Besprechung
Der kanadische Geschäftsmann Hannay (Robert Donat) ist für eine Weile in London. Eines Abends geht er in eine Show, wo ein Mann (Wylie Watson) auftritt, der sich alles merken kann. Mitten in der Vorstellung fällt ein Schuss, alle Zuschauer fliehen auf die Straße. Hannay wird von einer fremden Frau (Lucie Mannheim) angesprochen. Sie braucht Hilfe. Hannay nimmt sie mit in sein Appartement. Hier erzählt sie ihm sie sei eine Agentin gegen Geld. Derzeit bezahle die Krone sie gut. Ihr Auftrag lautet, das Schmuggeln von wichtigen Geheimnissen zu verhindern, hinter denen „eine gewisse ausländische Macht“ her sei.
Als die Frau in der Nacht umgebracht wird, findet Hannay einen Hinweis, dass die Übergabe wohl in einem Dörfchen in Schottland stattfinden soll, oder zumindest etwas damit zu tun hat. Außerdem konnte der Kanadier noch erfahren, dass er sich vor einem Mann mit neun Fingern in Acht nehmen solle.
Hannay reist nach Schottland. Die Polizei ist ihm auf den Fersen, hält sie ihn doch für den Mörder der Frau. Das macht es nicht leichter, den Auftrag der Agentin zu einem Ende zu bringen. In Schottland angekommen, stolpert Hannay über Professor Jordan (Godfrey Tearle), den er zunächst für einen Freund hält, doch als er feststellt, dass Jordan nur neun Finger hat, weiß er, dass er in höchster Gefahr schwebt.
Der Zufallsagent kann fliehen. Eine flüchtige Bekanntschaft aus dem Zug, der ihn nach Schottland brachte, die hübsche Pamela (Madeleine Carroll) macht ihm jedoch das Leben schwer. Sie sieht in Hannay einen Verbrecher, der ausgeliefert gehört. Durch widrige Umstände fliehen am Ende beide vor Jordans Schergen sowie vor der Polizei; dabei nicht das Ziel aus den Augen verlierend, die britische Krone zu schützen.
Meinung von Nils
Schaut man sich einen Hitchcock-Film an, bekommt man eigentlich immer etwas Besonderes geboten. In Die 39 Stufen ist schon die Anfangssequenz bemerkenswert. Der britische Regisseur zeigt nur einen Schriftzug eines Musiktheaters, dann ein Kartenhäuschen, eine Person geht ins Theater, eine Menschenmenge von hinten, die Person setzt sich hin, ein Orchester spielt auf - und erst jetzt sehen wir Gesichter. Eine für damalige Zeiten sehr ungewöhnliche Einstellung.
Ungewöhnlich für heutige Sehgewohnheiten ist dann auch das, was folgt. Nach einer eher humorigen Einlage die Flucht aus dem Theater, nachdem ein Schuss gefallen ist. Mal ehrlich, wenn mich eine fremde Frau auf der Straße anspräche und fragte, ob ich sie mit nach Hause nehmen könnte … ich würde nicht sofort sagen "Klar. Kein Problem. Darf ich noch etwas kochen?" Ob man das damals wirklich so gemacht hat? Oder ist das nur ein Kniff, um die Geschichte ins Laufen zu bringen? Tatsächlich sagte die geheimnissvolel Frau einfach nur Nehmen sie mich mit!
zu Hannay.
Die 39 Stufen basiert lose auf dem gleichnamigen Roman von John Buchan. Viele Gemeinsamkeiten sind nicht mehr vorhanden in der Filmadaption. Das fängt schon mit der Tatsache an, dass im Buch ein Mann auf Hannay zugeht und nicht eine attraktive Frau. Aber da können wir drüber hinwegsehen. Das Buch ist viel komplexer als der Film, der klar auf Unterhaltung ausgelegt ist.
Unser eher gelangweilter Held stolpert in eine ganz große, international brisant Sache hinein. Ein bisschen Feuer kommt in seinem Schauspiel auf, als es um die liebe Liebe geht. Madeleine Carroll ist eine blonde Muse Hitchcocks. Sie wird uns als dumme Ziege vorgestellt. Wir wissen, dass Hannay unschuldig ist, Pamela verrät ihn doch zunächst an die Polizei. Ganz kalt. Natürlich braucht man noch eine Liebesgeschichte - und die bekommen wir dann auch.
Was nicht so wirklich klar wird, ist die Frage, wieso Hannay überhaupt die Aufgabe der Agentin übernimmt. Sie ist tot, er hat nichts besseres zu tun, als nach Schottland zu fahren und eine internationale Verschwörung zu verhindern. Wieso? Er ist nicht einmal Brite. Hier hätte man gerne ein oder zwei Sätze zu verlieren können.
Eine wunderschöne Szene ist die, in der Hannay vor der Polizei fliehen will und plötzlich als Redner einer lokalen Partei angesehen wird. Als Nicht-Politiker gibt er eine schöne, nichtssagende Ansprache.
Am Ende gibt es eine etwas aus der Luft gegriffene Auflösung für den Spionagefall, aber da der Film so alt ist, sehen wir einmal darüber hinweg. Unterm Strich bleibt ein schöner, altmodischer Sonntagnachmittagfilm mit humoristischen Einlagen.