Filmplakat Der Wachsblumenstrauß

7/10

"Tut mir leid, ich finde, Mord ist auch ziemlich aggressiv." — Der Wachsblumenstrauß, 1963

Der Wachsblumenstrauß

Besprechung

Miss Jane Marple (Margaret Rutherford) und ihr Bekannter Mr. Stringer (Stringer Davis) müssen mit ansehen, wie der alte, sehr wohlhabende Mr. Enderby (Finlay Currie) vor ihren Augen stirbt. Der Alte hatte einen Herzinfarkt. Miss Marple wittert einen Mord, denn sie findet am Tatort eine Katze und jeder weiß, dass der alte Enderby doch eine Todesangst vor Katzen hatte. Außerdem findet die rüstige Dame einen Lehmbrocken, der einen Teilabdruck eines Schuhs darstellt. Miss Marple gibt ihre Bedenken sofort an Inspektor Craddock (Charles Tingwell) weiter, doch der bleibt dabei: es war ein natürlicher Tod.

Miss Marple und Mr. Stringer nehmen ihre eigenen Untersuchungen auf. Erster Stopp: unter dem offenen Fenster von dem Zimmer, wo das Testament vollstreckt wird. Hier hört Miss Marple, dass selbst die Schwester vom alten Enderby davon ausgeht, dass es Mord war. Die restlichen Angehörigen sind schockiert. Als Miss Marple die Schwester des Verstorbenen besuchen will, muss sie feststellen, dass die auch umgebracht wurde.

Inspektor Craddock hat es dicke, dass die Rentnerin schon wieder vor ihm am Tatort war. Zum Glück gibt sie an, dass sie in Urlaub fahren wird. Endlich Ruhe. — Doch Miss Marple lässt nicht locker. Sie schreibt sich als Hotelgast bei Hector Enderby (Robert Morley) ein. Der hat ein Reithotel. Wie praktisch, dass alle anderen Verwandten und Nutznießer ebenfalls in dem Hotel sind. Neben Hector sind da noch der Kunsthändler George Crossfield (Robert Urquhart) und das recht unromantische Ehepaar Rosamund (Katya Douglas) und Michael Shane (James Villers).

Die geheimen Untersuchungen können beginnen!

Meinung von

Nach dem Erfolg des ersten Miss Marple-Films mit Margaret Rutherford in der Hauptrolle, 16 Uhr 50 ab Paddington, brauchten die britischen Fans nicht lange warten und es gab eine Fortsetzung. Die Deutschen mussten sich übrigens bis 1970 gedulden und dann das ZDF anschalten, um den Film zu sehen.

Miss Marple erwähnte gegenüber Inspektor Craddock, dass sie Der Wachsblumenstrauß von Agatha Christie gelesen habe. Das macht sie aber nur in der deutschen Synchronisation. Im Original erwähnt sie ein fiktives Buch aus der Feder von Christie. Der Wachsblumenstrauß basiert übrigens auf einem Poirot-Roman, nicht auf einem Marple-Roman. Und es kommt nirgends ein Wachsblumenstrauß im Film vor.

Der Film selber ist wieder köstlich. Wobei vor allem das Zusammenspiel zwischen Rutherford und Morley herrlich anzusehen ist. Wie schon im ersten Teil, bekommt Miss Marple am Ende einen Heiratsantrag von einem älteren Herrn, hier von Morleys Charakter Hector. Der hat sich nämlich in die rüstige Dame verguckt, weil sie eine so vorzügliche Reiterin ist, dabei wie eine Dame daherkommt und einen Sattel reitet, für den Hector töten würde.

Weitere Ähnlichkeit zum ersten Miss Marple-Streifen ist, dass man lange Zeit nicht darauf kommt, wer der Mörder ist. War es im ersten Teil der Doktor, also ein Nicht-Familienmitglied, werden auch in Der Wachsblumenstrauß die Fährten ständig in eine andere Richtung gelenkt. Das machen sie schon ganz gut. Und wie immer gilt: Miss Marple kann man nichts vormachen. Sie ist schlauer als die Polizei und geht Risiken ein, die ein Mr. Stringer gerne unterbinden wollte.

Margaret Rutherford ist wie meine alte Tante Martha: dick und gemütlich. Keine Ahnung, ob die Rutherford auch so leckere Quarksahnetorte wie meine Tante (eigentlich die Tante meiner Mutter) backen konnte. Dafür schaut man ihr aber sehr gerne zu, wie sie mit britischem Charme einen Mörder überführt. Der zweite Teil ist ein bisschen schwächer als sein Vorgänger, aber das ist oft so. Liegt in diesem Fall aber wohl daran, dass die Figur nicht mehr "neu" war. Dennoch ist Der Wachsblumenstrauß ein schöner Spaß für den Sonntagnachmittag. Gerne auch mit Quarksahnetorte.

Was mich allerdings verwundert hat: Wenn die Schwester lange Jahre in Frankreich gelebt hat und keinen Kontakt zu ihrem älteren Bruder hatte, wie kann dann deren Gesellschafterin Miss Milchrest (Flora Robson) behaupten, sie habe viele Jahre für die Schwester gearbeitet? Naja ...