Filmplakat Phase 4

4,5/10

"Ich glaube die Bürokraten werden ziemlich missgestimmt sein, wenn sie von unseren Toten hören." — Phase 4, 1974

Phase 4

Besprechung

Es gab Befürchtungen, dass die seltsamen astronomischen Ereignisse verheerende Resultate nach sich ziehen würden. Doch als die Ereignisse vorbei waren, schien nichts passiert zu sein. Nur der britische Forscher Dr. Ernest D. Hubbs (Nigel Davenport) machte eine grausame Entdeckung. In einem Hochlandtal von Arizona beobachtete er ein biologisches Ungleichgewicht. Alle natürlichen Feinde von Ameisen scheinen ausgestorben zu sein. Wenn das so weitergeht, dann müsse man entsprechend handeln, sonst nähmen die Ameisen Überhand.

Hubbs bekommt Forschungsgelder bewilligt. Neben ihm arbeitet noch James R. Lesko (Michael Murphy) an dem Projekt. Er soll die Kommunikationswege der Ameisen entschlüsseln. Gemeinsam schließen sie sich in einem mitten in der freien Wildbahn gelegenen, kugelförmigen Labor ein. Da nichts zu passieren scheint, außer der Tatsache, dass die Ameisen seltsame Gebilde bauen, greift Hubbs zu drastischeren Maßnahmen, um die Aufmerksamkeit der Ameisen zu wecken. Danach kann Lesko die Geräusche der Ameisen empfangen und schließlich auch erste Ergebnisse in der Entschlüsselung der Ameisen-Kommunikation machen. Die kleinen Krabbler scheinen eine Sprache entwickelt zu haben. Schließlich greifen sie an.

Während des Angriffs wird eine Farmersfamilie getötet, die eben im Begriff war, die beiden Forscher um Hilfe zu bitten. Nur die junge Kendra Eldridge (Lynne Frederick) überlebt und wird am nächsten Tag von Hubbs und Lesko aufgenommen.

Hubbs weigert sich Hilfe zu rufen, da er befürchtet, dass das das Ende seiner Forschungen wäre. Die Ameisen gehen derweil auf Distanz und bauen seltsame Hügel um das Labor herum, Hügel, die das Sonnenlicht gezielt auf das Labor werfen, so dass die Hitze in der Kuppel immer mehr ansteigt. Die Ameisen entwickeln also Strategien zur Abwehr von Feinden.

Als es Lesko gelingt, den Ameisen eine simple, mathematische Botschaft zu senden, um zu signalisieren, dass in der Kuppel intelligente Lebewesen sind, bekommt er eine erschreckende Antwort zurück.

Meinung von

Ameisen als Horrorangreifer – das hatten wir doch schon mal mit Formicula. Damals war es radioaktive Strahlung, die die Ameisen riesig werden ließ. In Phase IV ist es nichts bestimmtes, nur ein "astronomisches Phänomen", das die Veränderung bei den Ameisen hervorruft. Und sie werden auch nicht riesig, sondern entwickeln Intelligenz. Sie halten Sitzungen ab, kommunizieren miteinander, entwickeln Strategien und dezimieren bewusst alle Gegner. Das klingt erschreckend, wenn man bedenkt, wie omnipräsent Ameisen sind und wie zahlreich. Die Gefahr lauert also überall.

Der Film kommt mit einem sehr bescheidenen Stab an Schauspielern aus, die Kulissen sind ebenfalls recht spartanisch. Leider sind das auch die Dialoge und die schauspielerischen Leistungen. Vor allem Lynne Frederick, die später die vierte Frau von Peter Selters werden sollte, glänzt eigentlich nur mit Schönsein. So wirklich viel Text hat sie nicht und die darstellerischen Leistungen beschränken sich auch stark.

Man kann Phase IV, somit im Grunde in der Kategorie B-Movie ablegen. Auch wenn er "nicht optimal" umgesetzt ist, hat er doch etwas. Die Idee, dass die Ameisen intelligent werden und gezielte Aktionen verrichten, die sich gegen Menschen richten, ist durchaus spannend. Regisseur Saul Bass, der eigentlich bekannt wurde durch das Gestalten von Filmvorspännen, mischt in die eher magere Umsetzung des Stoffes viele Naturaufnahmen. Wer also Ameisen nicht mag, der sollte sich den Film nicht anschauen. Riesige Nahaufnahmen von Ameisen sind zu sehen. An manchen Stellen ein wenig zu viel. Hier hätte man kürzen können, allerdings wäre dann der Film vermutlich unter 80 Minuten Gesamtlänge geschrumpft. Was seltsam für einen abendfüllenden Film anmutet. Neben den Naturaufnahmen zeigt Bass in seinem einzigen Spielfilm auch Makroaufnahmen von Händen. Es gibt eine Szene, in der Hubbs eine Ameise in seinem Labor verfolgt. Hier wird riesig aufgezogen. Das sind Bilder, die man nicht oft sieht.

Phase IV ist ein durchaus ambitionierter kleiner Streifen mit einer interessanten Grundidee. Allein die Umsetzung ist sehr mager gelungen. Erst zum Ende hin wird noch einmal ganz klar bewusst, wie groß die Bedrohung durch die Ameisen sein wird, wenn sie sich weiter so entwickeln. Absolut unlogisch ist, dass die Ameisen einen Bau haben, in dem so große Gänge angelegt sind, dass auch Lesko darin herumkriechen kann. Wieso sollten die das machen? Was hat es, wo wir schon beim Fragenstellen sind, mit dem Ameisenbiss in Hubbs' Hand auf sich? Die wird immer dicke rund dicker – aber wieso? Ich dachte immer, Hubbs würde sich in eine Ameise verwandeln. Aber die Hand wird nur dicker und dicker. Nicht einmal Ameisen kommen aus der Hand heraus.

Der Schluss von Phase IV ist dann auch eher ökologisch dystopisch. Die Ameisen übernehmen die Menschen. Was zum Teufel? Bass schuf wohl noch ein weiteres, alternatives Ende, das jedoch nicht beim Publikum ankam.

Wer Horror-B-Movies mit für die 1970er typischen Synthesizermucke mag, der ist bei Phase IV bestens aufgehoben. Wer einen Film sehen mag, bei dem man unweigerlich anfängt an sich selber zu kratzen, der ist ebenfalls richtig bedient. Im Endeffekt ist der Streifen auch nicht zu lang, also geht auch nicht zu viel Lebenszeit verloren.