Filmplakat Deadsight

1/10

"Did anything stressful happened to you recently?" — Deadsight, 2018

Deadsight

Besprechung

Ben Neilson (Adam Seybold) ist ein Krimineller, der etwas an den Augen hat. Ben wird in einem Krankenwagen an einen anderen Ort verlegt. Ankommen soll er nicht. Als er aufwacht, ist niemand da. Seine Augen sind verbunden und schmerzen ungemein. Sehen kann er nicht. Blind tastet er sich durch den Wagen, später über eine Straße im Wald.

Ben kann dem Klang eines Windspiels folgen und gelangt an ein Haus. Hier wird er angegriffen. Was er nicht sieht: die Angreiferin ist ein Zombie.

Ebenfalls zu dem Haus unterwegs ist die schwangere Polizistin Mara Madigan (Liv Collins). Die kann zwar sehen, hat auch eine Pistole, aber die Schwangerschaft macht ihr zu schaffen.

Meinung von

Mein letzter Film auf dem Fantasy Filmfest. Ich hatte echt gute Filme dabei, weniger gute und dann diesen Schrott. Ich gestehe, es las sich ganz witzig. Ein blinder Mann im Nirgendwo von Kanada muss sich durch die Wildnis schlagen und mit Zombies. Eigentlich hätte der Film nach fünf Minuten zu Ende sein müssen. Wenn man mir im Vorfeld das Drehbuch gegeben hätte, hätte ich vermutlich auf jeder Seite auf eine Stelle gezeigt und laut Unlogisch! oder schlicht Schwachsinn! gerufen. Aber mich fragt bekanntlich niemand.

Da ich niemandem diesen Film empfehlen kann, kann ich auch mal ablästern. Ben ist blind, hat eine Binde um, weil das Licht in den Augen schmerzt. Okay. Aus Erfahrung weiß ich, dass man sich recht schnell anpassen kann. Fällt das Sehvermögen aus, können manche Menschen schnell auf die anderen Sinne umschalten. Aber das, was Ben da macht? Nö. Nicht glaubwürdig. Der stolpert nie. Läuft nie gegen einen Ast oder ähnliches. Nö, nö, nö.

Dann muss man sich fragen, was die Kanadier für ein beschissenes Gesundheitswesen haben!? Mara ist sowas von hochschwanger! Die müsste schon seit Monaten im Mutterschutz sein. Oder haben die das da nicht? Dann die Sache mit dem Zombietum. Eine Grippeimpfung ist mutiert? Ernsthaft?

Wieso zum Teufel schmeißt Ben seine Waffen immer weg? Ich nahm im Augenwinkel wahr, dass sich andere Zuschauer auch wild gestikulierend darüber aufregten. Da hat er eine Axt, schwingt die zweimal und dann lässt er sie stecken? Selbes Spiel mit der Schaufel. Da landet er einen wahnsinnigen Glückstreffer und lässt sie danach los. Alter! Echt jetzt?

Ich nehme es den Filmemachern auch nicht ab, dass Ben das Windspiel (das aus Besteck besteht und niemals solche Töne machen würde) aus der Entfernung hören kann. Er ist doch schon recht lange unterwegs dahin ...

Liv Collins, die die schwangere Polizistin – 'tschuldigung: die hochschwanger Polizistin – spielt, schrieb auch mit am Drehbuch. Da hat sie sich wohl gedacht "Was haben wir schon alles an Horrorszenarien gehabt? Das verlassene Farmhaus. Check. Den Friedhof. Check. Fehlt noch eine verlassene Fabrik mit langen, verwinkelten Gängen, die wir rot beleuchten. Check." Was sollte das mit der Fabrik? Wo kommen auf einmal all die Zombies her? Wieso hat die Schrotflinte von Ben eine solche durchschlagende Kraft? Was soll das mit dem Alarm? Noch einmal: Wieso läuft die hochschwangere Polizistin überhaupt noch rum?

Der Streifen endet so scheiße, dass es mir sogar ein What the fuck!? laut entlockte. Sie entkommt, weil er sich heroisch opfert. Sie stolpert Gleise entlang, bricht mit Wehen an der Straße zusammen und ein Mann hilft ihr auf. Gemeinsam fahren sie in eine heile Welt. Oh, halt - sie bekommt noch schnell im Auto ihr Baby. Der Fahrer fährt derweil weiter. Schon klar ...

Deadsight hat eine nette Idee, die aber wie gesagt nur für fünf Minuten Film reicht. Regisseur Jesse Thomas Cook hat ein ambitioniertes Studentenfilmchen hingelegt. Ach was sage ich da: Wenn das von Siebenklässlern gemacht worden wäre, würde ich sagen "Alle Achtung", aber so muss ich sagen: Lauft!

Apropos Laufen: Wieso sind die Zombies mal mit der typischen orthopädischen Fußfehlstellung unterwegs? Und dann – wenn es die Geschichte mal braucht – rennen die auf einmal alle? Was zum ...?