Filmplakat Der Omega-Mann

4,5/10

"Er stinkt nach Öl. Elektrischer Strom umkreist ihn. Er ist überholt." — Der Omega-Mann, 1971

Der Omega-Mann

Besprechung

Nachdem die Russen und die Chinesen gegeneinander in den Krieg gezogen sind, ist das Unmögliche geschehen: Bei einer Explosion sind extrem gefährliche Bakterien freigesetzt worden. In den Staaten hatte man die Ereignisse im Osten zunächst noch mit größter Sorge betrachtet. Doch später hatte man ganz andere Probleme. Die Bakterien haben den Großteil der Menschheit ausgerottet.

Seit fast drei Jahren ist der ehemalige Militärarzt Colonel Robert Neville (Charlton Heston) der letzte Mensch. Jeden Tag fährt er in die Stadt, die ausgestorben ist, und besorgt sich, was er so zum Leben braucht. Bis zum Abend muss er jedoch immer zurück und in seiner zu einer Festung umgebauten Wohnung sein.

Neville ist der letzte Mensch, doch einige „Überlebende“ wandeln noch über die Erde und machen Neville das Leben schwer. Sie kommen nur bei Nacht heraus, zerstören die letzten Überbleibsel der Menschheit und machen sich unter der Leitung von Matthias (Anthony Zerbe) über Neville lustig.

Meinung von

Die zweite Verfilmung des Romans "Ich bin Legende" von Richard Matheson. Im Original wandelte noch Vincent Price als The Last Man on Earth über die Leinwand. In der Neuauflage hat man "Superheld" Charlton Heston für den Part des einsamen Menschen genommen, der nur wenige Jahre zuvor auch schon einen isolierten Menschen spielte – als Astronaut unter intelligenten Affen in Planet der Affen. Es war eine düstere Zeit, der kalte Krieg war präsent, Angst ging um – die Hochzeit der dystopischen Filme. (1973 sollte der weitaus bessere Soylent Green, ebenfalls mit Heston in der Hauptrolle, folgen.)

In Der Omega Mann wird der Krieg zwischen zwei Supermächten angesprochen, infolge dessen Kampfhandlungen tödliche Bakterien freigesetzt wurden. Die Wissenschaft hat die Menschheit so weit gebracht, dass sie die Menschheit ausgerottet hat. Sie ist die Wurzel allen Übels, so predigt es Matthias auch. Matthias und seinesgleichen sind die neue Art von Mensch. Sie verachten alles Alte und zerstören die Erinnerungen an eine zivilisierte Welt, eine Welt, die sich selber zerstört hat. Neville ist das letzte Überbleibsel dieser verhassten Welt und muss ebenfalls verschwinden. Die Tatsache, dass alle Befallenen Vampire sind, wird in Der Omega Mann nicht aufgegriffen. Diese Nachtwesen sehen eher aus wie Zombies - was sie aber nicht sind, sind sie doch immer noch intelligente Wesen, die eine neue Zivilisation aufbauen wollen.

Neville führt Selbstgespräche, spielt gegen sich selber Schach und steht kurz vor dem Wahnsinn. Während sich draußen die Infizierten über ihn und seine Zivilisation lustig machen, versucht er genau diese in seiner Festung aufrecht zu erhalten. Bis er eines Tages erkennen muss, dass er doch nicht alleine ist. Was nicht nur einen sozialen Kick bedeutet, sondern Neville auch wieder ins Labor treibt, um eine Heilung zu finden.

Der Omega Mann kommt nicht an The Last Man on Earth heran, wenn es um Trostlosigkeit und Verzweiflung geht. Dazu ist Charlton Heston ein zu schlechter Schauspieler. Das mag auch negativ gefärbt sein, weil schon die Eingangsszene einen bitter aufstoßen lässt, wenn der spätere NRA-Präsidenten Heston breit grinsend in seinem amerikanischen Schlitten durch die verlassene Stadt rauscht und seine Knarre neben sich hat. Das ist nur eklig und stimmt einen nicht gerade positiv. Ja, der Film selber soll auch nicht positiv sein. Ich weiß. Die Aussage des Films ist gut, die Umsetzung allerdings mangelhaft.

Unterm Strich ist Der Omega Mann eine harsche Kritik an der Wissenschaft. Sie kann eine Menge Gutes tun, aber auch - in den falschen Händen – zum Untergang der Menschheit führen. Filmtricks können übrigens in den falschen Händen auch Schlechtes bewirken: das Filmblut in Der Omega Mann ist jedenfalls extrem schlecht ...