Filmplakat Agentenpoker

7/10

"Man wusste, wo man stand. Die Bösen trugen einen Schnurrbart." — Agentenpoker, 1980

Agentenpoker

Besprechung

Das kommt davon, wenn man inkompetente Chefs hat. Miles Kendig (Walter Matthau) ist einer der besten CIA-Agenten im Außendienst, den die Agentur hat. Aber dann bekommt er G.P. Myerson (Ned Beatty) vorgesetzt. Der ist mit der Art von Miles nicht zufrieden und verbannt ihn ins Archiv. Joe Cutter (Sam Waterston), der von Miles ausgebildet wurde und sehr viel von dem Mann hält, soll Miles‘ Nachfolger werden. Miles kommt nie im Archiv an. Kurzerhand vernichtet er selber seine Dienstakte und macht sich aus dem Staub. Er geht nach Salzburg zu seiner alten Flamme Isobel von Schönenhaus (Glenda Jackson). Die war früher auch Agentin, bevor sie einen Österreicher geheiratet hat.

Miles trifft sich mit dem russischen Agenten Mikhail Yaskov (Herbert Low). Die beiden Männer kennen sich seit zwanzig Jahren und schätzen einander. Yaskov versucht Miles für die Russen zu gewinnen, doch daraus wird nichts. Miles hat im Grunde nichts gegen sein Vaterland, nur etwas gegen den kleinen Myerson. Mehr im Scherz rät Yaskov Miles, der solle doch seine Memoiren schreiben.

Genau das macht Miles. Er schreibt von seinen Einsätzen und seinen Aufträgen. Das erste Kapitel schickt er an alle großen Geheimdienste. In Langley ist man nicht erfreut darüber. Myerson ordnet an, dass Cutter seinen alten Mentor finden und ausschalten soll. Aber Miles ist eben der Beste in seinem Job. Den findet man nicht so einfach. Derweil produziert er ein Kapitel ums nächste und schickt sie auch jedes Mal an die Geheimdienste der Welt.

Meinung von

Ein kleiner, feinhumoriger Film ist das. Das Buch von Brian Garfield, das dem Film zugrunde liegt, ist wohl ein schwarzhumoriger Thriller. Man nehme das "Thriller" raus und schon hat man einen Film für Hauptdarsteller Walter Matthau. Der hatte übrigens recht viel Mitspracherecht bei dem Streifen. Der Film fängt zum Beispiel auf dem Oktoberfest an. Da Matthau Familienmitglieder im Holocaust verloren hat und deshalb nicht nach Deutschland reisen wollte, sagte nur zu, unter der Bedingung, dass sein Sohn David Matthau mitspielen durfte. David spielt den CIA-Agenten Leonard Ross, der Jagd auf Miles macht. Dass Walter Matthau ein Bierglas hebt, hatte als Voraussetzung, dass seine Schwiegertochter Lucy Saroyan eine Rolle bekam. Sie spielt die Pilotin des Wasserflugzeugs.

Agentenpoker bringt Spaß. Er hat keine wilden Verfolgungsjagden oder Schießereien. Die einzige Schießerei ist die, in der Myersons Ferienhaus von den Kollegen vom FBI in Schutt und Asche geballert wird. Der Film hat wirklich einen feinen Humor. Dass das Haus kaputt geschossen wird, hängt nur damit zusammen, weil Miles die Eier in der Hose hat, das Ferienhaus seines ehemaligen Chefs zu mieten, um darin das "böse Buch" zu schreiben. Solche Kleinigkeiten kommen sehr viele im Film vor.

Matthaus Figur ist eine sehr ruhige, absolut überlegende. Er weiß genau, wie seine Verfolger denken und handeln werden. Deshalb ist er ihnen stets mehrere Schritte voraus. Darum kann er sich diese ungeheure Ruhe in seinem Handeln überhaupt er leisten. Man merkt, dass Miles einer der Besten in seinem Fach war. Durch das Schreiben seiner Memoiren reflektiert Miles seine Jahre beim CIA und kommt auch zu dem Schluss, dass er ganz froh ist, aus diesem Sauhaufen raus zu sein. Die Abrechnung mit seinem dummen Chef wird dann eine Abrechnung mit den Machenschaften der Agentur selber.

Glenda Jackson hatte zwei Jahre zuvor mit Matthau in Hausbesuche gespielt. Es war Matthau, der gerne wieder mit Jackson zusammen arbeiten wollte. Ihre Isobel steht seit ihrem Austritt aus dem Agentenleben unter ständiger Beobachtung ihrer ehemaligen Kollegen. Niemand geht so einfach fort. Das stört sie eigentlich nicht. Erst als Miles bei ihr auftaucht, werden die Lauschohren lästig. Isobel und Miles wissen aber auch hier Rat. Sie haben ein gut funktionierendes System, um dem "Big Brother" zu entgehen. Und dann ist da noch der Dobermann ...

Agentenpoker dürfte heute kaum einer kennen. Dabei sind das gut angelegte 106 Minuten. Der Film ist harmlos, macht aber Spaß.