Filmplakat Adams Äpfel

8/10

"Nein. Hitler hatte einen Vollbart" — Adams Äpfel, 2005

Adams Äpfel

Besprechung

Irgendwo in Dänemark steigt der Neo-Nazi Adam Pedersen (Ulrich Thomsen) aus einem Bus. Der Ex-Häftling wird von Pater Ivan (Mads Mikkelsen) abgeholt. Ivan nimmt hoffnungslose Fälle auf, in der Hoffnung sie Gott zuzuführen. Adam, der offensichtlich wider seines Willens dort ist, zeigt sich zunächst sehr schweigsam.

In der Kirche angekommen, lernt Adam seine anderen Mitbewohner kennen: den Triebtäter und Alkoholiker Gunnar (Nicolas Bro) sowie den Tankstellen ausraubenden Khalid (Ali Kazim).

Ivan ist eine Frohnatur. So scheint es. Er geht immer geradeaus, sieht nicht das Böse sondern nur das Gute. Doch wehe, man widerspricht ihm, dann wird man in Grund und Boden argumentiert. Ivan wird hitzig, wenn etwas nicht so läuft wie er es möchte.

Adam kann alles machen, was er will, so Ivan. Also: Was will Adam? Der sagt, er will einen Apfelkuchen backen. Gut! Dann ist Adams neue Aufgabe, auf den Apfelbaum im Kirchengarten aufzupassen und später einen Kuchen zu backen.

Der Neo-Nazi versteht Ivan nicht. Wieso ist der so fröhlich? Wieso hält er, wenn man ihn schlägt nicht nur die sprichwörtliche, sondern seine echte andere Wange hin? Der hiesige Arzt verrät in seiner geschwätzigen Art, wieso Ivan so anders ist und die Realität nach seinem Willen hin- und herbiegt.

Meinung von

Der Film lässt sich skurril an. Sehr seltsam trockener Humor. Somit etwas, das man von den Dänen erwartet. Absolut schräge Situationen, in denen sich Adam befindet. Ivan ist geradezu nervig froh und sieht in allem Bösen eine Prüfung des Teufels.

Erst als wir erfahren, wieso Ivan so seltsam drauf ist, wird es nicht nur verständlich, sondern auch unangenehm. Adams Äpfel ist keine einfache Komödie. Der Film ist eine Tragödie. Auf der einen Seite urkomisch, auf der anderen Seite bedrückend. Ernste Themen wie Kindesmissbrauch oder Gehirntumore werden aufgegriffen, dass man erst einmal schlucken muss. Doch immer wieder wird der Zuschauer in absurde Situationen geworfen, so dass alles nur noch zum Lachen ist: der Araber, der Tankstellen ausraubt, flucht wie ein Rohrspatz und schießwütig ist, ist noch die verrückteste und komischste Figur.

Alle anderen Figuren, der gescheiterte Tennisstar Gunnar, die Alkohlikerin Sarah (Paprika Steen) und allen voran Pater Ivan — sie sind alle tragisch und traurig. Jedoch muss man den Kopf schütteln und gleichzeitig lachen, ob der Blindheit des Pfarrers, der auch schon einmal einen alten Mann vom Toilettengang abhält — während der Predigt geht das auch nicht.

Eine bitter Komödie ist Adams Äpfel, nichts, was man sich unbedingt anschauen sollte, will man einen unbeschwerten Abend verbringen. Und doch ist der Streifen — der übrigens, was ich auch lustig finde, u.a. den "Kulturpreis der dänischen Pastoren" gewonnen hat — witzig. Eine seltsame Mischung, die Regisseur Anders Thomas Jensen da hinbekommen hat.

Mads Mikkelsen spielt den gestörten Pater prächtig. Ebenso ist Ulrich Thomsen als Neo-Nazi zu loben. Thomsen wandelt seine Figur kaum merklich, doch dann fällt einem seine Veränderung auf. Adam ist eine schlechte Person. Das merkt man schnell, das sagt er sogar später. Doch irgendwo ist was Gutes auch in Adam.

Der Film endet auf seltsame Weise. Dennoch bin ich für dieses Ende dankbar.

Gestört hat mich lediglich die Synchronstimme von Mads Mikkelsen. Die passte nicht, war irgendwie zu hoch. Doch das will ich dem Film nicht negativ anrechnen — eher dem Synchronstudio.