wissen eigentlich nicht, was dieser ganze Zirkus überhaupt soll. Zu Thanksgiving sind sie Ehrengäste bei einem Football-Spiel in Texas. In der Halbzeit sollen die jungen Kriegshelden im Rahmen einer Gesangsaufführung auftreten.
Ihr Agent Albert (Chris Tucker), der ständig am Telefon hängt, versucht die Truppe in einem Film unterzubringen. Die Dollarzeichen stehen den jungen Männern schon ins Gesicht geschrieben. Vielleicht ist das ein Ausweg. Niemand kann sich vorstellen, nach dem Einsatz Hamburger in einer Fastford-Kette zu wenden.
Während die Jungs vom „Bravo Squad“ allmählich auf die Halbzeit zusteuern, sehen wir immer wieder Rückblenden von Billy. Zuhause sind als stolz auf ihn. Nur seine Schwester Kathryn (Kristen Stewart), die – über Umwege – der Grund für Billys Militärzeit ist, will ihren Bruder aus der Armee raushaben. Sie kann sich nicht vorstellen, dass Krieg und das Töten gut für ihren Bruder und seine Psyche ist. Sie fleht ihn an, nicht wieder in den Irak zu gehen.
Meinung von Nils
Ah, der alte Klassiker: Der Trailer verspricht eine duschgeknallte Komödie und dann ist der Film doch etwas anderes. In diesem Fall ist das jedoch gar nicht so schlimm. Die irre Heldentour des Billy Lynn ist nämlich mehr. Der Film ist lustig. Wirklich. Im Buch von Ben Fountain soll wohl Billy die Handlung erzählen. Dabei gibt er immer innere Monologe zu bestimmten Situationen preis. Das wurde im Film geändert. Wir begleiten Billy und seine Kumpels. Die echt bissigen Kommentare stammen in der Regel von Staff Sgt. Dime (Garrett Hedlund). Seine Figur ist wahnsinnig düster und satirisch. Dime wurde nach dem Tod von Shroom quasi der Ersatzvater für die Jungs. Er führt sie mit harter, aber gerechter Hand.
Niemand aus der Truppe versteht diesen seltsamen Rummel um sie. Überall kommen Leute auf sie zu und bedanken sich, schimpfen sie Helden. Warum? Was Billy getan hat, ist nicht heldenhaft. Er hat getötet. Er hat aus der Ferne getötet und er hat einem Angreifer in die Augen geschaut, als das Leben aus ihn herausfloß. Die Menschen bedanken sich bei den Soldaten, weil sie es nicht sind, die in den Krieg gehen müssen. Danke dafür!
Kathryn scheint die Einzige zu sein, die sieht was für ein Schwachsinn der Krieg ist und was er mit den jungen Männern – allen voran ihrem Bruder – macht. Sie vermutet ein Posttraumatisches Stresssyndrom bei Billy und will ihn rausholen aus der Armee. Der ist hin und her gerissen. Was ist wichtiger? Familie oder das Team?
Der Filmdeal könnte ein Ausweg aus dem Soldatenleben sein. Von irgendwas muss man schließlich leben. Doch der Traum schwindet langsam. Stadion- und "Cowboys"-Besitzer Norm Oglesby (Steve Martin) will einspringen, aber nicht so viel Geld ausgeben. Billy, immer noch unentschlossen, was er machen soll, geigt Norm die Meinung.
Billy lernt eine Cheerleaderin kennen. Faison (Makenzie Leigh) ist Feuer und Flamme für diesen Jungen. Oh, sie Himmel ihn an, diesen Verteidiger des amerikanischen Wesens. Als der aber sagt, er denkt über einen Austritt nach, versteht die das nicht, ist sogar angeekelt von so einem Gedanken.
In Die irre Heldentour des Billy Lynn geht es darum, festzustellen, was es heißt ein Soldat zu sein. Die einen feiern die Kämpfer, weil sie ihnen das Kämpfen abnehmen. Warum geht man in den Krieg? Damit es den Leuten zuhause gut geht, damit sie Öl haben. Wie gut, dass es Leute gibt, die sich dafür den Arsch aufreißen, ihre Gesundheit ramponieren oder gar das Leben lassen. Auf der anderen Seite haben wir eben diese Menschen, die in den Krieg – für welche Sache auch immer – gehen.
Von außen betrachtet, mag man denken, Soldaten sind alles mordlüsternde Killermaschinen. Billy Lynns Rückblenden zeigen uns, dass das nicht der Fall ist. Er hadert mit dem Job, der da macht. Sein Kumpel "Crack" (Beau Knapp) dreht während der Halbzeitshow durch. Und auch Billy sieht das Feuerwerk mit anderen Augen als die Stadionbesucher. Für ihn ist das alles Krieg.
Und dennoch entscheidet er sich für sein Team. Gemeinsam gehen sie wieder zurück in den Irak. Billy weiß, dass er nicht in dieser Welt leben könnte. Der Krieg hat ihn verändert, nur dort und nur im Beisammen seiner Einheit, kann er noch existieren.
Die irre Heldentour des Billy Lynn ist wie gesagt ein echt lustiger Film, hat aber zwischendurch immer wieder sehr nachdenklich machende Töne. Das kam überraschend für mich, hinterließ aber auch einen Eindruck. Ich empfehle den Streifen durchaus.