Filmplakat Das Haus des Grauens

3/10

"Sie müssen leider hierbleiben. Das ist für sie ein größeres Pech als für uns." — Das Haus des Grauens, 1932

Das Haus des Grauens

Besprechung

In einer stürmischen, regnerischen Nacht flüchten fünf Reisende in ein altes Haus in den Bergen von Whales. Das Haus an sich ist schon extrem ungemütlich und unheimlich. Als erstes landen das Ehepaar Philip (Raymond Massey) und Margaret Waverton (Gloria Stuart) zusammen mit dem unerschütterlich fröhlichen Mr. Penderel (Melvyn Douglas) in dem Gemäuer. Der stumme Diener Morgan (Boris Karloff), ein entstelltes, tierisches Wesen im Frack, öffnet ihnen die Tür.

Sie werden von dem hageren Horace Femm (Ernest Thesiger) begrüßt. Dessen Schwester Rebecca (Eva Moore) ist nicht so freundlich. Die schwerhörige Frau murmelt ständig unheil­schwangeres Zeug vor sich hin. Später stolpern dann noch der polterige Sir William Porterhouse (Charles Laughton) und seine Begleitung, die Tänzerin Gladys (Lilian Bond), in die trockene, aber unheimliche Stube.

Horace ist von Anfang an von einem unbekannten Grauen gepackt. Er weiß, dass gerade bei so einem Wetter Morgan anfängt sich sinnlos zu besaufen und dann wird der entstellte Diener äußerst aggressiv. Als der Strom ausgeht, schickt Rebecca ihren Bruder Horace nach ganz oben ins Haus. Dort soll eine große Lampe stehen, doch der alte Mann fürchtet sich zu tiefst. Es ist ihm nicht möglich in den obersten Stock zu gehen. Philip Waverton geht stattdessen nach oben, wo er eine verschlossene Tür vorfindet, hinter der ein gruseliges Lachen herzukommen scheint.

Meinung von

Das Haus des Schreckens (oder manchmal auch Das alte finstere Haus) beruht auf der Geschichte "Benighted" des britischen Autors J.B. Priestley. Der Streifen wird hoch gelobt, als ein spannender Horrorfilm der frühen Film-Ära. Frankenstein war erst ein Jahr zuvor erschienen, auch mit Boris Karloff als Monster. Sein Morgan hat jedoch nichts an sich, das ihn interessant machen würde. Der arme Karloff durfte erneut kein Wort sagen und nur grunzen. Wieder hatte er eine abscheuliche Maske im Gesicht und er musste steifbeinig durchs Haus gehen. Lustig, dass im Vorspann Karloff als "vielschichtiger" Schauspieler gepriesen wird, wenn er doch im Grunde wieder nur ein Monster spielt. Immerhin brachte es ihm seine erste Namensnennung in einem Vorspann ein.

Auch wenn man berücksichtigt, wann der Film gedreht wurde und damals Dinge schrecklich und unheimlich waren, die heute niemanden mehr aufzucken lassen. Das Haus des Schreckens bekommt, so vermute ich mal, aus nostalgischen Gründen viel Lob und Anerkennung. Gut ist der Film irgendwie nicht. Wir lernen, dass in diesem düsteren Haus schreckliche Dinge passiert sind. Die Hausherrin Rebecca ist einfach durch ihre Anwesenheit unheimlich. Aber sonst ist da nicht viel los.

Charles Laughton ist auffällig, weil er laut polternd die Szene betritt. Im ersten Moment dachte ich, er sei ein Amerikaner. Seine Figur des Sir Porterhouse bekommt ein wenig Aufmerksamkeit und eine interessante Geschichte. Doch kaum ist die erzählt, rutscht diese Figur wieder in den Hintergrund. Schade. Ebenfalls in Erinnerung bleibt Penderel. Während es draußen regnet und stürmt, die drei Passagiere im Auto schon ganz nass sind, behält er seine gute Laune. Er singt sogar Singing in the Rain. Warte mal? Der Film Du sollst mein Glücksstern sein, oder wie er im Original heißt, Singin' in the Rain, kam doch erst 1952 heraus. Wie kann 1932 bereits das Lied geträllert werden? Das Lied wurde bereits 1929 veröffentlicht. Ah.

Es gibt einen Minidialog zwischen dem herrlich unheimlichen Ernest Thesiger und Melvyn Douglas. Thesigers Figur spricht einen Toast aus: Ich trinke auf etwas, was sie nicht verstehen, weil sie noch zu jung sind. Auf die Illusionen! Darauf erwidert Douglas' Figur, dass er das sehr wohl kenne. Horace vermutet daraufhin, dass Penderel wohl im Krieg war und wie so viele seine Wunden davon getragen habe. Das bestätigt Penderel. Damit ist das Thema gegessen. Angeblich soll das aber das Hauptthema des Buches sein. Autor Priestley war im ersten Weltkrieg und wurde schwer verwundet, lebendig begraben, kam später mit Giftgas in Berührung. Wenn man das weiß, kann man sich sehr gut vorstellen, dass die Desillusion nach dem Krieg ein Thema in seinem Leben und in dem Buch gewesen sein muss, bzw. kann.

Der Film geht auf das Thema im Grunde nicht ein. Das Haus des Schreckens bleibt ein billiger Horrorfilm seiner Zeit, der bei mir nicht gezündet hat. Es passieren einige Dinge, die werden aber gefühlt alle nur angerissen und nie wirklich zu einem Ende gebracht. Und dann ist es plötzlich der nächste Morgen, Horace winkt den unfreiwilligen Gästen Adieu und das war's dann.

Es ist schade, dass Das Haus des Schreckens so schlecht umge­setzt wurde. Regisseur James Whale hatte doch Frankenstein gedreht. Der war – obwohl extrem stark vom Buch abweichend – wenigstens gut gemacht.

Der Film hat nur zwei Szenen, die wirklich ansehnlich sind. Da ist einmal die Szene, in der Rebecca der schönen Margaret in ihrem Zimmer die Geschichte ihrer Schwester erzählt. Whale lässt die Alte vor Zerrspiegeln ihre Rede halten, wodurch die Vettel unheimlich ausschaut. Und dann ist da noch der älteste Bruder Saul (Brember Wills). Er ist unter dem Dach in ein Zimmer eingesperrt. Horace und Rebecca behaupten, er sei verrückt und extrem gefährlich. Als Morgan ihn freigelassen hat, trifft Saul auf Penderel. Saul erklärt, dass "die Anderen" verrückt seien. Für einen kurzen Moment sind wir geschockt und verwirrt. Doch dann kommt es zu einem Kampf zwischen den Männern, wobei der Greis den jungen Mann anspringt wie ein Tier und ihn sogar in den Hals beißt wie ein Wahnsinniger.

Davon abgesehen ist Das Haus des Schreckens eher unausge­gorene Kost, die man nicht zwingend gesehen haben muss. Ich hatte mich darauf gefreut, wurde aber herbe enttäuscht.