Filmplakat Der kleine Caesar

7/10

"Hart und kaltblütig musst du sein. Dann schaffst du's." — Der kleine Caesar, 1931

Der kleine Caesar

Besprechung

Caesar Enrico „Rico“ Bandello (Edward G. Robinson) und Joe Massara (Douglas Fairbanks Jr.) sind zwei Kleinganoven aus der Provinz. Rico strebt nach Höherem. Er will nach Chicago und dort bei den Großen mitmischen. Joe kommt gerne mit, will aber nichts mehr mit dem Ganoventum zu tun haben. Er möchte wieder Tänzer sein. Rico weiß, dass Tanzen Mist ist. Damit kommt man nicht weit. Noch bevor die Freunde in den Osten gehen, weiß Rico, dass man gnadenlos hart sein muss. Sonst wird man nichts im Leben.

In Chicago angekommen geht Rico zu Sam Vettori (Stanley Fields), der das Palermo führt – wenn auch nur als Fassade. Rico stellt sich so breit auf, dass Vettori ihn in seiner Bande aufnimmt. Es gibt in Chicago jedoch eine Regel. Schießeisen sind verboten. Das bekommt „Little Caesar“, wie Rico auch genannt wird, schnell obenauf von dem Distrikt-Oberganoven Pete Montana (Ralph Ince) eingebläut. Der Oberober-Ganove Big Boy (Sidney Blackmer) hat befohlen, dass alle in nächster Zeit die Füße still halten. Der neue Chef der Kriminalkommission, Alvin McClure (Landers Stevens), soll ein extrem scharfer Hund sein.

Die Füße stillhalten kann Rico nicht. So kommt man nicht an die Spitze. Bei einem Überfall auf das Tanzlokal, in dem Joe arbeitet, erschießt Rico McClure. Danach geht der mit Selbstvertrauen protzende Rico zu Vettori und jagd den zum Teufel. So arbeitet sich Rico mit Gewalt, aber auch mit Raffinesse, in Chicagos Gangsterwelt nach oben. Ihm immer auf den Fersen ist Sgt. Flaherty (Thomas E. Jackson). Der weiß, dass der, der hoch hinaus will, auch tief fallen kann.

Meinung von

Hauptdarsteller Edward G. Robinson hatte vor Little Caesar bereits in vielen Filmen mitgespielt. Dieser Streifen sollte jedoch sein Durchbruch sein. Mit diesem Film wird Robinson immer in Verbindung gebracht. Der gebürtige Rumäne wurde der Prototyp des Ganoven. Überhaupt hat der Film einige "Prototypen" zu bieten. Produktionsfirma Warner Brothers hatte zwar bereits ein Jahr vor Little Caesar einen Ganovenfilm herausgebracht, doch Little Caesar gilt als der erste, echte Vertreter des Ganovenfilm-Genres. Der Streifen gilt auch als der erste Film, in dem gezeigt wird, wie jemand aus einem vorbreifahrenden Wagen angeschossen wird. Schließlich markierte Little Caesar auch noch den Zeitpunkt, ab wann Robinson mit einer Zigarre in Verbindung gebracht wird.

Man sagt, dass Little Caesar ein Anti-American-Dream-Film sei. Was soll das heißen? Naja, der "American Dream" besagt, dass man nur hart genug arbeiten muss, damit man es zu etwas bringt. Das ist jedoch immer im positiven Sinne zu verstehen. Rico nimmt sich des Leitspruches an, aber nicht um in einer positiven Stellung den Erfolg zu ernten. Er ist im kriminellen Milieu unterwegs. Also ist das Anti. Hinzu kommt, dass die Große Depression, die bis Ende des 19. Jahrhunderts ging, gezeigt hat, dass dieses "nach oben kommen wollen und viel Geld anhäufen", ganz negative Nebeneffekte haben kann.

Warner hat schon früh erkannt, dass man nicht immer nur die heile Welt abbilden kann. Bei den Warners wurde auf "echte Menschen" gesetzt, was andere Filmstudios zu der Zeit nicht machten. Man schaute sich um und fragte sich, was die Menschen kennen. Wozu können sie eher eine Verbindung herstellen? Die Buchvorlage von William Riley Burnett kam wie gerufen. Die Geschichte ist gut. Aus den Zeitungsschlagzeilen waren die Menschen zudem Nachrichten über das Gangstermilieu "gewohnt". Man schlug zu.

Edward G. Robinson ist energiegeladen und platzt in jeder Leinwandminute beinahe vor Gewalt. Sein Rico ist direkt, aggressiv und bestimmend. Rico weiß ganz genau, was er will und dafür geht er strammen Schrittes auf sein Ziel zu. Vom neuen Bandenmitglied zum Bandenboss dauert es nicht lange. Dabei ist es nicht nur seine Aggressivität, die seinen Bande beeindruckt, sondern auch sein Fingerspitzengefühl. Rico scheint immer die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment zu treffen. Rico ist ein Anführer.

Rico ist aber auch eitel. Als er das erste Mal zu Big Boy eingeladen wird, zwängt er sich in einen Frack. Das ist für ihn anfangs ein "Korsett", aber dann gefällt er sich doch selber im Spiegel. Rico saugt das Gehabe "der Großen" auf. Erst war es Montana, dem er nacheifern wollte, dann Big Boy. Als der Oberboss ihm beim ersten Treffen ein Getränk und eine Zigarre anbietet, macht er das beim nächsten Treffen mit seinem alten Kumpel Joe bis aufs Wort genau so.

Der aufstrebende Ganove Rico entwickelt eine Überheblichkeit, die dazu führt, dass er am Ende fällt. Was lustig ist, hat er auf dem Weg nach oben gesagt, was "die da oben" zu Fall bringen wird. Als er dann selber oben angekommen ist, tappt er in die gleiche Falle.

Der Film ist nur magere 80 Minuten lang. Die werden aber kompakt gefüllt. Es gibt nur eine kleine Länge, wenn der Fahrer Tony Passa (William Collier Jr.) einen nervösen Zusammenbruch bei seiner Mutter hat. Davon abgesehen ist Little Caesar gute Unterhaltung mit einem bestens besetzten Robinson. Man sollte den Film gesehen haben. Das ist wieder so ein Ding, von dem man behaupten kann, er ist fester Teil der Filmgeschichte.

Abgesehen davon mag ich diese alten Schinken. Die verströmen immer eine ganz eigene, angenehme Atmosphäre.