Filmplakat Maria Stuart, Königin von Schottland

7,5/10

"Geht und spielt Verschwörungsspielchen." — Maria Stuart, Königin von Schottland, 2018

Maria Stuart, Königin von Schottland

Besprechung

Sie war von Geburt an Königin, als Mädchen wurde sie mit dem Thronfolger der Franzosen verheiratet, mit 18 kam sie als Witwe zurück nach Schottland. Maria Stuart (Saoirse Ronan) setzt ihren Fuß auf ein Land, das mitten in einem Glaubenskampf steckt. Sie ist die rechtmäßige Herrscherin über Schottland sowie England und auch wenn sie Katholiken ist, will sie nicht nur ihren Glauben behalten, sondern auch über das protestantische England herrschen.

Ihr Halbbruder James (James McArdle), selber Protestant, hat bis zur Rückkehr seiner Halbschwester über Schottland gewacht. Er hat einen fragilen Frieden zwischen den beiden Glaubensrichtungen herstellen können. Mary zerstört das alles. Sie wird von allen Seiten angefeindet. Als ersten Feind macht sie sich den Priester John Knox (David Tennant).

Von Anfang an steht die Frage im Raum, wie Maria über Großbritannien herrschen kann, wenn in England ihre Cousine, Königin Elizabeth I. (Margot Robbie), auf dem Thron sitzt. Obwohl sich die beiden Frauen nicht kennen, fürchtet jede die andere. Maria würde sich mit Schottland begnügen und Elizabeth auf dem Thron lassen, wenn diese zusagte, dass nach Elizabeth‘ Ableben England an Maria überginge. Das will Elizabeth nicht. Die unfruchtbare Elizabeth wird von ihrem Berater William Cecil (Guy Pierce) beraten. Der schlägt vor, dass Elizabeth Maria raten solle einen Briten zu ehelichen. Er hat Elizabeth‘ Liebhaber Robert Dudley (Joe Alwyn) im Auge. Doch bevor der von Maria in Betracht gezogen werden kann, hat sie sich schon in Henry Darnley (Jack Lowden) verguckt. Der wirbt jedoch auch nur aus Kalkül um die junge Königin.

Meinung von

Mann, diese Schinken rund um irgendwelche Adelshäuser – okay, meistens britischer Natur –, sind doch immer etwas verwirrend. Da jagt eine Intrige die andere, ein Schurke ist schlimmer als der andere. Das war damals, Mitte des 16. Jahrhunderts, nicht anders. Maria Stuart, Königin von Schottland zeigt uns dieses Wirrwarr bestens.

Der Film zeigt uns aber auch eine junge, stolze Frau, die ihr Erbe mit offenen Armen entgegen nimmt. Maria will Königin sein. Sie weiß, dass sie das Recht auf ihrer Seite hat. Nur gibt es da das kleine Problem mit dem Krach zwischen den Protestanten und den Katholiken. Maria zeigt Größe und gewährt allen Bürgern Glaubensfreiheit. Das kommt überraschenderweise nicht gut an. Denn Maria ist eine Frau und eine so ambitionierte Frau flößt den Lords mächtig Angst ein; der Kirche natürlich ebenfalls.

Maria Stuart, Königin von Schottland handelt von zwei Frauen, die sich in einer männlichen Welt behaupten müssen. Maria, selber jung und fruchtbar, kann für die Zukunft des Adelsgeschlecht sorgen. Elizabeth kann das nicht. Sie ist unfruchtbar und leidet darunter enorm. Das sieht man ihr auch an. Am Ende soll Elizabeth sich vollkommen in die Rolle der Herrscherin vertiefen. Weiblichkeit ist da keine mehr vorhanden. Im Film geht sie bereits den Weg, doch nach Marias Tod verhärtet sich Elizabeth Herz vollkommen. Übrig bleibt eine Maske.

Saoirse Ronan und Margot Robbie machen beide einen wunderbaren Job. Beide Charaktere kämpfen um Macht. Zum einen geht es zwischen den Frauen um die Vorherrschaft, dann aber auch immer der Kampf innerhalb einer patriarchalischen Welt. Da ist unter anderem dieser Hass predigende Reformator John Knox. Dass unter diesem monströsen Rauschebart Dr. Who-Darsteller David Tennant steckt, habe ich erst sehr spät begriffen.

Regisseurin Josie Rourke schafft es, all diese guten Schauspieler mit fester Hand zu führen. Maria Stuart, Königin von Schottland ist Rourkes erster Film. Da habe ich andere Regisseure gesehen, die in ihrem Erstlingswerk schön versagt haben. Rourke hat aber die nötige Erfahrung am Theater gesammelt gehabt, um eine so gute Arbeit abzuliefern. Seit 2000 leitet sie Theaterstücke.

Die Dreharbeiten zu Maria Stuart, Königin von Schottland waren so geplant, dass Rourke zuerst mit Robbie die Elizabeth-Szenen drehte. Robbies letzter Tag war Ronans erster Tag am Set. Das war dann auch der Tag, an dem sich die beiden Königinnen zum ersten Mal treffen. Proben wurden so gesprochen, dass sich die beiden Schauspielerinnen nicht sahen. Das erste Aufeinandertreffen von Maria und Elizabeth ist auch das erste Aufeinandertreffen der Schauspielerinnen.

Maria Stuart, Königin von Schottland zeigt zwei starke Frauen in einer von Männern dominierten Welt. Beide kämpfen darum, von den Männern, vom Volk und von der Konkurrentin anerkannt zu werden. Das geht mit vielen Intrigen auf beiden Seiten einher. Der Film ist gut geleitet und gut gespielt.