Filmplakat Humoreske

7/10

"Wir brauchen sehr viel Mut um uns so zu sehen wie wir wirklich sind." — Humoreske, 1946

Humoreske

Besprechung

Kleine Jungs wollen gerne Baseball spielen oder wünschen sich eine Eisenbahn zum Geburtstag. Paul Boray (Robert Blake) ist der jüngste Sohn des Krämers Rudy Boray (J. Carrol Naish) und dessen Frau Esther (Ruth Nelson). Zusammen mit seinem älteren Bruder Phil (Tommy Cook) lebt der kleine Paul über dem Laden der Familie. Paul ist anderes als die Kinder aus der Straße. Paul wünscht sich eine Geige zum Geburtstag. Der Vater ist dagegen, die Mutter unterstützt ihren Sohn.

Harte Arbeit, ewiges Üben und ein Studium bringen Paul (John Garfield) dazu, ein großer Musiker zu werden. Leider bleibt der Erfolg aus. Die Weltwirtschaftskrise hat zugeschlagen und niemand will einen Geigenspieler haben. So schlägt sich Paul mit kleinen Auftritten durchs Leben, wobei er auch oft aneckt. Er ist ein genialer Musiker, der die Stücke der großen Komponisten auf seine Art interpretiert. Dass er damit nicht immer gut ankommt, muss sich Paul auch von seinem Freund und Mentor, dem Pianisten Sid Jeffers (Oscar Levant) anhören.

Sid schleppt Paul dann eines Abends auf eine Party des reichen Ehepaares Wright. Die Wrights sind bekannt dafür, Musiker zu fördern. Helen Wright (Joan Crawford), die dem Alkohol zugetan ist, findet sofort Gefallen an Paul. Ihr Mann Victor (Paul Cavanagh) steht nur daneben und muss mit ansehen, wie Helen Paul in die richtigen Kreise bringt – und sich dem Musiker schließlich an den Hals wirft. Alle sind sich darüber einig, dass diese Beziehung nicht gut ist. Paul hört nicht auf Freund und Familie.

Meinung von

John Garfield war ein Jahr zuvor dem breiten Publikum durch Im Netz der Leidenschaft bekannt geworden. Joan Crawford war gerade erst von MGM zu Warner gewechselt und hatte mit Solange ein Herz schlägt einen riesigen Erfolg feiern dürfen. Dieses Paar sollte nun zeigen, was sie gemeinsam auf die Leinwand brächten. Garfield war ein Method Actor und hat sich in seiner kurzen Karriere voll in seine Rollen vertieft gehabt. So auch in Humoreske.

Zwar konnte Garfield nicht die Violine spielen, aber er konnte es gut schauspielern. Wobei man bei den Nahaufnahmen lieber darauf setzte, zwei professionelle Musiker hinter Garfield zu stellen. Der Kamerawinkel ist stets so gut gewählt, dass die Illusion perfekt ist. Die Musik, die wir hören wurde von Isaac Stern eingespielt. Stern, einer der bedeutendsten Violinisten des 20. Jahrhunderts, war gerade dabei in den Klassikhimmel aufzusteigen.

Der Film zeigt den Werdegang eines jungen Musikers. Er will auf seine Art und Weise spielen und er will dafür anerkannt werden. Dafür arbeitet Paul sehr hart. Das ist sein einziges Ziel. Darüber verliert er auch seine Jugendfreundin und Kollegin Gina (Joan Chandler) aus den Augen. Die hat ihm zwar ihre Liebe gestanden, Paul packt jedoch die Chance beim Schopf und schwingt sich in die High Society auf. Helen ist sein Ticket nach oben.

Humoreske ist vor allem ein Drama. Wir haben die geradezu besessene Figur des Paul. Dann ist da noch die Frau, die in einer unglücklichen Ehe feststeckt, mit einem Mann, der schwach ist. Helen braucht jedoch eine starke Hand, die sie führt. Paul ist zwar anfangs auch verliebt, doch seine Liebe zur Musik ist viel, viel stärker. Daran geht Helen am Ende auch kaputt. Sie hat sich, weil sie so unglücklich ist und nie Gefühle zeigen konnte, in den Alkohol geflohen. Paul bringt sie davon ab. Für eine gewisse Zeit. Denn Helen ist eigentlich nicht das, was sich Paul eigentlich wünscht.

Das muss der Violinist von seinem Kumpel Sid hören. Oscar Levant, der Mann mit der breiten Nase, war eigentlich ein exzellenter Musiker und Komponist. Er zählt nur 15 Auftritte als Schauspieler, dafür aber sehr viele als Musiker. Levant spielt den unglaublich zynischen Klavierspieler hervorragend. Es ist eine Freude seinen Wortspielen und bösen Äußerungen zu lauschen. Während wir Garfield nur spielen sehen, haut Levant wirklich in die Tasten. Weil er es konnte.

Der Streifen ist hochdramatisch. Garfield spielt versessen, die Crawford bietet uns eine gebrochene, vielschichtige Frau. Mit Levant haben wir einen wunderbaren Comic relief, der dem Film eine angenehme und notwendige Leichtigkeit gibt.