Filmplakat 16 Uhr 50 ab Paddington

8/10

"Ich glaub', ich bin für diese Schwäche alt genug." — 16 Uhr 50 ab Paddington, 1961

16 Uhr 50 ab Paddington

Besprechung

Miss Jane Marple (Margaret Rutherford), selber im Zug unterwegs, muss einen Mord in einem vorbeifahrenden Zug beobachten. Sie meldet den Vorfall, doch die Polizei tut das als Spinnerei einer alten Dame ab. Auch als Inspektor Craddock (Charles Tingwell) bei Miss Marple vorbeischaut, kann sie ihn nicht davon überzeugen, dass das, was sie gesehen hat, tatsächlich geschehen ist.

Die rüstige Dame und Krimi-Spezialistin schnappt sich ihren Freund, den etwas ängstlichen Bibliothekar Mr. Stringer (Stringer Davis). Gemeinsam gehen sie die Bahnstrecke ab. Da an der Endhaltestelle im Zug nichts gefunden wurde, geht Miss Marple davon aus, dass die Leiche aus dem Zug entsorgt wurde. Nach einigem Suchen findet sie Anhaltspunkte dafür, dass sie Recht haben soll. Wie es scheint, ist der Körper über die Mauer eines Anwesens gehievt worden.

Als Haushälterin getarnt lässt sich Miss Marple bei dem griesgrämigen Ackenthorpe (James Robertson Justice) anstellen. So kann sie unbemerkt ihre eigenen Untersuchungen anstellen. Mit im Haus wohnt noch die Tochter Evelin (Muriel Pavlow) und deren Neffe Alexander (Ronnie Raymond). Mrs. Kidder (Joan Hickson) hilft im Haushalt aus, Mr. Hillman (Michael Golden) ist als Gärtner angestellt. Miss Marple findet heraus, dass an dem Freitag, als sie den Mord beobachtet hat, Ackenthorpe seinen Geburtstag feierte und die gesamte, geldgeile Sippschaft anwesend war. Dann findet Miss Marple die Leiche.

Meinung von

Ah, die alten Miss Marple-Filme. Die liefen früher sehr oft im Fernsehen. Irgendwann hat man die also bestimmt mal gesehen. Der Film basiert auf einem Roman von Agatha Christie. Es wurden einige Änderungen vorgenommen. So gab es in der Buchvorlage zum Beispiel die Figur des Mr. Stringer nicht. Stringer Davis war im wahren Leben mit Margaret Rutherford verheiratet. Miss Marple-Schöpferin Agatha Christie soll nicht von der Besetzung durch Dame Margaret Rutherford begeistert gewesen sein. Sie hatte eine kleine, zierliche, nicht so nassforsche Großmutter im Sinne. Jupp, da war Rutherford weit von entfernt.

Rutherford ist eine wunderbare Setzung für die Hobby-Detektivin Marple. Sie ist resolut, nicht auf den Mund gefallen – das gefällt auch den (älteren) Herren. Hier ist es Ackenthorpe selber, der Miss Marple am Ende einen Antrag macht. Sie hat dem geizigen und verknarzten Ackenthorpe aber auch so manches Mal Paroli geboten. Das war er wohl nicht gewohnt. Dennoch bleibt Miss Marple natürlich eine ältere Dame. Sie kann leicht erschreckt werden und man muss befürchten, dass sie einen Infarkt bekommt. Sie begibt sie bewusst in Gefahr, um den Mörder zu finden.

All die Kriminallektüre soll sich am Ende ausbezahlt machen. Nicht nur, dass die Reihen der Verdächtigen durch den wahren Mörder ausgedünnt werden – was echt blöd ist –, Miss Marple kann gut kombinieren und kommt so dem wahren Mörder auf die Spur. Die Auflösung ist dann überraschend. Ich hatte die Person nicht unter Verdacht.

Was diesen Miss Marple-Filme (und seine drei Nachfolger) auszeichnet, das ist der feine Humor, der mitschwingt. Das macht die Filme so beliebt. Man schaut sie sich gerne mehrfach an. Tee und Kuchen dazu gefällig? Der Film war damals jedenfalls ein Kassenknüller. Das muss seinen Grund haben. Er ist einfach gut.