Besprechung
Um der Gewalt in Johannisburg Herr zu werden, wurden von der Firma Tetravaal mechanische Polizisten entwickelt. Diese Roboter-Cops gehen alleine auf Patrouille oder dienen Menschen-Polizisten als Schilde. Durch den Einsatz wurde die Kriminalitätsrate halbiert. Ein voller Erfolg.
Chef-Designer Deon Wilson (Dev Patel) hat sich die mechanischen Polizisten ausgedacht. Sein Rivale ist der Ex-Soldat Vincent Moore (Hugh Jackman), der den riesenhaften „Moose“ entwickelt hat. Seine monströs große Polizei-Maschine hat nicht wie Deos „Scouts“ eine künstliche Intelligenz, sondern wird von einem Operator geleitet. Doch Firmenchefin Michelle Bradley (Sigourney Weaver) will das Teil nicht zum Einsatz bringen.
Die Kriminellen Ninja (Ninja), Yolandi (Yo-Landi Visser) und Amerika (Jose Pablo Cantillo) schulden dem Oberbösewicht Hippo (Brandon Auret) einen Haufen Geld. Das Trio hat eine Woche Zeit, um das Geld zu besorgen. Ein großes Ding muss gedreht werden. Yolandi kommt die Idee, die Scouts durch eine Art Fernbedienung auszuschalten. Dazu kidnappen sie Deon, der gerade dabei war, einen defekten Scout zu stehlen. Deon hat ein Programm geschrieben, dass dem Roboter ein Bewusstsein verleihen soll. In Gefangenschaft aktiviert Deon den Roboter, der tatsächlich ein Bewusstsein entwickelt. Yolandi nennt den Blechmann Chappie und schließt ihn wie ein Kind in ihr Herz. Doch Ninja will einen obergemeinen Gangster-Roboter aus Chappie machen.
Meinung von Nils
Nach District 9 war Regisseur Neill Blomkamp das SciFi-Wunderkind schlechthin. Man gab ihm Geld und er drehte Elysium, der eher floppte. Nun gab man ihm noch einmal Geld in die Hand, hoffte auf Besserung und Blomkamp lieferte Chappie ab. Blomkamps erster Ausflug in die Regiewelt war mit dem Kurzfilm Tetra Vaal, bei dem es um einen Roboter-Polizisten dreht. Kommt bekannt vor? Den Namen Tetra Vaal hat er in Chappie auch gleich wiederbenutzt. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Im Grunde hat Chappie Elemente von Nummer 5 lebt, RoboCop und auch etwas Transcendence. Dieser Geschichtenklau fällt als erstes unangenehm auf.
Doch dann treten Ninja und Yolandi auf. Was zum Teufel ist das? Die Darsteller Ninja, oder besser Watkin Tudor Jones, und Yo-Landi sind eigentlich südafrikanische Rapper. In Chappie stand das Ehepaar erstmals gemeinsam vor der Kamera. Was sollte das? Die Beiden sind sehr schräge Vögel, die mit grausamen Vokuhila-Frisuren rumlaufen und extrem schlecht gekleidet sind. Wieso trägt die Frau neonfarbene Pflaster am Arm?
Okay, von dem Äußeren mal abgesehen sind sie auch nicht die besten Schauspieler. Aber Regisseur und Co-Autor Neill Blomkamp legt noch eine Schippe Geschmacklosigkeit oben drauf. Wenn der Roboter Chappie ein Bewusstsein entwickelt, ist Yolandi so von dem, was sie sieht angetan, dass sie die Maschine als ihr Kind ansieht. Chappie wiederum spricht Yolandi als "Mami", Ninja als "Papi" an. Das geht den Rest des Films so. Irgendwann sieht man Chappie und Yolandi gemeinsam im Bett liegen, der Roboter unter einer Decke und die Kriminelle faselt was davon, dass Chappie eine Seele hätte und dass es das ist, was sie lieben würde. Da wurde mir beinahe übel, so schlecht war das. Diese Vermenschlichung ist einfach nur grausam anzusehen. Schließlich wird noch dümmste Stereotypie dazugegeben, wenn Ninja Chappie zeigt, wie man sich "Respekt verschafft" sowie als echter Gangster geht und spricht. Ganz lausig gemacht.
Neben diesen Kritikpunkten hat Chappie aber auch diverse Logik-Lücken. Wenn Chappie z.B. den Helm klaut, den Vincent benutzt, um seinen "Moose" zu steuern. Der Helm nimmt die Gehirnströme des Menschen auf, so dass der "Moose" mit der Kraft der Gedanken des Operators gesteuert werden kann. Nun setzt sich Chappie den Helm auf, um sein Bewusstsein zu kopieren. Welche Gehirnwellen werden bei einem Roboter gelesen??? Wieso passt das Bewusstsein von Yolandi auf einen USB-Stick? Hat die wirklich, wie vermutet, nicht viel im Hirn, so dass alles auf einem Stick Platz findet? Was sollte das am Ende mit dem "Mami"-Roboter? Wie schlecht war das denn bitte?
Moviejunkie Thorsten und ich haben uns beide während des Films (und auch danach) über diese Dummheit aufgeregt. Chappie ist ein mies umgesetzter Film, der sich Handlungsstränge anderer Filme einverleibt hat und grobe Logikfehler aufweist. Die Figuren sind dämlich, selbst Hugh Jackman hat ein Vokuhila-Frisur.
Das Einzige, was gut an dem Streifen war, das ist die visuelle Umsetzung des Roboters. Die ist wirklich ansehnlich. Chappie wird übrigens von District 9-, Europa Report- und Das A-Team-Darsteller Sharlto Copley verkörpert. Allerdings sehen wir den guten Mann natürlich nicht.
Übrigens: Auch wenn Chappie es sagt, aber im Internet sind nicht alle Informationen dieser Welt abgelegt. Das ist ein Irrglaube.
Chappie? Muss man nicht sehen. Ich war froh, dass wir am günstigen Kinotag drin waren ...