Filmplakat Alice im Wunderland

7/10

"Du wirst mir fehlen, wenn ich aufwache." — Alice im Wunderland, 2010

Alice im Wunderland

Besprechung

Alice (Mia Wasikowska) hat seit ihrer Kindheit immer ein und den selben Alptraum. Als sie einem weißen Kaninchen mit einer Weste folgt und in ein tiefes Loch fällt, scheint sie wieder zu träumen. Sprechende Tiere, wie das Kaninchen, eine kleine Haselmaus oder ein alter Dodo stehen vor ihr. Ebenso Tweedledee und Tweedledum (Matt Lucas). Diese seltsamen Wesen halten die 19-Jährige nicht für „die richtige Alice“. Die blaue Raupe orakelt, diese Alice sei noch nicht vollständig.

Dabei wird Alice doch gebraucht. Eine Weissagung prophezeite, Alice würde am Blumatag den Jabberwocky erschlagen und somit die grausame Regentschaft der bösen roten Königin (Helena Bonham Carter) beenden. Ganz Unterland leidet unter ihrer Tyrannei.

Alice will jedoch niemanden und nichts erschlagen. Sie gibt einen feuchten Kehricht auf Weissagungen. Vielleicht kann der verrückte Hutmacher (Johnny Depp) helfen? Die Grinsekatze, der Alice im Wald begegnet, führt die auf Däumelinchen-Größe geschrumpfte Alice zum Hutmacher. Der ist hoch erfreut, sie wieder zusehen. Auch er ist davon überzeugt, seine Alice „von damals“ vor sich zu haben.

Als der Hutmacher vom Oberschergen der roten Königin, dem Buben Stayne (Crispin Glover), gefangen genommen wird, entschließt sich Alice, ihn aus der Burg der Königin zu befreien. Doch das wäre nicht ihre Bestimmung.

Meinung von

Großer Hype um den neuen Tim Burton-Film. Als alter Burton-Freund wollte ich den Streifen natürlich sehen. Ist schon lustig, Burton hat sich von seiner morbiden Art verabschiedet und präsentiert uns ein bonbonfarbenes Land? Na zum Glück herrscht dort die rote Königin. So konnte Burton doch noch etwas von seiner alten Art einfließen lassen. Da gibt es z.B. die typischen Bäume: knorrig, schwarz, ohne Blätter winden sie sich mit Krallen-Ästen in den Himmel. Da muss man unweigerlich an Sleepy Hollow denken. So ganz ist der Regisseur also nicht aus seinem Schreckenshaus gekommen. Hat nur einen Fuß vor die Tür gesetzt.

Die Bilder sind toll, alles überzeichnet. So hat die rote Königin einen viel zu großen Kopf, der Bube ist dünn und elendig lang. Der Hutmacher hat neben viel Schminke im Gesicht, auch noch große grüne Augen. Der Märzhase — der mir nebenbei erwähnt sehr gefallen hat — ist struppig, völlig irre und ihm fallen seine verrückten Augen schon beinahe aus dem Kopf.

Wofür ich übrigens sehr dankbar bin, ist die Tatsache, dass Alice im Wunderland nicht komplett auf Burtons Muse Johnny Depp aufgebaut ist. Die verschiedenen Trailer ließen so etwas erahnen. Die Hauptdarstellerin Mia Wasikowska hat dort kein Wort geredet. Der Film hätte, ginge es nach den Trailern, auch Der verrückte Hutmacher — oh, und ein Mädchen namens Alice heißen können. Aber Alice im Wunderland ist wirklich die Geschichte von Alice. Puuhhh.

Vieles an dem Film, das war schon beim ersten Mal Ansehen des Teasers klar, ist explizit auf 3D zugeschnitten. Wir haben den Film nicht in 3D gesehen. Schon weil es teurer ist und diese ganze 3D-Hysterie die Gefahr birgt, dass die Geschichten zugunsten der 3D-Effekte in den Hintergrund geraten. Ich möchte jedoch eine Geschichte erzählt bekommen und nicht von Uh- und Ah-Effekthascherei geblendet werden. Oft dachte man "Jupp, das war wieder ein Ding nur für 3D-Gucker...". Was störte. Denn im Grunde nagte es irgendwo hinten im Kopf, dass man, nur weil man nicht bereit ist, diese Technik zu pushen, auf eine gewisse Art "behindert" wird. Nicht nett.

Solide, wenn auch auch vorhersehbare Geschichte mit schönen Bildern á la Burton — und auch wieder nicht á la Burton. Lustigerweise waren meine Lieblingscharaktere der Märzhase (im Original von Paul Whitehouse gesprochen) und die Grinsekatze (gesprochen von Stephen Fry). Mia Wasikowska bleibt blass und so tritt doch wieder Depp als Hauptfigur in den Vordergrund.

Kann man sich anschauen, muss man aber auch nicht wirklich.