Besprechung
Die Römer haben Britannien eingenommen. 120 n. Chr. zogen 5000 Legionäre gen Norden und waren nie mehr gesehen. Ihr Anführer blieb ebenfalls verschollen. Die Legion führte einen goldenen Adler mit sich, der bei Eroberungszügen immer an die Größe des römischen Reiches erinnern sollte. Dieses Feldzeichen ist ebenfalls verschollen und damit auch die Ehre der Familie des Anführers Aquila.
Zwanzig Jahre später lässt sich dessen Sohn, Marcus Aquila (Channing Tatum), in den Norden Britanniens versetzen. Der Centurio will die Ehre seines Vaters und die seiner Familie wieder herstellen.
Bei einem Angriff der wilden Einheimischen verletzt, wird Marcus zu seinem Onkel (Donald Sutherland) gebracht. Hier kann sich Marcus erholen. Bei einem sehr ungleichen Gladiatorenkampf rettet Marcus dem Sklaven Esca (Jamie Bell) das Leben, woraufhin dieser ihm Treue schwört.
Angestachelt von römischen Politikern, will Marcus in den Norden, ans Ende der Welt ziehen, um seinen Vater oder den Adler wiederzufinden. Esca und Marcus machen sich alleine auf, um in den Glens Schottlands das Unmögliche wahr werden zu lassen.
Meinung von Nils
Mies. Das Thema Ehre ist hierzulande nicht so wichtig oder beliebt. Einen Film zu drehen, der genau darauf aufbaut ("Ich muss die Familienehre wieder herstellen!"), ist vielleicht in Amerika ein garantierter Straßenfeger — aber hier!? Auch ist das Sohn-Vater-Problem immer heikel. Jetzt die beiden Themen kombiniert — uh, das kann leicht in die Hose gehen. Hier geht es gehörig in die Dreiviertel-Hose unter der Tunika.
Die Stimmung im Kinosaal wurde zusehends schlechter, das Publikum immer genervter. Hatten wir doch in der letzten Zeit das albernde Geklatsche während des Films — immer wenn sich zwei Darsteller "näher kamen" — langsam ausgemerzt, bei Der Adler der neunten Legion kam es aus allen Ecken wieder. Man konnte sich nur lustig machen über diesen Film.
Nach der ersten Schlacht, dachte man, der Film könnte etwas werden. Aber als Marcus den Sklaven Esca vor dem Tod rettet und anschließend von seinem Onkel als Leibsklave geschenkt bekommt — da wurde der Streifen das erste Mal kitschig. Es folgen Plattitüden und filmische Ungereimtheiten, bis zum Ende Herr und Ex-Slave Schulter an Schulter den römischen Politikern — na, den haben wir es aber gegeben — den Rücken zukehren. Nein, der Film ist nicht gut. Beim Abspann gab es zuhauf Buh-Rufe und niemand wusste ein gutes Wort über den Streifen zu sagen.
Wer soll glauben, dass die schottischen Wilden zu Fuß den beiden Verrätern hoch zu Ross folgen können? Wieso sind das im Showdown auf einmal mehr als zu Anfang? Wie übel ist es, wenn die Rentner-Legionäre sich einem Jungspund ergeben und nicht des Handels fähig sind, sondern unbedingt einen Befehl von Marcus benötigen? Wie eklig sülzig und pathetisch war die Szene, als Marcus seinen blöden Adler auf einen Stab steckte, um sich mit kaputtem Bein davonzuschleppen und die Kamera ihn von oben zeigt, einen weiten Schatten mit Adler-Silhouette werfend? Das war alles nur schlecht geschauspielert ...
So dick aufgetragen, hätte man den Film auch in irgendeinen amerikanischen Krieg verlagern können. Die Themen "Ehre" und "Vater-Rächen" im militärischen Gewand hätten bestimmt auch im Irak-Krieg oder im amerikanischen Bürgerkrieg funktioniert. Dazu brauchte es keine römische Legion.
Interessanterweise ist Der Adler der neunten Legion aber nicht einmal von einem stiernackigigen Ami verfilmt worden, sondern von dem schmächtigen Schotten Kevin Macdonald. Auch stammt der Stoff nicht aus der Feder eines überpatriotischen Stars-and-Stripes-Verehrers, sondern von der Britin Rosemary Sutcliff. Diese war bekannt für ihre Jugendbücher — wie z.B. Der Adler der neunten Legion. Ein Jugendbuch? Nicht einmal eine amerikanische Produktionsfirma versteckt sich hinter dem Film. Was ist da bloß schief gelaufen?
Wer in die Verlegenheit kommt, den Film zu sehen — der nehme besser Ausreiß! Zwei Stunden Hausputz sind spannender und sinnvoller eingesetzte Lebenszeit.